Reise

Putts & Pisten

GC Karersee - Loch 5 (Par 4
Von Johannes Oberlin und Davide Da Ponte (Fotos)

Wussten Sie, dass bestimmte Skigebiete auch Golfplätze beherbergen? Buckelpisten werden dann zu ondulierten Fairways, Schussabfahrten zu hängenden Spielbahnen, und aus der gemütlichen Skihütte zum Einkehren wird kurzerhand das rustikale Clubhaus. Das alles auf schwindelerregenden 1.600 Metern Berghöhe. Wo Sie das finden? In Südtirol, wo sonst! Genauer gesagt im GC Karersee – einem von sieben spektakulären Golfclubs in der nördlichsten Provinz Italiens. Am Karerpass mitten im Skigebiet Welschnofen, südöstlich der Hauptstadt Bozen, bietet die älteste Golfanlage der Region (1904 errichtet) seinen Besuchern zwischen Mai und Oktober echtes Dolomitengolf. Während der restlichen Monate fegen Winterurlauber über die örtlichen Fairways.     

Heidi Obertegger kennt sie alle. Seit 15 Jahren bedient die Kellnerin ihre Gäste in Carezza (ital. Karersee). Im Sommer Clubmitglieder und Greenfeespieler, im Winter Skifahrer und Rodler. Wann die Golfsaison eröffnet wird, hänge von den Schneeverhältnissen ab, verrät Heidi. „Wenn viel Schnee liegt, sind die Fairways zum Saisonbeginn meist in einem guten Zustand.“      
Das können wir bestätigen. Als wir Südtirol im Sommer bereisen, präsentiert sich der 9-Löcher-Kurs bis auf ein paar kleine Makel in einem ordentlichen Zustand. Die neun teils welligen, hängenden und steilen Fairways erfordern eine gewisse Geländegängigkeit und viel Kondition. Belohnt wird man auf der sportlichen Runde mit atemberaubenden Momentaufnahmen der dolomitischen Gebirgsketten Rosengarten und Latemar, deren imposante Erscheinungen an jedem Loch für Hochgefühle sorgen. Der sportliche Spaßfaktor steigt an den drivebaren Löchern 1 (Par 4, 295 m von gelb) und 4 (Par 4, 312 m). Demut lehrt hingegen die am Skilift entlanglaufende 8 (Par 4, 370 m), das schwerste Loch mit besonders steilem Anstieg und garantiertem Längenverlust.

Steile Anstiege findet man viele in Südtirol. Das wohl extremste alpine Golf bietet der ebenfalls in den Dolomiten etwas nordwestlicher gelegene GC Kastelruth am Fuß des Schlern-Massivs. Mit gut 20 km der am schnellsten von Bozen zu erreichende Club. Nirgendwo wechseln sich steile und hängende Bahnen so sehr ab wie auf der erst in 2007 in Betrieb genommenen 18-Löcher-Anlage. Das Beste auf dem von Schluchten, Bächen und Wasserfällen geprägten Kurs sind die wuchtigen Abschläge hinab ins Tal. Loch 9 (Par 4, 314 m von gelb) und 12 (Par 4, 281 m von gelb) sind wegen der starken Hanglage durchaus drivebar und blasen regelrecht zum Angriff. Aufteen, abheben, genießen – mehr Spaß vom Tee geht nicht. Einziger Wermutstropfen: Die Grüns sind teils so stark onduliert, dass Bälle aus gewissen Lagen kaum zu stoppen sind.
Neben seinen landschaftlichen wie golferischen Höhepunkten ist Kastelruth vor allen Dingen durch die gleichnamigen Spatzen bekannt geworden. Gemeint sind natürlich nicht die Vögel, sondern die Kastelruther Spatzen. Ihre Millionen machte die Südtiroler Musikband mit deutschsprachigen Schlagern. Das wundert nicht, spricht man in Südtirol doch – neben italienisch als Zweitsprache – überwiegend Deutsch. Mit Verständigungsproblemen sollten Sie daher keine Probleme haben. Sogar die Verkehrsschilder sind zweisprachig beschriftet. Als Fortbewegungsmittel empfiehlt sich übrigens der PKW. Die meisten Clubs liegen zwar nicht weit auseinander, sind aber ohne Auto schwer erreichbar. Und vom Steuer genießen Sie  nebenbei traumhafte Ausblicke auf das Bergpanorama.      
Den weitesten Anfahrtsweg haben Sie – von Bozen gerechnet – zum GC Pustertal. Der Ausflug über Berg und Tal in den Nordosten von Alto Adige (ital. Südtirol) ist seine Reise jedoch allemal wert. Ähnlich wie am Karersee liegt der 9-Löcher-Kurs in einem Skigebiet – dem über die Region hinaus bekannten Kronplatz. Anders sind die Bahnen im „Puschtertal“, wie der Südtiroler sagt, nicht Teil des Skigebiets. Wer seinen Skiurlaub auf April gelegt hat, kann aber nach einem sonnigen Tag auf der Piste im Anschluss bequem eine Runde drehen. Denn im Gegensatz zu dem auf 2.300 Meter gelegenen Kronplatz, ist die Anlage in „nur“ 1.000 Meter Höhe „bereits Mitte Februar vom Schnee befreit und ab April geöffnet“, erzählt Clubpräsident Georg Beikircher.

Die neun abwechslungsreichen Löcher sind – was den Pflegezustand anbelangt – die besten in Südtirol. Das liegt zum einen an den PGA-geprüften Grüns und Fairways. Zum anderen an einem strikten Verbot von E-Carts auf dem gesamten Gelände. Die erstklassigen Spielbedingungen fallen spätestens dann auf, wenn man das vierte Fairway mit einem satten Holz erreicht hat und der Ball geschmeidig den Fairwayteppich hinunterrollt. So viel ansprechendes Golf macht Lust auf mehr. „Viele Spieler kommen nach neun Löchern erneut ins Clubhaus, und wollen noch einmal spielen“, erzählt Beikircher. Das wird bald nicht mehr nötig sein. Eine Erweiterung auf 18 Löcher ist in Planung. Ende 2009 soll der vollständige Golfplatz bereits bespielbar sein.

Im GC Passeier.Meran hat man das bereits hinter sich. Vor gut vier Jahren verdoppelte man die neun bestehenden Löcher und erschuf damit eine der schönst gelegenen Golfanlagen in Südtirol. Ganz in der Nähe des Sport- & Wellness- Resort Quellenhof liegt der Par 71-Championship-Kurs im charmanten Passeiertal. Auf 500 Höhenmetern bietet er eindrucksvolle Ausblicke auf den teils schneebedeckten Alpenraum – auch im Sommer. Sportlich überzeugen die klassischen 18 Löcher mit guten Spielmöglichkeiten für hohe und niedrige Handicaps. Dank der vielen kurzen Par 4-Bahnen ist der Driver hier kein Pflichtschläger. Wer die Grüns dennoch attackieren möchte, sollte die vielen scharfen
Doglegs bedenken. Besonders hervorzuheben ist Loch 9. Das sogenannte Fuchsloch birgt seine Schwierigkeit in der richtigen Schlägerwahl – das 154 m lange Par 3 geht 25 Höhenmeter ins Tal hinab. Oder die 16 (Par 5, 450 m); zwei lange Eisen, und man darf vom Eagle träumen.

Träumen dürfen Sie im GC Passeier.Meran fast das ganze Jahr. Ganze zehn Monate ist hier Saison. Und ab dem Frühjahr 2009 können Sie sogar direkt am Golfplatz nächtigen. Der Quellenhof erweitert sein Angebot um ein Sport- & Wellness Golfhotel. So liegen künftig, Luxus, Wellness und Golf noch dichter beieinander. Und das malerische Städtchen Meran ist auch nur 15 Autominuten vom Club entfernt. Wer hier aufschlägt, darf sich auf keinen Fall die Gärten von Schloss Trauttmansdorff entgehen lassen. Die 80 vielseitigen Gartenlandschaften wurden im Jahre 2005 gar als „schönster Garten Italiens“ ausgezeichnet.
Übrigens: Wenn Sie schon in Meran sind und im günstigsten Fall noch Bozen auf Ihrem Tagesplan haben, sollten Sie den GC Lana nicht auf der Strecke lassen. Die 9-Löcher-Anlage auf dem Gutsgelände des Grafen Brandis liegt zwischen den beiden Städten, nur ein paar Kilometer von Meran entfernt, und führt seine Herausforderer durch duftende Weinstöcke und Obstplantagen. Im Gegensatz zu den anderen Clubs ist Lana von seinen Spielbahnen relativ eben. Doch durch die mächtigen Gebirgsketten im Hintergrund merkt man auch hier, dass man nicht in Schleswig-Holstein aufteet. Der schnuckelige Par-35-Kurs integriert sich prächtig in die bestehenden Südtiroler Golfanlagen und spielt sich schwerer als zunächst angenommen. Parklandähnlich schlängeln sich die neun risikounfreundlichen, teils schmalen Löcher auf 18 Hektar vorbei an Apfelbäumen und Weinreben, die hier gut und gern auch als Hindernisse ins Spiel kommen. Für ein gemütliches Abendessen empfiehlt sich der nebenstehende Weingarten Schloss Rametz. In der atmosphärischen Tiroler Bauernstube werden Sie mit lokaler und italienischer Küche sowie hauseigenem Wein – gereift zwischenFairways und Grüns – verkostet.

Einen guten Tropfen hat man auch im Clubhaus-Restaurant des GC Petersberg für Sie parat. Ganz in der Nähe der Anlage gedeihen erlesene Trauben und sorgen für das passenden Gläschen Wein nach der Runde. Die geht auf dem 1.300 Meter hohen Platz über 18 anspruchsvolle Löcher. Trotz der Hochlage ist der Kurs nur geografisch ein Gebirgsplatz. In Wahrheit spielt man hier auf einer Art Plateau oberhalb und östlich des Eschtals. Von allen  ist der südlichste Kurs in Südtirol der schwierigste und sollte gerade von Longhittern eher defensiv gespielt werden. Bei überwiegend schmalen Fairways, vielen scharfen Doglegs (nicht immer zur Freude niedriger Handicaper) und versteckten Grüns finden Sie sich sonst schnell im Unterholz wieder. Denn die meisten Bahnen führen hier durch schattenspendende Laub- und Nadelwälder. Ab und an, wie an Loch 7 oder der 17, der wohl schönsten Bahn, öffnet sich der Platz, und man hat freie Aussicht auf die  gewaltigen Brenta-Dolomiten.

Auch auf dem siebten und letzten Platz sind die Dolomiten ein Dauerbegleiter. Hier im GC Alta Badia am Fuße des Sella- und des Sassongher-Massivs stehen Spiel und Erholung im Einklang mit der Natur. Der 9-Löcher-Kurs im bekannten Skigebiet Corvara liegt auf gigantischen 1.700 Meter und ist damit der höchst liegende in Südtirol und Europa. Wer auf dem breitspurigen Platz abschlägt, erlebt im wahrsten Sinne des Wortes seinen ganz persönlichen Höhenflug. Der hält allerdings meist nur fünf Monate an. Bedingt durch die hohe Lage nämlich geht die Saison im Golf Club Alta Badia nur von Juni bis Oktober. Danach werden die großzügig angelegten Bahnen wieder zum erklärten Skigebiet in Corvara. Wind, Wetter und vor allem Schnee verwandeln dann ondulierte Fairways wieder in Buckelpisten und hängende Bahnen in Schussabfahrten. Einzig und allein auf das Clubhaus müssen Sie als Skifahrer verzichten – das bleibt hier über die gesamte Wintersaison geschlossen.

Südtirol/Autonome Provinz Bozen
Lage: Südtirol ist die nördlichste Provinz in Italien und bildet zusammen mit der Provinz Trient die autonome Region Trentino-Südtirol. Die Landeshauptstadt ist Bozen.
Anreise: Kommen Sie vom nördlichen Teil Deutschlands, empfiehlt sich ein Flug nach Innsbruck oder Verona (Fahrtzeit nach Bozen je eine Stunde). Wer nicht fliegen möchte, kann auch den Autozug nach Bozen nehmen (www.dbautozug.de).
Sprache: In Südtirol spricht so gut wie jeder deutsch. Bei 70 Prozent aller Einwohner ist Deutsch gar die erste Sprachwahl. Wer der italienischen Sprache mächtig ist, kann sich natürlich italienisch verständigen…
Hotels: Das beste Angebot für Wellness, Spa und Sport bietet das Vier-Sterne-Sport- & Wellness-Resort Quellenhof ganz in der Nähe des GC Passeier.Meran und dem idyllischen Örtchen Merano. Sehr empfehlenswert ist auch das Vier-Sterne-Wellness Golf- und Romantik-Hotel Turm nicht weit vom GC Kastelruth.
Golfcard: Die Golfcard Südtirol kostet 175 Euro und bietet vier Greenfee-Coupons. Sie gilt auch am Wochenende, ist innerhalb der Familie übertragbar und bei den Golfhotels erhältlich.
Tipps: Neben Bozen sollten Sie auf jeden Fall die gemütliche Stadt Meran mit den bezaubernden Gärten von Schloss Trauttmansdorff besuchen.
Weitere Infos:
www.quellenhof.it
www.golfinsuedtirol.it
www.hotelturm.it
www.rametz.com
www.trauttmansdorff.it

GC Karersee:
Adresse: Karerseestraße 171, I-39056 Welschnofen
Tel.: +39 0471/ 61 22 00
www.carezzagolf.com, E-mail: info@carezzagolf.com
Platz: 9 Löcher, Par 70, Damen: 4.800 m, CR 69,8/ Slope 128,
Herren: 5.384 m, CR 67,7/ Slope 121
Designer: Marco Croze
Tagesgreenfee: Saisonbedingt: 45 /55 (18 Löcher), 32 /39 (9 Löcher)
Fazit: Ein anspruchsvoller 9-Löcher-Kurs mit Ausblicken auf die Felsformationen Rosengarten und Latemar. In der Saison werden hier bis zu drei Turniere pro Woche angeboten.

GC Kastelruth/Seiser Alm:
Adresse: Seis St. Vigil 20, I-39040 Kastelruth
Tel.: +39 0471/708 708
www.golfkastelruth.it,E-mail:info@golfkastelruth.it
Platz: 18 Löcher, Par 69, Damen: 4.532 m, CR 69,5/ Slope 129,
Herren: 5.017 m, CR 66,9/ Slope 133
Designer: Bernd Hofmann
Greenfee: 65 (18 Löcher inkl. Driving Range), 45 (9 Löcher)
Fazit: Alpines Golf vom aller Feinsten (ein Cart ist Pflicht). Die Anlage am Fuß des Schlern-Massivs bietet viele hängende Spielbahnen. Ein Muss für jeden Urlauber!

GC Pustertal:
Adresse: Sportzone Reischach, I-39031 Reischach
Tel.: +39 0471/ 41 12 92
www.golfpustertal.com, E-mail: info@golfpustertal.com
Platz: 9 Löcher, Par 68, Damen: 4.490 m, CR 68,2/ Slope 116,
Herren: 5.316 m, CR 68,0/ Slope 123
Designer: A. Rossi Fioravanti, Boldovino Dassù
Greenfee: Saisonbedingt: 48 /57 (18 Löcher); 32/39 (9 Löcher)
Fazit: Der Kurs im Skigebiet Kronplatz bietet dank bestem Pflegezustand erstklassiges Golf entlang von Wald- und Wiesenlandschaften.

GC Passeier.Meran:
Adresse: Kellerlahne 3, I-39015 St. Leonard/Passeier
Tel.: +39 0473/64 14 88
www.golfclubpasseier.com, E-mail: info@golfclubpasseier.com
Platz: 18 Löcher, Par 71, Damen: 4.771 m, CR 71,5/ Slope 124,
Herren: 5.469 m, CR 70,3/ Slope 129
Designer: Wilfried Moroder
Greenfee: Saisonbedingt: 58 /66
Fazit: Wer Doglegs und drivebare Par 4 liebt, ist mit dem bergigen Kurs bestens bedient. Das örtliche Wellness-Resort Quellenhof eröffnet Anfang 2009 ein 5-Sterne-Golf- und Wellnesshotel am Platz.

GC Lana:
Adresse: Brandisweg 13, I-39011 Lana
Tel.: +39 0473/56 46 96
www.golfclublana.it, E-mail: info@golfclublana.it
Platz: 9 Löcher, Par 70, Damen: 4.872 m, CR 70,1/ Slope 130,
Herren: 5.586 m, CR 70,1/ Slope 130
Designer: Michael Pinner
Greenfee: 56 (18 Löcher); 35 (9 Löcher)
Fazit: Der flache 9-Löcher-Platz verläuft durch ein Meer von Weinstöcken und Apfelbäumen. Zahlreiche Bunker und unerwartete Hindernisse machen den Tal-Kurs schwerer als erwartet.

GC Alta Badia:
Adresse: Strada Planac 9, I-39033 Corvara in Badia
Tel.: +39 0471/ 83 665
www.golfaltabadia.it, E-mail: info@golfaltabadia.it
Platz: 9 Löcher, Par 72, Damen: 4.532 m, CR 69,4/ Slope 133,
Herren: 5.446 m, CR 67,7/ Slope 126
Designer: Michael Green
Tagesgreenfee: Saisonbedingt: 38 /48 , Nachmittags-Greenfee ab 15 Uhr 30 /38 (18 Löcher)
Fazit: Mit 1.700 m Höhenlage ist man hier dem Himmel näher als auf jedem anderen Platz in Europa. Und die Bälle fliegen auch weiter.