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Der Stoff, aus dem die Träume sind

Getty Images
Von Johannes Oberlin

Profigolfer auf der amerikanischen PGA Tour, das war schon immer der große Traum von Brian Vranesh. Der smarte Mann aus Scottsdale, Arizona wusste seit seinen ersten Schwüngen, dass er es schaffen kann. Und als seine Freunde Pat Perez und Charley Hoffman den Weg als US PGA-Tourpro eingeschlagen hatten, war ihm endgültig klar, wo er hingehört. Brian Vranesh ist heute 31 Jahre alt. Seinen Golfschwung hat er sich selbst beigebracht. Aufgeben wollte er niemals, auch wenn das Leben ihm oft Steine in den Weg legte. Mit zehn Jahren zeigte ihm sein Onkel einen Par 3-Kurs. Seitdem ließ ihn das faszinierende Spiel mit dem kleinen weißen Ball nicht mehr los. In seiner Familie spielte niemand Golf, doch das störte ihn nicht. Die Schule mochte er nie besonders, das College brach er ab. Vranesh lernte schnell, seinen Lebensunterhalt so zu verdienen, dass genug Zeit übrig blieb, auf der Range zu trainieren. Er arbeitete nachts als Kellner in Restaurants, fuhr zu später Stunde Pizzen aus und belegte Sandwiches bei der Fast Food-Kette Subways alles für seinen großen Traum. Auch als Caddie machte er im edlen Sherwood Country Club in Thousand Oaks (Kalifornien) seine Erfahrungen. „Einmal stand ich sogar neben Tigers Bag und durfte ihm bei einem Pro-Am über die Schulter schauen. Ich habe ihn einfach nur beobachtet und eine Menge von ihm gelernt“, schwärmt Vranesh noch heute.
Ein langer Weg

Dass er Golf spielen kann, hat er bereits über zehn Jahre in den zweit- und drittklassigen Ligen demonstriert. Auf der amerikanischen „Gateway Tour“ (der Vorbereitungstour für die PGA Tour) konnte er letztes Jahr sogar ein Turnier gewinnen, kassierte dafür knapp 11.000 Euro. Für einen Sieg wohlgemerkt. In Zukunft wird der frischgebackene PGA-Tourpro mit deutlich mehr Preisgeld rechnen dürfen. Vranesh platzierte sich beim am Montag zu Ende gegangen PGA TOUR National Qualifying Tournament nach 108 Löchern unter den ersten 25 und erhielt die volle Spielberechtigung für die nächste Saison auf Amerikas höchst dotierter Tour. „Das ist schon verrückt“, stotterte Vranesh mit gebrochener Stimme und feuchten Augen. „Es war ein langer Weg für mich bis hierhin und verdammt viel Arbeit. Es ist ein unglaubliches Gefühl.“
Last-Minute-Entscheidung für Vranesh

Dabei war nach fünf Tagen noch nichts entschieden. Als 38. war er in die letzte Runde gegangen. Die wenigsten hatten Vranesh auf den La Quinta Golf Courses in Kalifornien noch auf dem Zettel. Erst eine bogeyfreie 65er-Abschlussrunde katapultierte ihn auf Rang 18 und geradewegs auf die PGA Tour. „Ich möchte, dass die Leute da draußen sehen, dass man es schaffen kann. Ich hatte schwere Zeiten, in denen mir die Bank nicht mal 200 Dollar geben wollte. Doch wenn man am Ball bleibt und immer weiter trainiert, ist alles möglich.“

„Es geht nicht darum, wie gut Deine besten Schläge sind“

Mental unterstützt wird Vranesh schon seit Jahren von seinem Cousin Jon Garland. Garland kennt sich aus im Profigeschäft, ist seit Jahren Baseballer in der ersten amerikanischen „Major League“. Er hat es geschafft, ist sein großes Vorbild. Die beiden sind beste Freunde. „Er hilft mir, mit Drucksituationen umzugehen und zeigt mir, worauf es ankommt“, erzählt Vranesh. Sein wichtigster Ratschlag an ihn: „Es geht nicht darum, wie gut Deine besten Schläge sind. Es kommt darauf an, schlechte Schläge so gut wie möglich zu kontrollieren.“ Garland begleitete seinen Schützling am letzten Tag der Qualifying School, stand ihm mit Rat und Tat zur Seite. Er weiß, was auf Vranesh im nächsten Jahr zukommt und wird auch weiterhin ein Auge auf ihn haben. Jetzt erst recht!