Reise

Mecklenburg-Vorpommern: Hoffnungsträger Golf

Platz Eikhof des Ostsee Golf Resorts Wittenbeck.
Von Sven Hanfft und
Stefan von Stengel (Fotos)

Den traditionsbewussten, konservativ klassischen deutschen Mitglieder-Club, dem Monatsknopf und Preis des Ehrenpräsidenten wichtiger sind als alles andere, den sucht man in Mecklenburg-Vorpommern vergebens. Der Golfsport genießt im Nordosten Deutschlands eine gänzlich andere Ausrichtung: nämlich eine stark touristische. So weiß der Landesgolfverband fast die Hälfte aller in Meck-Pomm gespielten Golfrunden Touristen zuzuordnen. Rund 380.000 Übernachtungen waren im Jahr 2008 Golfern zuzuschreiben. Golf- und Tourismusverband sind sich einig, dass spätestens mit der Saison 2010 die Zahl auf 500.000 gesteigert werden kann. Die ausgezeichneten natürlichen Verhältnisse tragen zur erfreulichen Entwicklung vom Golftourismus genauso bei wie das Verhältnis von Preis und Leistung, sagt Bernd Fischer, Geschäftsführer des Landestourismusverbandes.

Zum schon traditionellen Saisonauftakt des Golfverbandes Mecklenburg-Vorpommern, zu dem rund 250 Gäste aus Politik (u. a. Ministerpräsident Erwin Sellering), Wirtschaft und Medien kamen, erklärte Verbandspräsident Rüdiger Born: Nachdem die wirtschaftliche und touristische Bedeutung der Golfanlagen auf allen Ebenen erkannt wurde, sollten sie künftig, stärker als bisher, auch gesellschaftlicher Mittelpunkt ihrer Region werden. Zudem forderte Born seine Schäfchen zu einem noch professionelleren Umgang untereinander und stärkerer Kooperationsbereitschaft auf.
Golf in Meck-Pomm wird wachsen

Der Landesfürst, seit 1997 im Amt und gerade für vier weitere Jahre in diesem bestätigt, ist der festen Überzeugung, dass der Golfsport auch künftig in Mecklenburg-Vorpommern deutliche Zuwachsraten verzeichnen wird. Wir haben auf unserer Fahrt durch Mecklenburg-Vorpommern vier Anlagen besucht, die Garanten dafür sein können, dass Borns Zielzahlen schon bald erreicht werden. Mit Engagement und Herzblut betreibt die Familie Remer seit einigen Jahren den Golfpark Strelasund. Angefangen hat alles 2005 mit einer Range. Heute verfügt die Anlage in Kaschow im Kreis Süderholz über 27 Löcher, zwei Hotelgebäude mit insgesamt 53 Zimmern,  einem nagelneuen Wellness- und Spa-Bereich sowie vier Ferienwohnungen. Doch damit noch nicht genug. Die Remers strecken aktuell ihren attraktiven 9-Löcher-Kompaktkurs von Par 32 auf 36. Außerdem liegen in der Schublade von Familienoberhaupt Michael Remer Pläne für weitere neun Löcher.

Der expansionsfreudige Holsteiner aus Uetersen hat einer ganzen Region neues Leben eingehaucht. Nach der Wende übernahm der Landwirt und Düngehändler eine brach liegende LPG (Landwirtschaftliche Produktions-Genossenschaft). Als ich dann vom Büro über die Felder blickte und weit und breit keinen Menschen sah, kam mir die Golf-Idee, erzählt Remer. Und von der lies sich der Holsteiner Sturkopf auch entgegen anders lautender Expertenmeinungen nicht mehr abbringen. Gut zehn Millionen Euro (inkl. 3,5 Mio. EU-Fördergelder) hat Remer mittlerweile in den Golfpark Strelasund inves-tiert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Der von David Krause entworfene und seit September 2007 bespielbare Meisterschaftskurs Meck-Pomm ist eine sportliche Herausforderung für alle Spielstärken. In dem gut modellierten, offenen Gelände ist der Wind der entscheidende Erschwernisfaktor. Der nach unserer Meinung von den DGV-Ratern nur unzureichend berücksichtigt wurde. Zumal einige Grüns (z. B. das Halbinselgrün der 18) alles andere als leicht anzuspielen sind.

Ein echtes Schmankerl ist der Kompaktkurs. Präsizes Spiel in überdurchschnittlich gute Grüns wird hier verlangt. Für ein Trainingswochenende ist das Gesamtangebot im Golfpark Strelasund nahezu perfekt. Dazu hofft Familie Remer, sich als Durchgangsstation weiter einen Namen machen zu können. Schon jetzt beoachten wir, das Golfurlauber auf dem Weg nach Rügen oder Usedom gerne bei uns Station machen, sagt Golfdirektor und Sohn Jörg Remer. Die Zahl der Greenfeerunden soll 2009 von 4.000 auf mindestens 7.000 gesteigert werden. Mit dem Ende Mai eröffneten Wellness-Hotel sollte das kein Problem sein. Geradezu gelechzt hat die Region Rostock nach einem Golfplatz. Am 6. Juni ist nach jahrelanger Planungs- und Bauphase die Golfanlage Warnemünde mit einem Charity-Turnier zu Gunsten der Uwe Seeler-Stiftung endlich eingeweiht worden. Am 1. Juli ist der Startschuss für die Greenfeespieler.  Die 27-Löcher-Anlage (plus 6 Kurzbahnen) ist zwar noch nicht komplett fertig gestellt, Geschäftsführer Hermann Wolter aber will und kann wartende Mitglieder, Gäste und Partner-Hotels nicht länger auf die Folter spannen. Klubhaus, Range und Kurzplatz sind in vollem Betrieb. Dazu sollen für die laufende Saison stets 18 der 27 Meisterschaftslöcher offen sein. Der erfahrende Golfmanager  Wolter (früher GCGut Wulfsmühle) wird aber sicher die Startzeiten limitieren, denn nach dem langen Winter brauchen die Fairways und Semirough-Bereiche noch viel Pflege. Sehr gut sahen bei unserem Besuch schon die Grüns aus.
Auch ein Layout von David Krause

Auch dieses Layout stammt aus der Feder von David Krause. In dem offenen und windanfälligen Gelände werden die Golfer künftig mit ordentlichen Längen zu kämpfen haben. Ist die Anlage 2010 komplett fertiggestellt, können die drei 9-Löcher-Schleifen beliebig kombiniert werden. Zwecks Rendite blicken Wolter und die neun weiteren Gesellschafter (u. a. Ex-HSV-Star Harry Bähre) der Golfanlage Warnemünde GmbH & Co. KG optimistisch in die Zukunft. Die Region ist mit 5,5 Millionen Übernachtungen eine touristische Hochburg. Zudem will Wolter verstärkt auf dem skandinavischen Markt werben. Lang, lang gedauert hat es auch im Ostsee Golf Resort Wittenbeck (gegr. 1996) bis endlich ein Meisterschaftsplatz vorhanden war. Ein aufwendiger Architekten-Wettbewerb, Genehmigungsverfahren und die Finanzierung zögerten den Baubeginn um über zwei Jahre auf 2006 hinaus. Wir stellen heute fest: Das Warten hat sich gelohnt. Das Architektenbüro Städler Golf Courses hat ganze Arbeit geleistet. Der Platz Eikhof, jüngst vom GOLFmagazin zum zweitbesten neuen Platz in Deutschland gewählt, gehört schon heute ein Jahr nach der Eröffnung zu den Besten im  Lande.

Ein Mix aus Links und Highland Golf mit pittoresken wie stategisch geschickt genutzten Bachläufen, Findlinge als optisches Stilmittel so wie seitlich ansteigende Roughzonen, die die Bahnen sehr gut voneinander separieren. So mancher Spieler wird sicherlich blasser um die Nase, wenn er von der zugigen, provisorischen Clubhausterrasse über das offene Gelände gen Ostsee blickt. Und tatsächlich ist die sportliche Herausforderung groß, aber mindestens genauso hoch ist der Spielspaß zu bewerten. Ein kleiner Schwachpunkt ist das Finish (16 bis 18), dass nach der spektakulären 15 (Par 5 mit Dreiviertel-Inselgrün) den dramaturgischen Spannungsbogen nicht halten kann. Zur endgültigen Vollendung der Eikhof-Runde fehlt nun noch ein adäquates Clubhaus mit Kaminecke. Baubeginn sollte mal 2008 sein, vor 2010 wirds aber wohl nichts.

Längst etabliert und auf dem Weg zu einer der führenden Golfanlagen in Deutschland ist WINSTONgolf im Kreis Vorbeck bei Schwerin. Der Meis-terschaftsplatz (2006 Nr. 30 im GOLFmagazin-Ranking) hat sich von einer Schwächephase erholt und ist längst wieder in Top-Zustand. Der Kurzplatz Kranich ist komplett überarbeitet worden und wird im August wiedereröffnet. Der ganz große Clou folgt schließlich 2011. Dann soll der aktuell im Bau befindliche Inland Links Course von David Krause eröffnet werden. Sollten Sie in nächster Zeit  in Winston sein, fragen Sie nach einer Besichtigungstour. Die künstlich aufgeschütteten Dünen sind gigantisch. Golf ist für das Land Mecklenburg-Vorpommern nicht nur ein Hoffnungsträger sondern längst auch zu ein echtem Wirtschaftsfaktor aufgestiegen.

Infos Mecklenburg-Vorpommern
Land & Leute: Flächenmäßig mit 23.170 km2 sechstgrößtes Bundesland, aber lediglich das Saarland und Bremen haben weniger Einwohner als Mecklenburg-Vorpommern (1,7 Mio.). Besiedlung überwiegend durch Mittel- und Kleinstädte. Einzige Großstadt des Landes ist Rostock (200.000 Einwohner). Landeshauptstadt ist Schwerin. Die nächstgelegenen Metropolen sind Hamburg und Berlin.

Anfahrt: Germanwings bietet Flüge von Köln, Stuttgart und München nach Rostock an. Deutlich verbessert hat sich die Verkehrssituation an der Ostseeküste. Endlich ist die Autobahn A 20 von Lübeck bis Greifswald durchgehend befahrbar.

Hotels: Hotel im Golfpark Strelasund:Die Betreiberfamilie Remer hat das bestehende Angebot gerade um 37 Zimmer plus den Wellness- und Spa-Bereich Via Mare auf insgesamt 53 Zimmer erweitert. Angebot Golf unlimited (Anreise So – Do): 2 Nächte im DZ inkl. Vitalfrühstück, Golf unlimited, freie Spa-Nutzung  165 Euro p. Pers. www.golfpark-strelasund.de
Hotel Neptun am Warnemünder Ostseestrand: Von einer Fachjury in  die Top 50 Hoteliers 2009 gewählt und vom TÜV Rheinland mit dem Gütesiegel Premium Wellness-Hotel & Spa ausgezeichnet. Angebot Golf & Spa: 3 Nächte, 2 x Greenfee, eine Massage, pro Pers. im DZ ab 339 Euro.
www.hotel-neptun.de
Schloss Basthorst: In unmittelbarer Nähe zu WINSTONgolf. 45 stilvolle Zimmer, exzellente Küche, Wellness-Center. Angebot Golf & Relax: 2 Nächte im DZ, 2 x Greenfee, 1 Massage, 2 x Dinner im Schlossrestaurant, 257 Euro p. Pers. www.schloss-basthorst.de