Island Golf: Golf trifft auf Hitchcock – das Kria-Hindernis
Weiter südlich auf einer Halbinsel nahe Reykjavik erwartet mich das nächste Golfabenteuer. Der Ness Golf Club, ein charmanter 9-Löcher-Platz mit atemberaubenden Blicken auf Mount Esja (Islands höchstem Berg) und einem wohl einzigartigem Hinderniss.
„Sie werden Kria genannt“, berichtet Karl Karlsson, mein Spielpartner für diesen Tag, als wir auf dem Clubparkplatz ankommen. „Die sind ein wenig… wie soll man sagen… aggressiv.“ Als ich die Autotür aufmache, wird mir klar, was er meint. Im Sturzflug attackiert mich ein Vogel von der Größe meiner Hand. Schreiend flüchte ich zurück in den Wagen. Karl ermahnt mich, ich solle nicht so ein Schis… sein.
Kria sind Seeschwalben. Jeden Sommer ziehen sie aus der Arktis nach Island. Kein Vogel weltweit wandert weiter. Im Laufe seines Lebens fliegt ein Kria umgerechnet drei Mal zum Mond und zurück. Tausende landen jedes Jahr auf dem Ness-Platz und bringen dort zwischen Mai und Juli ihre Jungen zur Welt. Spielt man seinen Ball aufs Fairway ist alles bestens. Doch sobald ein Golfer das Rough betritt, wird er von wütenden Krias angegriffen.
Es ist bereits Blut geflossen. Ein wenig fühle ich mich an „Die Vögel“ von Horror-Altmeister Alfred Hitchcock erinnert.
Die 675 Mitglieder des Clubs haben sich mit ihren Killer-Vögeln bestens arrangiert. Clubregel 101 zum Überleben auf dem Platz rät zu drohenden Gebärden mit einem Schläger über dem Kopf. Auch Regenschirme werden zur Abwehr verwendet – zusätzlich als Schutz gegen diverse Hinterlassenschaften.
„Die Krias sind ein wichtiger Bestandteil dieses Clubs“, sagt Kristin Lydsdottir, die bildhübsche, blonde Enkelin des Clubgründers. Als ich nach meiner Runde aus der Ferne auf dem 9. Fairway erneut einen ahnungslosen Touristen inmitten eines Kria-Schwarms erblicke, steht für mich fest: Ness setzt ab sofort den neuen Standard für die Definition von „Extrem-Golf“. Vermutlich sind diese golferfeindlichen Vögel die beste Motivation, die einer haben kann, endlich dauerhaft das Fairway zu treffen.
Alle Infos auf einen Blick:
Anreise/Gepäck: Islands nationale Airline Icelandair fliegt nonstop ab Frankfurt und München (bis zu sieben Mal wöchentlich), sowie saisonal auch ab Hamburg (bis zu drei Mal wöchentlich) nach Keflavik nahe Reykjavik. Die Flugzeit beträgt nur etwa dreieinhalb Stunden. Guter Service: In zehn der 21 Boeing 757 der Flotte ist bereits kostenloses WLAN vorhanden. Und die Gepäckregelung ist sehr golferfreundlich. In der Economy Comfort Class sind zwei Mal
23 Kilogramm Freigepäck (auch als Golfgepäck wählbar) sowie zwei Mal zehn Kilogramm Handgepäck erlaubt.
Infos: www.icelandair.de
Stopover: Da Island praktisch auf der Fluglinie der meisten Überseeflüge nach Nordamerika liegt, ist die Insel für in die USA Reisende der ideale Urlaubs-Zwischenstopp. Ein bis zu siebentägiger Stopover ist bei Flügen mit Icelandair in die USA (u.a. New York, Orlando, Denver, Seattle) möglich – ohne Flugaufpreis. Ideal für Fernreisende, die Island gerne einmal „im Vorbeifliegen“ kennenlernen möchten.
Beste Reisezeit für Golfer: Dank des Golfstroms ist Island ganzjährig milder, als man vielleicht erwartet. Für Golfer ist ganz klar der Hochsommer ideal (Mitte Juni bis Ende Juli), wenn die Temperaturen zwar durchschnittlich kaum über die 20 Grad klettern, es aber rund um die Uhr hell genug für eine Runde ist.
Arctic Open: Abschlagszeiten bis weit nach Mitternacht. Turniergolf rund um die Uhr.
Das geht so nur in Island und am besten bei den Arctic Open. Die Zahl der Turnierteilnehmer ist begrenzt. Also, beeilen! Anmeldung
möglich unter gagolf@gagolf.is. Infos: www.arcticopen.is
Mehr Infos: www.islandprotravel.de, www.golficeland.org