Clubstory

Golfclub Föhr – Nordseeperle

Auch mit 90 Jahren kann man noch zu den Stars der Nation aufsteigen – wie der Golfclub Föhr eindrucksvoll bewiesen hat. Nach Redesign und Ausbau auf 27 Löcher verfügt der Platz  jetzt über eine der spektakulärsten Golfanlagen in Deutschland.

Föhr war schon immer eine Reise wert. Für Radler, Reiter, Badeurlauber und vor allem Ruhesuchende. Der Golfsport dagegen spielte noch bis vor 25 Jahren für den Nordsee-Urlauber eine eher untergeordnete Rolle. Und das bei aller Tradition – immerhin wird auf der beliebten Nordsee-Insel seit 91 Jahren (!) der Ball Richtung Loch befördert.

Die ersten 64 Jahre davon allerdings auf neun schmalen Waldschneisen, die den golfenden Insulanern und Besitzern von reetgedeckten Feriendomizilen lange Zeit genügten. Erst als auch mit einem gewissen Bernhard Langer der Golfsport in Deutschland seinen ersten großen Aufschwung erlebte, wurden die Golf-Begehrlichkeiten auf Föhr entscheidend geweckt. Und wie: Die kleine, knuddelige Anlage des GC Föhr in Greveling, die ihren Mitgliedern und Feriengästen lange als angenehmer und geselliger Zeitvertreib diente, hat in den letzten 27 Jahren einen Wandel vollzogen wie wohl keine zweite Golfanlage in Deutschland.

Blau 6 (Par 3, 136 m gelb): Ein grandioses Par 3, das richtig schwer wird, wenn die Fahne rechts oder links hinter den Grünbunkern steht.
Blau 6 (Par 3, 136 m gelb):
Ein grandioses Par 3, das richtig schwer wird, wenn die Fahne rechts oder links hinter den Grünbunkern steht.

Der GC Föhr 2016 verfügt über eine der spektakulärsten 27 Löcher-Anlagen in unserem Lande. Dicht dran an den „Platzhirschen“  des letzten GOLF MAGAZIN-Rankings (6/2015), WINSTONlinks (1.), Budersand Sylt (2.) und Hamburger Golf Club Falkenstein (3.).

Aber der Reihe nach: Nun wollen wir uns an dieser Stelle nicht mit der gesamten, wenn auch sehr bewegten, 91-jährigen Historie des GC Föhr beschäftigen, aber ein Blick zurück auf die „jüngere“ Vergangenheit muss erlaubt sein, bevor wir Ihnen die Reize der Gegenwart offenbaren.

Zweifacher Ausbau auf Föhr

Am 6. Oktober 1966 ging der Golfclub Föhr aus dem 1925 gegründeten GC Südstrand-Föhr hervor. Man erwarb westlich des Wyker Flughafens ein neues Gelände und ließ den renommierten englischen Architekten Frank Pennink (u. a. Penina/Algarve) auf 27 Hektar einen neuen Neun-Löcher-Platz entwerfen. Nach einem Jahr Bauzeit war der Platz im Oktober 1970 für 300.000 DM fertiggestellt. 1989 kam die weitsichtige Entscheidung für den Ausbau auf 18 Löcher. Beauftragt wurde der seinerzeit international angesagte Architekt Donald Harradine. Eröffnung September 1990 – natürlich feierlich, das können sie im GC Föhr mit Stil und Hingabe.

Wenn man ehrlich ist bzw. war, waren die zweiten Neun allerdings kein Meisterwerk des Altmeisters Harradine. Zu flach, zu statisch, zu offen, zu wenig Esprit – und mit den alten Neun im Wald waren sie auch nie in harmonischen Einklang zu bringen. Immerhin wuchs die Mitgliedschaft an und auch die Zahl der Greenfeespieler stieg dank des 18 Löcher-Angebots.

Gründe genug für den damaligen Präsidenten Nickels Peter Hinrichsen und seinen Vertreter und heutigen Präsidenten Joachim Schweim 2008 eine Erweiterung auf 27 Spielbahnen bei den Mitgliedern durchzuboxen. Ein Küstenplatz im Links-Style mit Dünen, Ginsterbüschen, Heideflächen und Strandhafer sollte es werden. Für das ambitionierte Projekt gewann man die Firma Städler Golf Courses, für die der junge und seit Kinderzeit ortskundige Architekt Christian Althaus die Projektleitung übernahm.

Golfclub Föhr
Nachbau eines finnischen Holzhauses aus bester karelischer Kiefer. Rustikal, unprätensiös und doch gemütlich, dicht am Geschehen und vor allem in die Landschaft passend. Hier schmeckt das Bier danach.

Am 18. Juli 2009 – diesmal mit über 300 Gästen – durfte wieder gefeiert werden: Die Anlage des Golfclub Föhr war zur größten an der deutschen Nordsee aufgestiegen, mit neun Löchern im Links-Design, die national wie international für Aufsehen sorgen sollten. Die erste Auszeichnung ließ nicht lange auf sich warten. Anfang 2011 nominierten die Experten des GOLF MAGAZINs die Föhr-Erweiterung für den GM-Award in der Kategorie „Bester neuer Golfplatz Deutschlands“.

2011 Nominierung für den GOLF MAGAZIN-Award

Der Golfclub Föhr war nach fast 90 Jahren im Kreis der deutschen Top-Golf-Anlagen angekommen. Und Präsident Schweim hatte mit unnachgiebiger Überzeugungsarbeit ein (Spiel)-Feld bereitet, das auch noch den nächsten Generationen Freude bereiten wird: „Wir wollten uns von der nächsten Generation nicht vorwerfen lassen, wir hätten die Entwicklung verschlafen.“ Die Mitgliederzahl ist in den letzten sechs Jahren von 740 auf gut 900 (ein Drittel Insulaner, zwei Drittel vom Festland, keine Fernmitgliedschaften) angestiegen. Bei den Greenfeeeinnahmen peilt man die halbe Million Euro an.

Also alles gut in Greveling, mochte man meinen. Beinah. Vorstand, engagierte Mitglieder und der mittlerweile selbstständige Architekt Althaus entdeckten mit der Zeit weiteres Entwicklungs- und Optimierungspotential in der 27 Löcher-Anlage. Und mit diesen Erkenntnissen trat „Überzeuger“ Schweim 2013 vor die Mitgliedschaft und erhielt die Zustimmung für eine Umgestaltung der alten gelben Löcher (die drei 9 Löcher-Schleifen sind nach den nordfriesischen Clubfarben Gelb, Rot, Blau benannt).

Golfclub Föhr
Blau 5 (Par 4, 412 m gelb): Kleine Dünenhügel erschweren das Grün-Anspiel.

Der für die Club-Finanzen zuständige Präsident veranschlagte ein Budget von 1,5 Millionen Euro (ein Drittel Spenden). Und der Architekt, die Baufirma Nelson & Vecchio (u. a. Bro Hoff Slott/Schweden), sowie der extra engagierte und weltweit als Koryphäe angesehene Shaper Mick McShane (u. a. Kingsbarn und Castle Course St. Andrews/Schottland) lieferten.

Zwölf Löcher fassten sie schließlich an und am Ende waren sogar noch eine neue Caddyhalle und Büroräume für das Team um Club-Manager Florian Gneist (der gute G(n)eist vom GC Föhr) im Budget drin. Beeindruckend ist die Design-Vielfalt der modernen 27 Löcher-Anlage. Wald-, Heide-, Links-Golf gepaart mit geschickt angeschobenen Dünen, Wastearea und Wasserhindernissen – mehr geht nicht. Und dabei ist Althaus stets ein eleganter, harmonischer Übergang in die unterschiedlichen Geländestrukturen gelungen.

Masterpiece der Golfarchitektur im Golfclub Föhr

Das beste Beispiel, vielleicht sogar ein Masterpiece der modernen Golfplatz-Architektur, liefert dafür die blaue Schleife. Die ersten beiden Löcher (Par 4, Par 3) liegen noch im dichten Nadelwald. Tee drei ebenfalls, mit dem zweiten Schlag Richtung Grün 3 aber öffnet sich das Gelände und der Golfer wird sanft in die Geheimnisse und Tücken des Links-Golf eingeführt. In der Drivezone teilt eine mit hohem Rough bewachsene Düne das Fairway. Mittendrin ein tiefer Fairwaybunker. Ein Blick in den Strokesaver vor dem Abschlag lohnt sich also, um nicht frühzeitig eine böse Überraschung zu erleben. Das erhöhte Grün (29 m tief) ist in dem leicht ansteigenden Gelände rückseitig von einer Düne geschützt.

Mit 297 Metern vom gelben Tee droht man das Par 4 anfänglich zu unterschätzen, die Ausrichtung in den üblich vorherrschenden Westwind, die Rough-Düne im geteilten Fairway und das erhöhte Grün aber holen einen schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Optisch viel schöner sowie spieltstrategisch kaum besser und moderater hätte man den Einstieg ins Links-Golf nicht anlegen können. Dem renommierten Architekten Arthur Hills ist es auf dem topographisch vergleichbaren Platz Oitavos Dunes (Cascais/Portugal) – gilt als bester Links Course in Kontinentaleuropa – nicht besser gelungen.

Golfclub Föhr
Mal eine andere Perspektive: Die 27 Löcher des GC Föhr von oben aufgenommen.

Danach zieht der Platz merklich an und man spielt mal mit, mal gegen den Wind bestes Links-Golf. Ein Eye Catcher ist dabei die meist quer zum Wind liegende 6 (siehe Aufmacher-Foto) – ein wunderhübsches Par 3. Überhaupt sind die sechs Par 3-Löcher eine Stärke der 27 Löcher-Anlage. Auf dem Papier bzw. der Scorekarte scheinen zwischen dem längsten (167 m) und kürzesten (133 m) Par 3 nur zwei bis drei Schläger zu liegen. Im wahren Leben bzw. im Nordseewind kann die Schlägerwahl aber zwischen Pitching Wedge und Holz 5 liegen.

Tolle Par 3-Löcher, schlichtes Finish

Der offensichtliche Schwachpunkt im GC Föhr sind die Schlusslöcher der jeweiligen drei neun Löcher-Schleifen. Die „letzten Mohikaner“ des Pennink-Designs passen in Grün- und Bunker-Style einfach nicht mehr zur Althaus-Moderne. Wie der Autor weiß, soll Architekt Althaus dem Präsidenten Schweim schon die letzten Optimierungsvorschläge zum „perfekten Platz“ geflüstert haben.

„Vorher müssen wir aber mal ein bisschen Geld verdienen“, bremst Club-Manager Gneist die Euphorie des Golf-Enthusiasten.

Wird schon, lieber Herr Gneist. Föhr ist längst nicht mehr nur für Radler und Ruhesuchende eine Reise wert. Die Nordsee-Perle in Greveling gehört seit 2015 auf die Must-Play-List eines jeden Golfers.