Reise

Ergänzungsspieler & Superstars

Eines der schönsten Löcher
Von Sven Hanfft und Stefan von Stengel

In Küstennähe bei Carvoeiro betreibt die Pestana Group seit Anfang der 90er-Jahre erfolgreich die Golfanlagen Vale da Pinta und Gramacho inklusive Villen und Appartements. Die Geschäfte liefen in den letzten Jahren sogar so gut, dass man sich gezwungen sah, einen dritten Platz zu bauen, um die Nachfrage zu bedienen und die Zufriedenheit der Gäste zu gewährleisten. Lang andauernde Runden und ein Ausverkauf der Startzeiten waren auf Pinta und Gramacho in der Hochsaison (März, April und Mai) keine Seltenheit.

Silves Golf: Kurze Biester und lange Monster

Im Hinterland bei Silves fand  die Pestana Gruppe schon vor Jahren eine geeignete Expansionsfläche. Die Genehmigungsphase aber zog sich in die Länge, so dass Silves Golf erst 2007 eröffnet werden konnte. Seitdem hat sich der Betrieb in Carvoeiro entspannt, und sollten dennoch mal Engpässe entstehen, kann man den zahlenden Gast immer noch mit einer Runde in Silves vertrösten.
Über die Rolle des Ergänzungsspielers wird Silves Golf aber auch kaum hinauskommen. Im Vergleich zu den tourerprobten Plätzen in Carvoeiro fällt der neue Course doch etwas ab. Die einzelnen Löcher haben durchaus ihren Reiz, eine harmonische Einheit stellt das Layout aber nicht dar. Zu krass ist der Rhythmuswechsel zwischen kurzen und schmalen Löchern (1, 2, 3, 4, 10 und 11) zu langen Monstern (5, 6, 7, 8, 9, 12 und 13).
 Nur unweit von Silves, wenige Kilometer östlich, hat die Oceanico Group auf 640 Hektar für schlappe 500 Millionen Euro zwei Superstars, ein mon- ströses Clubhaus und 400 Wohneinheiten aus dem Boden gestampft. Superstars sind die Plätze von Nick Faldo und  Christy OConnor, die aufgrund ihres unterschiedlichen Designs künftig prächtig harmonieren sollen.
Der Engländer Faldo hat im Desert-Style gebaut, während sein ehemaliger irischer Ryder Cup-Kollege OConnor den Florida-Style mit Palmen und sehr viel Wasser wählte. Beide Plätze sind sportlich äußerst
anspruchsvoll, wobei der OConnor Course sich für einen flachen Resort-Platz ungewöhnlich lang und schwer spielt. Die Handicapbegrenzungen (Faldo 24/36; OConnor 28/36) machen Sinn, für Einsteiger bietet die Algarve andere bzw. bessere Spielmöglichkeiten.
Darüber hinaus zeichnet sich die Anlage mit hervorragenden Übungseinrichtungen aus 9-Löcher-Par 3-Kurs, großzügige Range mit unterschiedlichen Zielgrüns. Über die Qualität wacht die Golf Management Company Troon Golf quasi ein Gütesiegel.
Im Herzen der Algarve befindet sich Golfe da Quinta do Lago auf Expansionskurs. Die Zunahme an neuen Wohnsiedlungen mit Villen und Appartements habe es nötig gemacht,  einen dritten Platz zu bauen, um den Nord und Süd Course zu entlasten, so CEO Domingos da Silva.
Der Par 72-Championship Course Laranjal (6.460 m von hinten) ist aber alles andere als nur ein Ergänzungsspieler. Das Werk des portugiesischen Architekten Jorge Santana da Silva hat absolutes Superstar-Potential und wird mit Sicherheit in den nächsten Jahren zu einem der beliebtesten Plätze an der Algarve aufsteigen. 

Quinta do Vale: Viele Tücken und ein paar Lücken

Im September vergangenen Jahres war der Platz bereits für einige Club-Wettspiele offen, danach lies der irische Besitzer Denis OBrian die Tore aber wieder schließen. Die etwas rumpelige Zufahrt über die Ortschaft Ludo sowie die Schlussbahn genügten nicht seinen Ansprüchen. Ersteres fällt nicht wirklich ins Gewicht, in Punkt zwei müssen wir dem Iren allerdings beipflichten. An der Par 5-Autobahn (500 m von Gelb) zum Abschluss muss nachgebessert werden. Zwei Bunker auf der linken Seite, sanfte Ondulationen und geschwungene Mähkanten wären zum Beispiel geeignete Mittel, dem Final-loch etwas mehr Kontur zu verleihen.
Ansonsten ist der Platz in einem grandiosen Zustand. Die Tifton-Fairways, die schnellen und zum Teil stark ondulierten Pen A-4-Grüns, und die weißen, augustaähnlichen Bunker warten nur darauf, bespielt zu werden. Einer Eröffnung im ersten Quartal des Jahres dürfte nichts im Wege stehen.
Seit Oktober fliegen die Bälle in Quinta do Vale, direkt an der Grenze zu Spanien. Manche meinen, der Ballesteros-Platz sei zu früh eröffnet worden, doch das ist allenfalls die halbe Wahrheit für die zum Teil dünne Grasnarbe auf den Bermuda-Fairways. Bei genauem Betrachten erkennt der Experte, dass beim Bau an Trag- und Unterbodenschicht gespart wurde. Sünden, die sich nur schlecht bis gar nicht kaschieren lassen. Im Gegensatz zu den Bentgrass-Grüns. Die waren bei unserem Besuch in einem hervorragenden Zustand fest, schnell, treu.
Insgesamt ist das Layout des Platzes etwas zu verspielt -irgendwie passend zu einem Mann wie Ballesteros. Auf zahlreichen Löchern braucht der Golfer ein feines Händchen, viel Gefühl und Inspiration. So schon auf der Eins. Das Par 5 (437/393 m) ist erst durch einen querlaufenden Graben und später durch ein frontales Wasserhindernis vor dem Grün unterbrochen. Dazu liegt das Grün quer zur Spielrichtung, hat keine Tiefe und ist somit mit einem langen Schläger kaum anspielbar.
Das Halbinselgrün der 5 (Par 3, 129/118 m) muss in die Hauptwindrichtung angespielt werden. Auf der langen 7 (Par 5, 499/433 m, ebenfalls gegen die Hauptwindrichtung) ist das Fairway im letzten Drittel keine 15 Meter breit, dazu rechts Wasser, links Aus. Tricky sind auch die 9 (Par 3) und 18 (Par 4), die unterhalb des Clubhauses ankommen. Beide Grüns müssen carry angespielt werden, da sie von großen frontalen Teichen verteidigt werden. Zumindest auf dem Par 3 von den hinteren Tees (192 m weiß) bei Gegenwind ein echtes Problem.
Insgesamt zu viele Tücken, die den Spielspaß eher eindämmen denn fördern. Die Betreiber wären gut beraten, den Kurs etwas zu entschärfen und in die Fairwaypflege zu investieren. Andernfalls wird man an der Grenze zu Spanien über das Schattendasein eines Ergänzungsspielers nicht hinaus-
kommen.    

Club-Bewertungen
Oceanico Faldo Course
Bewertung: 5 von 6 Sternen

Adresse: Amendoeira Golf Resort, Morgardo da Lameira, 8365-023 Alcantarilha
Tel: 00351/282/32 06 70
www.oceanicogolf.com
Eröffnung: 2008
Platz: 18 Löcher, Par 72,
5.858 Meter (G); 4.703 m (R), CR/Slope steht noch aus
Architekt: Nick Faldo
Greenfee: März, April 130 Euro; Mai 125 Euro.
Fazit: Championship Course im Desert-Style. Zum Teil engen Wasserläufe oder frontales Rough die Drivezonen unnötig ein. Sehr schwer zu spielendes Rough (Tall Fescue)

Oceanico O’Connor Course
Bewertung 5 von 6 Sternen

Adresse: siehe Faldo Course
Tel:
00351/282/32 06 70
www.oceanicogolf.com
Eröffnung:
2008
Platz: 1
8 Löcher, Par 72,
5.939 Meter (G); 4.242 m (R), CR/Slope steht noch aus
Architekt:
Christy OConnor
Greenfee:
März, April 125 Euro; Mai 120 Euro.
Fazit:
Championship Course im Florida-Style. Out-and-In-Layout. An fast jedem Loch lauert ein Wasserhindernis. Präzision und Mut sind gefordert. Spielt sich speziell bei Wind sehr lang. Platz braucht noch etwas Entwicklungszeit.

Silves Golf
Bewertung 3 von 6 Sternen

Adresse: Eurogolfe, S. A., Vila Fria 8300 Silves
Tel:
00351/282/44 01 30
www.pestanagolf.com
Eröffnung:
2007
Platz:
18 Löcher, Par 70,
5.256 Meter (G); 4.728 m (R), CR/Slope 67/119 (G); 69,1/118 (R)
Architekt:
F. Nascimento
Greenfee:
März 75 Euro; April, Mai 70 Euro.
Fazit:
Abwechslungsreicher Platz in hügeligem Gelände. Dem Layout mangelt es aber an Harmonie zwischen langen und kurzen, spektakulären und schwachen Löchern.

Quinta do Vale
Bewertung 3 von 6 Sternen

Adresse: Eiras da Achada – Apt. 137, 8950-909 Castro Marim
Tel:
00351/281/53 16 15
www.quintadovale.com
Eröffnung:
2007
Platz:
18 Löcher, Par 72,
5.756 Meter (G); 4.801 m (R), CR/Slope 71,8/128 (G); 71,9/129 (R)
Architekt:
Seve Ballesteros
Greenfee:
März, April und Mai 95 Euro.
Fazit:
Layout mit Ecken und Kanten teilweise zu verspielt. Starke Grüns, schwache Fairways Quittung für Sparmaßnahmen während des Baus. Adresse: Eiras da Achada – Apt. 137, 8950-909 Castro Marim

Laranjal
keine Wertung

Adresse: Quinta do Lago, 8135-024 Almancil
Tel:
00351/289/39 07 00
www.quintadolagogolf.com
Eröffnung:
Frühjahr 2009
Platz:
18 Löcher, Par 72,
5.680 Meter (G), 4.840 m (R)
Architekt:
Jorge Santana da Silva
Greenfee:
steht noch aus
Fazit:
Spitzendesign. Von den Back Tees mit 6.460 Metern auf Tourniveau. Extrem schwere Pen-A-4-Grüns,
Dreiputts werden an der Tagesordnung sein. Für alle Algarve-Golfer künftig ein Must-Play-Course.