International Reise

Reise Schottland: Wo alles begann…

Troon präsentiert sich im weiteren Verlauf genau so, wie Links-Kurse gemeint sind: nichts als Sand, dornige Ginsterbüsche und festes Dünengras zwischen dem Abschlag und Beginn des Fairways irgendwo dahinten – je nach Wahl der Tee-Box liegen da schon mal 180 oder noch ein paar mehr Meter dazwischen.
Je näher man dem Grün rückt, desto mehr wilde Wellen, Hügel und Schluchten tun sich auf. Wo das noch nicht reicht, hat
Mutter Natur einen Bach spendiert, der sich wie eine Schlange zum Meer windet. Und dann, ja dann kommen genau die Hindernisse, ohne die Golf in Schottland nur halb so lustig wäre – die Bunker.
Sie sind tief; zum Teil so weit in die Erde gebohrt, dass man das Grün, sei es auch noch so nah, nicht sehen kann. Wenn Sie den Ball nicht mit dem ersten Schlag befreien, versuchen Sie es einfach ein… fünftes oder sechstes Mal! Und wenn Sie selbst nicht gleich ’rauskommen, nehmen
Sie eben doch die Treppe; die ist in einigen Bunkern durch in die senkrechten Wände eingelassene Eisenbahnschwellen bereits fest installiert.
Onduliert – das ist die richtige Bezeich-nung für die Grüns; nicht nur in Troon, sondern überall im Land der Links. Eine Ondulation, so wird sie grundsätzlich definiert, „ist das künstliche Einbringen von Locken oder Wellen ins Kopf- oder Barthaar. Hierzu werden zum Beispiel Brennscheren verwendet.“ Aha.
Keine Ahnung, wer hier vor Jahrhunderten mit welchem Werkzeug durch die Dünen an der Irischen See marschiert ist; die Arbeit aber kann sich heute noch sehen lassen. Die Wellen, die in Troon die Grüns durchziehen, sind zum Teil so fein, dass sogar die besten Spieler der Welt sich regelmäßig verlesen. Das entspannt uns Amateure doch immens; jeder Zwei-Putt wird damit auf dem Open-Platz zum Highlight einer grandiosen Runde.

at Royal St Georges Golf Club venue for the 2011 Open Championship on August 24, 2010 in Sandwich, Kent, England.
Der Flughafen von Glasgow-Prestwick ist vom Golfplatz durch kaum mehr als ein paar Büsche getrennt.

Der Prestwick Golf Club hatte auch mal einen Open-Platz. Den allerersten sogar, denn am 17. Oktober 1860 wurde hier die Premiere der Open Championship gefeiert – ein großer Steinblock neben dem Parkplatz erinnert an die Stelle des damaligen 12-Löcher-Kurses, von dem der allererste Drive geschlagen wurde. Von den 57 Mitgliedern, die den Club 1851 gegründet hatten, hätte sich wohl keiner vorstellen können, dass heute
noch sechs der Originalgrüns genutzt werden. Die Eichenschränke in den Umkleiden stammen aus dem Jahr 1882, und auch der elegant-schwere „Smoke Room“ hat mehr als 130 Jahre mühelos überstanden. Hier wurden Old und Young Tom Morris zu Legenden, hier gewann Willie Park Senior nach dreimal zwölf Löchern an jenem 17. Oktober die erste Open.
Preisgeld gab es keins, dafür aber einen aufwändig gearbeiteten roten Ledergürtel, der erst später von der noch heute verge-benen Claret Jug abgelöst wurde; beide Artefakte sind im Eingangsbereich des Clubhauses ausgestellt.
Drücken Sie ruhig Ihre Nase ans Sicherheitsglas; hier meckert keiner. Prestwick ist ein ausgesprochen offener und freundlicher Club, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Geschichte des Spiels und der Open entspannt zu vermitteln. Das gelingt wunderbar. Draußen auf dem Platz und vorher oder anschließend im Clubhaus, in dem fast alle Räume für Gäste zugänglich sind. Am besten, Sie bestellen sich nach der Runde ein eher rustikales Mittagessen und genießen die Atmosphäre sowie die Gespräche mit den Mitgliedern, die alles andere als abgehoben sind.
Das berühmteste Loch ist das 17. Es heißt „Alps“, weil sich vor dem Grün eine monu-
mentale Düne in die Luft reckt, sodass man das Grün blind anspielen muss. An der Tee-Box ist die tagesaktuelle Fahnen-Position notiert; direkt vor dem Grün
lauert ein riesiger Bunker, der aus gutem Grund „Sahara“ heißt. Diese Bahn, die früher als zweite gespielt wurde, ist seit 165 Jahren unverändert und so die älteste in der Welt des Championship-Golfs.