Reise

Halbinsel Gaspésie – Golfen in Atlantic Canada

GOLFmagazin-Leserin Trudy Mielke berichtet über ihre Golfreise durch Ostkanada.

Von Trudy Mielke

Verträumte, kleine Fischerorte, eine malerische, noch nicht zugebaute Küste und nur wenige Städte, interessante Landschaften, und vor allem: viele Golfplätze das hat uns gereizt, die Gaspésie, eine Halbinsel in der Provinz Québec als Urlaubsziel zu wählen. In sechs bis sieben Flugstunden hat man Halifax, das Gateway der Atlantikprovinzen, erreicht. Über den Highway ist es bis in die Gaspésie eine entspannte Tagesetappe, bei der man zudem einen ersten Eindruck von Atlantic Canada bekommt. Nur wenige Straßen erschließen die Gegend. Die Hauptroute, Highway 132, begleitet die Atlantikküste, während # 198 durch das wilde, nahezu unbewohnte Landesinnere führt. Erst seit einigen Jahren hat sich der Tourismus als zweite Einnahmequelle neben dem Fischfang etabliert, so dass die Region noch recht ursprünglich ist. Etwas abseits der Touristen-Highways, das gefällt uns gut. Auch das Golfen ist ganz entspannt, ein Sport für Jedermann. Handicaps? Das ist hier völlig uninteressant, es soll nur Spaß machen.

Wasser ist allgegenwärtig. Im Norden begrenzt der St. Lawrence-Strom die Gaspésie. Er hat vor seiner Mündung in den Atlantik eine Breite von weit über 100 Kilometern.  Das ist kein Fluss im herkömmlichen Sinn, sondern ein riesiges Gewässer mit großen Herings- und Makrelenschwärmen, denen im Juli und August ein halbes Dutzend verschiedener Walarten folgen. Manchmal kann man sogar vom Ufer aus die Blasts der Buckelwale sehen. Weiter vorn am Kap brandet der Atlantik manchmal recht ruppig an die felsige Küste, während die Baie-des-Chaleurs im Süden mit ihren breiten Stränden zu den wärmsten Regionen des Atlantiks gehört. Wir haben uns für einen Urlaub mit dem Wohnmobil entschieden. Das hat praktische Vorteile. Das Gepäck muss nur einmal ausgepackt werden, wir haben unseren Haushalt stets dabei und wohnen naturnah, auf einer Klippe, am Strand, oder auch einmal im Wald. Auch das Golfen gestaltet sich problemlos. Wir fahren mit dem Wohnmobil zum Golfplatz. Das Umladen der von zu Hause mitgebrachten Golfbags in den Power Cart oder auf einen Trolley ist dann schnell erledigt. Wer es komfortabler mag: Auch mit dem Mietwagen lässt sich die Gaspésie leicht erfahren.

Bonjour! Je veux jouer du Golf. Damit erschöpfen sich schon die Reste meines Schulfranzösischs. Aber die Sekretärin im Proshop lächelt freundlich und antwortet auf Englisch. Ich bin erleichtert, denn die Verständigung auf Englisch fällt mir wesentlich leichter. Schnell sind die Formalitäten erledigt. Bei den niedrigen Greenfeepreisen lässt die Reisekasse auch einen Power Cart zu.  Noch ein Coffee-to-go zum Munterwerden, dann wird die Ausrüstung verstaut, und schon geht es zur Bahn 1. In der Provinz Québec spricht jeder Französisch, aber außerdem glücklicherweise auch Englisch. Die französische Lebensart ist überall präsent. Einen Takt langsamer als bei uns, dafür heiter und leicht lebt man hier. Viele Restaurants bieten sogar eine Table dHote an, ein kleines, dreigängiges Mittagsmenü, wie man es sonst nur aus Frankreich kennt.

Wir sind heute auf dem Golfplatz Boule Rock, der bereits seit 1923 besteht. Der in das bewaldete, bergige Hinterland am St. Lawrence-Strom eingebettete Par 71-Platz macht einen gepflegten Eindruck. Und die 1. Bahn, ein Par 4 mit einem breiten Fairway ist bestens dazu geeignet, sich warm zu spielen. Allerdings muss man sich erst an die schnellen Grüns erst gewöhnen. Bahn 3 bringt dann neben einigen Bunkern auch Wasser ins Spiel. Und die schmaleren Fairways zwingen zur größtmöglichen Präzision. Eine still gelegte Bahnlinie markiert den Übergang in steiles, dicht bewaldetes Gelände. Es ist heiß heute, und wir sind froh, dass wir mit einem Cart unterwegs sind und die Hügel nicht zu Fuß hinaufsteigen müssen.  Aber auch so kommen wir ins Schwitzen, denn die Bahnen werden zunehmend schwieriger.  An jedem Abschlag ist auf einem geschnitzten Holztäfelchen der Name vermerkt. Am Abschlag des Par 3, das bezeichnenderweise Précision (= Genauigkeit) heißt, sehen wir das Green tief unter uns liegen. Das Gelände dazwischen ist unbegehbares Buschwerk, so dass jeder zu kurze Ball verloren wäre. Es folgen LEpreuve (= die Bewährungsprobe) und Judas, ein kurzes, aber tückisches Par 3, das mit Sandbunkern geradezu gespickt ist. Die letzte Bahn, ein Par 5 mit dem schönen Namen Couronnement (= Krönung) lässt die Runde gemächlich ausklingen.

Insgesamt neun ganz unterschiedliche Golfplätze haben sich zu Golf Gaspésie zusammengeschlossen. Die Plätze Revermont und Murdochville liegen im Inland, alle anderen an der Küste. Die Fahretappen zwischen den Plätzen sind erfreulich kurz. So kann man jeden Tag einen neuen Platz spielen und hat danach noch Zeit für die landschaftlichen und kulturellen Attraktionen der Region. Das Preis-Leistungs-Verhältnis verblüfft: Während der Hauptsaison (Juli/August) zahlt man für einen 18-Löcher-Platz durchschnittlich 40 Dollar (knapp 30 Euro). Sehr interessant ist auch der Golfplatz von Fort Prével, der auf dem Gelände eines Forts aus dem Zweiten Weltkrieg angelegt wurde. Wo früher gegen feindliche U-Boote verteidigt wurde, geht man heute friedlicheren Beschäftigungen nach. Die 18 Bahnen sind in zwei Hälften unterteilt. Während die ersten neun Bahnen ins Hinterland führen, folgt die zweiten neun der Küstenlinie. Und gleich die 2. Bahn bietet eine Besonderheit: ein Par 6 mit einer Länge von 702 Yards. 

Wasser gibt es hier in vielen Variationen: als kleine Bäche, die sich über die Bahn schlängeln, oder als breite Seen, die zu überspielen sind. Glücklicherweise haben wir einen heimischen Flight vor uns, an dem wir uns orientieren können. Zum Herrenabschlag auf Bahn 11 führt eine Treppe hinauf auf das Dach eines ehemaligen Bunkers. Von hier hat man einen schönen Blick auf die Bucht, die übersät ist mit bunten Bojen. Jede markiert einen Hummerkorb und weckt Vorfreude auf ein leckeres Essen. So nah am Meer bietet jedes Restaurant Fisch und Meeresfrüchte in großer Vielfalt. Hummer gibt es praktisch überall (sogar einen Lobster Burger bei McDonalds), aber auch Austern, Fish & Chips und Krebse bis hin zur gigantischen Snow Crab (= Eismeerkrabbe) bekommt man serviert.

Eine überraschende Kulisse bietet der Golfclub Chandler, der bereits 1947 mitten im Ort angelegt und später auf 18 Löcher ausgebaut wurde. Nur vereinzelt stehen Gruppen von Birken und Espen auf dem zunächst sehr eben und einfach aussehenden Platz. Einige Bahnen verlaufen parallel zu den Wohngrundstücken im Ortskern. Aber auch hier stellen wir fest, dass es kaum eine Stelle gibt, an der man einen geraden Stand hat. Unser Power Cart springt und schuckelt über die unzähligen Bodenwellen. Da ist beim Schlagen Fingerspitzengefühl gefragt, und auch ein Quentchen Glück für den Bounce in die richtige Richtung gehört dazu. Der Grund ist weich und federnd, man läuft wie auf Waldboden. Das ehemalige Sumpfgelände ist von schmalen Drainagegräben durchzogen, die mit Kies gefüllt sind. Auch einige kleinere Wasserläufe und zwei Seen kommen ins Spiel, und die Sandhindernisse wurden sehr geschickt platziert. Ungewöhnlich sind die Abschlagsmarkierungen, die an einigen Bahnen nicht aus den üblichen Holzklötzen bestehen. Offensichtlich in Handarbeit wurden kleine Leuchttürme, Fischreusen und Hummerkörbe hergestellt eine originelle Idee mit viel Liebe zum Detail. 

Mögen Sie Wasser? Diese etwas ungewöhnliche Frage stellt man uns im Sekretariat des Golfclubs Fauvel. Der sehr gepflegte Platz gibt wahrhaftig Grund zu dieser Frage, denn hier gibt es fast keine Bahn, bei der Wasser nicht ins Spiel kommt. Hübsch angelegte, mit Schilf umrandete Seen, verträumte Seerosenteiche und munter sprudelnde Bäche sollten einen nicht aus der Konzentration bringen, wenn man diesen Platz ohne größere Ballverluste spielen will. Da es am Tag vorher stark geregnet hat, haben wir stellenweise auch noch mit zeitweiligem Wasser zu kämpfen. Dazu kommen ungewöhnliche Hindernisse in Form einer ganzen Familie Kanadagänse. Die Eltern samt fünf Kindern behaupten ihren Stammplatz am Rand des Fairways. Aber was ist ein verhunzter Schlag, wenn nur die Kleinen wohlauf sind? Mittlerweile haben wir uns eine etwas konservativere Spielweise angewöhnt, die uns bei den unbekannten Plätzen ratsam erscheint. Insbesondere bei den Par 5, die hier auch einmal als verwinkelte Rechts-Links-Kombinationen angelegt sind, schont das unsere Ballvorräte. Waldstücke wechseln sich ab mit lichten Baum- und Buschgruppen und Blumenrabatten. Einige Steigungen und strategisch sehr effizient platzierte Sandhindernisse erhöhen zusätzlich den sportlichen Reiz dieses Platzes.

Unser Fazit: Golf Gaspésie bietet eine Vielzahl interessanter, meist gepflegter, manchmal auch eher naturbelassener Plätze mit ganz unterschiedlichem Charakter. Sie können nacheinander in bequemen Tagesetappen erreicht werden. Das gute Preis-Leistungs-Verhältnis, die abwechslungsreiche Küste und das grüne Hinterland, aber auch die Freundlichkeit der Kanadier haben viel zu einem rundum gelungenen Urlaub beigetragen.

Tipps für Ihre Reise

Anreise: Nonstop-Flug nach Halifax (Condor), Anfahrt durch New Brunswick. Für einen relaxten Urlaubsstart sollte man unterwegs eine Übernachtung einplanen. 

Mietwagen oder Wohnmobil: Beides geht und ist komfortabel machbar. Campingplätze und Hotels in verschiedenen Kategorien sind überall vorhanden.

Empfehlung: Obwohl die Plätze nicht überlaufen sind und man in der Regel zeitnah eine Teetime bekommt, haben wir jeweils am Vortag gleich bei Ankunft in der Region kurz im Proshop vorbeigeschaut. Stehen Turniere an (meist nur zwei bis drei pro Saison) oder haben größere Gruppen den ganzen Platz gebucht, kann man sich so besser darauf einstellen und umplanen.

Kombinationsmöglichkeiten: Die Gaspésie lässt sich bestens mit weiteren Golfdestinationen kombinieren. Sehr empfehlenswert ist ein Abstecher nach Prince Edward Island. Die Lieblingsgolfinsel der Kanadier hat nicht weniger als 20 Golfplätze, darunter einige Meisterschaftsplätze, die zu den Top 100 bzw. Top 30 von Kanada gehören. Auch ein Abstecher nach Cape Breton lohnt sich, sowohl golferisch (Highland Links, Bell Bay usw.) als auch wegen des Cabot Trails, einer der schönsten Küstenstraßen der Welt.

Weitere Attraktionen: Der Forillon Nationalpark mit den malerischen roten Klippen des Cap Gaspé lädt zum Wandern ein. Spannend ist ein Whalewatching-Ausflug auf dem St. Lawrence River oder im Atlantik, bei dem man  verschiedene Walarten sehen kann. Beste Zeit: Juli/August. Der Gaspésie Nationalpark bietet neben zahlreichen Wanderwegen auch die Möglichkeit zur Tierbeobachtung (u. a. Elche, Schwarzbären, Caribous). Im Ile de Bonaventure Nationalpark gibt es geführten Bootstouren rund um den Vogelfelsen Roche Percé. Der fotogene Felsen mit dem Loch ist das Wahrzeichen der Gaspésie. Nach einer kurzen Wanderung auf der autofreien Vogelinsel erreicht man dann eine riesige Kolonie von Basstölpeln, die man ganz aus der Nähe beobachten kann. Fürs Bummeln, Shoppen und Stadtluft-Schnuppern bietet sich z. B. der hübsche Ort Percé an.

Empfohlene Reihenfolge Golf Gaspésie:

Club de Golf Revermont, Amqui www.golfrevermont.com

Club de Golf Boule Rock, Métis-sur-Mer www.golfboulerock.com

Club de Golf Matane, Mantane keine eigene Webside

Club de Golf Le Gaspésien, Sainte-Anne-des-Monts www.golflegaspesien.com

Club de Golf Murdochville, Murdochville (9 Löcher) keine eigene Webside

Club de Golf Fort Prével, Sait-Georges-de-Malbaie www.sepaq.com

Club de Golf Chandler, Chandler www.clubdegolfchandler.com

Club de Golf Fauvel, Bonaventure www.agfauvel.com

Club de Golf Carleton-sur-Mer, Carleton-sur-Mer www.golfcarleton.com