Reise

Ägypten: Sehnsucht nach Sonne

Madinat Makadi – im Vordergrund das 18. Grün des Championshipplatzes direkt vor dem neuen Golfhotel. Im Hintergrund die Makadi Bucht am Roten Meer.
Von Kolja Hause

Die Sehnsucht nach Sonne überstrahlt alle anderen Reisewünsche“, das sagt Prof. Dr. Horst W. Opaschowski, Wissenschaftlicher Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen. „Sonnengarantie wird zum Synonym für gelungenen Urlaub“, folgert der Professor aus seinen Ergebnissen der 25. Deutschen Tourismusanalyse. Deutschland bleibe nach wie vor das beliebteste Urlaubsziel der deutschen Reiseweltmeister, „aber es ist vielleicht nur noch eine Frage der Zeit, wann auch nordafrikanische Reiseziele wie Ägypten in der Gunst der deutschen Urlauber am Traditionsreiseland Österreich vorbeiziehen“, so Opaschowski.
  
Speziell Ägyptens Strände locken am stärksten. Die sogenannte Riviera am Roten Meer rund um die Touristenmetropole Hurghada war im Dezember 2008 in deutschen Reisebüros und im Internet das meistgesuchte Ziel zur Urlaubsplanung (Quelle: fvw Magazin für Touristik & Business Travel), noch vor Spanien und weit vor der Türkei. Und die Deutschen stellten 2008 mit 1,2 Millionen von insgesamt 12,8 Millionen Gästen die mit Abstand stärkste Besuchernation im Land der Pharaonen dar.
  
Kein Wunder, denn zu Zeiten der allgegenwärtigen Finanzkrise schaut jeder gleich mehrfach in das eigene Portemonaie. Der eine so wichtige Urlaub zur kalten Jahreszeit will jetzt besonders gut überlegt sein. Günstig sein und auf jeden Fall bezahlt machen muss er sich. Im Klartext heißt das für die meis-ten: Sonne satt für wenig Geld. Und dafür ist Ägypten bekannt.
  
Das trifft auch auf die Golfer zu, wenngleich deren Anforderungspalette neben der Sonnengarantie noch ungleich höher ist: Wie sind die Golfplätze? Wieviele davon gibt es? Was kostet das Greenfee? Habe ich vom Hotelzimmer Blick auf den Platz und auf das Meer? Und, und, und.
  
Das GOLFmagazin ist diesen Fragen am Golf Hot Spot an Ägyptens Westküste des Roten Meers nachgegangen und hat die drei aktuellen Golfplätze von Madinat Makadi, The Cascades Soma Bay und El Gouna mit ihren angrenzenden Resorts für Sie genauer unter die Lupe genommen.
Die Plätze

Wer nach Ägypten ans Rote Meer zum Golfspielen fliegt, der kommt an dem Gary Player Design The Cascades in Soma Bay nicht vorbei. Soma Bay das sind spektakuläre Golflöcher, teilweise auf Klippenvorsprüngen direkt am türkisblauen tosenden Meer, die sich abwechseln mit sattgrünen Fairwayschneisen inmitten der ägyptischen Wüste. Rundherum findet man angenehm wenig Bebauung und nur den Blick auf das nahe Rote Gebirge, welches dem Roten Meer wegen seiner Spiegelung im Wasser seinen Namen gab.
  
PGA Golflehrer Roger Gallagher, ein gebürtiger Schotte, der nur in der Saison von Oktober bis April in Soma Bay arbeitet (die anderen sechs Monate leitet er seine Golfschule am Minoritenhof in Bayern), liebt dieses Panorama am Roten Meer: „Eine Mischung aus Alpen und Gardasee.“ Und besonders die durchgestylte Szenerie mit Felsenformationen und Wasserfällen direkt hinter dem 18. Grün und vor dem imposanten La Residence Des Cascades-Clubhaus mit angrenzendem Thalasso Center hat es ihm angetan: „Das finden Sie so nirgendwo auf der Welt.“
  
Lediglich die Bermuda-Grüns besitzen nicht dauerhaft den gleichen Qualitätsstandard wie der Rest des Platzes. „Fremdgräser an den Spikes der Gäste sind der Hauptgrund für die Unebenheiten“, erklärt Gallagher. „Und im Winter zur Hauptsaison wächst das Gras in Ägypten nunmal kaum.“ Leider sei sein bester Greenkeeper, ein Australier, auch noch abgeworben worden. Das Spielvergnügen auf dem besten der drei getesteten Golfplätze wird durch dieses kleine Manko aber nicht entscheidend gestört. The Cascades ist seine 90 Euro Greenfee in jedem Fall wert. Und das Beste: Derselbe Architekt aus Gary Players Designteam, der auch schon für diesen Platz sowie für den hervorragenden 9-Löcher-Kurzplatz verantwortlich zeichnete, baut demnächst weitere 18 Golfbahnen direkt nebenan. Baubeginn ist voraussichtlich noch dieses Jahr.
  
Eine Spezialität, die alle drei Plätze der Region gemeinsam haben, ist der häufige und oft starke Wind, der an 75 Prozent der Tage im Jahr weht. „Der Wind ist hier wirklich treu“, bestätigt Roger Gallagher. Was für die vielen Surfer, Segler und Kitesurfer der Region ein Segen ist, bringt so manchen Handicap-30-Golfer (der allgemeine Hcp-Durchschnitt der golfenden Gäste am Roten Meer) schon an seine Grenzen. Nicht nur, dass er die Flugbahn der Bälle beeinflusst, auch die zunehmend ausgetrockneten sowie harten Fairways und Grüns erschweren ein punktgenaues Anspielen. Dass allerdings der Gegenwind überwiegt, ist nur ein Gerücht unter Golfern.
  
„Wegen der vielen Sonne und dem Wind bewässern wir unseren Platz neben der kompletten Beregnungsanlage auch noch nachts per Hand“, erzählt Rolf Boehmer, Golfmanager in Madinat Makadi. Und Rainer Tillmanns, Manager in El Gouna, liefert dazu die unglaublichen Zahlen: „Im Sommer verbrauchen wir pro Nacht vier Millionen Liter Wasser.“ 80 Greenkeeper sind dann in El Gouna im Einsatz. „Manpower ist das Wichtigste“, so Tillmanns. Mittlerweile wird übrigens das komplette Nutzwasser recyclet und sogar entsalztes Nilwasser für den Golfplatz genutzt. Die durchschnittlich 20 Minuten Regen im Jahr reichen nicht mal nem Kaktus zum Wachsen, geschweige denn einem Grashalm.
In El Gouna macht sich dieser Wasseraufwand schon länger bezahlt. Der zugegeben layouterisch wenig spektakuläre Platz ist das ganze Jahr durchgehend problemlos bespielbar und verkraftet auch Spielermassen. „2007 lag unsere Auslastung bei 83 Prozent“, so PR-Managerin Dorothée Picht (der Bau an einem weiteren 18-Löcher-Platz hat schon begonnen). Da ist es wichtig, in den Schlüsselpostionen auf dem Platz die geeigneten Personen zu haben.

Einer von denen ist in El Gouna „Mr. No Problem“. Samer, wie er mit richtigen Namen heißt, ist seit vier Jahren Starter. Ein Ägypter mit deutschen Tugenden. Wer in El Gouna Golf spielen möchte, kommt an dem fleißigen Sunnyboy mit der dunklen Sonnenbrille nicht vorbei. „No Problem, Sir“, lange warten muss bei ihm keiner. Noch schnell ein paar Bälle auf der Aqua Range (man spielt in El Gouna, „der Lagune“, ausschließlich auf fünf Inselgrüns) und schon sind die geeigneten Flightpartner gefunden.
  
Mich begleiten Hans und Silvia Dallmeyr vom GC Wörthsee über die 18 von kubischen, nubischen, neonubischen und mediterranen Bauten gesäumten Fairways. Man spricht deutsch in Ägypten. Das gilt für das Personal der Anlagen genauso wie für die meisten Golfer. „Ich find den Platz hier schon leicht“, spricht Hans (85) das aus, was wohl die meisten Golfer an El Gouna lieben. Breite Fairways, faire Grüns es ist schwer, mit einem schlechten Gefühl von der Runde zu kommen. Auch Hans war nah dran, im Score sein Alter zu unterspielen.
  
Einen Abstecher zum nagelneuen Championshipplatz in das 40 Minuten entfernte Madinat Makadi Resort (Eröffnung Dezember 2008) habe ich ihm dann dennoch dringend empfohlen. Auch wenn Hans auf dem teuflisch schweren Wüstenplatz (Hcp-Beschränkung von -36 macht wirklich Sinn) wohl so seine Schwierigkeiten bekommen könnte. 6.389 Meter (!) bei Par 72 vom normalen Herrenabschlag, kein Golfplatz unter der Sonne Ägyptens ist länger. Und damit nicht genug: Das liebste Stilmittel von Architekt John Sanford sind ausladende große Sandbunker. Für den romantischen Wüstenlook grandios, doch in puncto Spielbarkeit vielleicht ein bisschen zu viel des Sandes. Noch in dieser Saison soll es einen ausführlichen Stroke-saver für jeden Gast geben. Das ist auch dringend erforderlich, um die spärlichen hindernisfreien Spots auf dem Platz wenigstens auf dem Papier ausfindig machen zu können.
  
Ein großes Plus der neuen Anlage von Madinat Makadi ist neben seiner großen Driving Range mit 100 Abschlagplätzen und den drei vollwertigen Akademie-Löchern ein exzellent designter 9-Löcher-Kurzplatz, nicht nur für Einsteiger. Der ist wie gemacht für ein schnelles Match vor dem Dinner am Abend und nach einem erholsamen Tag am Strand. Wie in einer Art Golfarena liegt dieser Kurzplatz zwischen Golfhotel und dem Rest des gepflegten Resorts es fehlt nur noch das Flutlicht für eine nächtliche Runde.

GOLFmagazin-Ranking:
1. Soma Bay
2. Madinat Makadi
3. El Gouna

Die Resorts

Bislang wurde Madinat Makadi nicht mit Golf in Verbindung gebracht. „Das wird sich dieses Jahr ändern“, sagt Golfmanager Rolf Boehmer. Ein Mann mit Erfahrung, der bereits in Wannsee, Motzen, St. Eurach und nebenan in El Gouna Golfplätze managte. In Madinat überzeugte ihn von Anfang an die Qualität.
  
Neben dem neuen 5-Sterne- Golfhotel direkt am Platz gehören noch sieben weitere Jaz Hotels zum Resort, je nach Portemonaie, die alle ineinander übergehen jedes mit eigenem Strandabschnitt und der Möglichkeit zum Korallenschnorcheln nur wenige Meter vom Strand entfernt. Besonderer Service: Auf insgesamt 2.000 Zimmer kommen 2.000 Angestellte.
  
Einige der wichtigsten Arbeitnehmer in Madinat sind die Gärtner. Künstler an der Heckenschere, die in einer Art Wettstreit aus den verschiedenen Hotelanlagen einen einzigen versailleartigen Garten machen. „Die Gärtner bekommen freie Hand“, erzählt der Österreicher Wolfgang Tesch, General Manager im Jaz Makadi Star. Ob die Greenkeeper das gleiche Geschick beweisen, werden die nächsten Monate zeigen.
  
In El Gouna, dem sogenannten „Venedig am Roten Meer“, sind sie diesen Beweis nicht mehr schuldig. Seit 1999 gibt es den Golfplatz inmitten der Lagunen, und er hält dem Andrang der Golfer aus 14 verschiedenen Hotels (u. a. Steigenberger, Mövenpick, Sheraton) und etlichen Fincas (jede sieht anders aus) auf über 20 kleinen Inseln stand. „Wir haben bewusst in die Weite und nicht in die Höhe gebaut, jedes Grundstück hat Wasseranbindung“, erzählt PR-Managerin Picht. Für die im Schnitt über 10.000 El Gouna-Gäste aus der ganzen Welt stehen u. a. zehn Kilometer Strand zur Verfügung, neun Tauchschulen, eine kleine Stadt mit 100 Restaurants, einer Bücherei, einem Krankenhaus und sogar Schulen aber nur einem Golfplatz. „Nicht mehr lang, die zweiten 18 Löcher werden bereits 2010 eröffnet“, so Picht.
  
Auch in Soma Bay stehen die zweiten 18 bereits in den Startlöchern, doch auf der Luxus-Halbinsel 40 Minuten südlich von Hurghada plant man bedächtiger in die Zukunft. „Gerade ist das Kempinski fertiggestellt, jetzt kommen ein paar Appartements, dann der neue Golfplatz“, erklärt PR-Managerin Jane Rankin. Gerade entlang der Fairways findet man angenehm wenig Häuser. „Auch für die Zukunft planen wir lediglich eine sanfte Bebauung“, so Rankin. „Wir wollen in Soma Bay den offenen Charakter erhalten.“
  
Soma Bay, das ist von vorne bis hinten personalisierter Luxus statt Massentourismus. Im Les Thermes Marins, dem größten Spa im Mittleren Osten mit Thalasso Zentrum, gibt es von der manuellen Gesichtsdrainage bis zur Décolleté-Rejuvenation einfach alles. „Viele unser zu 70 Prozent deutschen Gäste kommen extra deswegen“, behauptet Jane Rankin. „Und natürlich wegen der Sonnengarantie“

GOLFmagazin-Ranking:
1. Madinat Makadi
2. Soma Bay
3. El Gouna

Ägypten/Rotes Meer
Hotels:

Jaz Makadi Golf Hotel (www.jaz.travel, Foto unten rechts), ab 581 für 7 ÜF p. P. im DZ inkl. Flug

Kempinski Hotel Soma Bay (www.kempinski-somabay.com, Foto unten links), Golfpackage noch bis 30. September: 7 ÜF & 5 GF ab 1.690 für zwei Golfer im DZ ohne Flug

Steigenberger Golf Resort El Gouna (www.steigenberger.com), Golfpackage 7 Ü mit HP p. P. im DZ & 5 GF ohne Flug ab 525

Golfreiseanbieter:

www.oft-reisen.de (z. B. El Gouna, Steigenberger Golf Resort, 7 Ü HP ab 763 inkl. Flug, oder Jaz Makadi Golf Hotel, 7 Ü HP ab 715 inkl. Flug, oder Kempinski Hotel Soma Bay, 7 ÜF ab 1.015 inkl. Flug)

www.golfundfun.de (z. B. El Gouna, Steigenberger, 7 Ü HP & 5 GF ab 699 ohne Flug)
Neue Golfprojekte:

Resort Sahl Hasheesh (www.sahl-hasheesh.com; neben Madinat Makadi). Kurt Rossknecht baut hier im „Tal des Grases“ zwei neue Plätze. Eröffnung nicht vor 2010

Ancient Sands El Gouna (www.ancientsandsresort.com) 18 Löcher vom Amerikaner Karl Litten direkt am Resort. Eröffnung 2010

Auch in Soma Bay wird 2010 mit dem Bau eines zweiten 18-Löcher-Platzes begonnen

Tauchen: Das Rote Meer ist ein Tauchparadies. El Gouna hat über 30 Tauchstellen, das Kempinski Soma Bay sein eigenes Korallenriff direkt am Strand. Außerdem überall im Angebot: Segeln, Surfen, Kitesurfen
Weitere Infos:

www.egypt.travel
www.auswaertiges-amt.de