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Erster deutscher Sieg in München durch Kaymer

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Nach einem Nervenkrimi auf der Schlussrunde hat Senkrechtstarter Martin Kaymer im Stechen gegen den Dänen Anders Hansen als erster deutscher Golfprofi die BMW International Open in München-Eichenried gewonnen. Der 23-Jährige aus Mettmann sicherte sich vor 16.500 Zuschauern trotz eines Blackouts am 11. Loch seinen zweiten Triumph auf der Europa-Tour nach dem Erfolg am 20. Januar in Abu Dhabi.

Kaymer und Hansen hatten nach vier Runden jeweils 273 Schläge auf dem Konto, am ersten Extra-Loch seines ersten Stechens überhaupt setzte sich der Rheinländer mit einem Birdie durch. „Ich habe den Ball am Anfang schlecht getroffen. Aber ich wollte unbedingt gewinnen. Der Sieg gehört meiner Mutter“, sagte Kaymer, der nach dem Siegputt mit Tränen in den Augen Freundin Jenny in den Arm genommen hatte. Kurz vor Turnierbeginn war Kaymer extra noch einmal nach Hause zu seiner kranken Mutter gefahren.

Höchste Siegprämie für Kaymer

Neben der bislang höchsten Siegprämie (333.330 Euro) seiner erst zweijährigen Profi-Karriere durfte sich der Jungstar, der im Vorjahr in München noch den Cut verpasst hatte, vor allem über seine weiter verbesserten Chancen auf eine Teilnahme am Ryder Cup freuen. Sollte Kaymer, 2007 als erster Deutscher überhaupt Europas „Rookie of the Year“, seine Form halten, dürfte ihm der Start beim prestigeträchtigsten Wettbewerb seiner Sportart in Louisville/Kentucky (19. bis 21. September) kaum zu nehmen sein.

Zweitbeste Deutsche waren als 16. mit jeweils 280 Schlägen Lokalmatador Alex Cejka und der Stuttgarter Tino Schuster. Während sich US-Tourspieler Cejka mit einer 68 nach vorne schob, fiel Schuster nach einem Birdie an der 15 und einem Triple-Bogey an der 16 von Platz 5 zurück. Ein Top-10-Resultat wäre das beste Karriere-Ergebnis für Schuster gewesen. Der im Vorjahr zweitplatzierte Anhausener Bernhard Langer hatte in diesem Jahr nichts mit der Entscheidung zu tun. Der 50-Jährige benötigte insgesamt 284 Schläge und landete damit auf dem geteilten 37. Platz.

Langer: „Kaymer spielt mit Köpfchen, wie Tiger Woods“

Kaymer spielte an den ersten beiden Tagen an der Seite von Langer in einem Flight. Der war danach hellauf begeistert von seinem jungen Flight-Partner: „Nach der Runde habe ich ihm gesagt, du bist aggressiv, spielst aber trotzdem mit Köpfchen, genau wie Tiger Woods und Phil Mickelson.“ Kaymer könne in den kommenden Jahren die Fahne des deutschen Golfsports hochhalten, sagte Langer weiter und prognostizierte: „Wenn er so weiterspielt, gibt es für ihn keine Grenzen.“ Nach dem Sieg Kaymers meinte Langer: „Ich freue mich für ihn, das Turnier hatte endlich einen deutschen Sieger verdient.“

Präzision in den langen Schlägen genauso wie bei den Putts, ein hochkonzentriertes Auftreten und immer darauf bedacht, einen Fehler nur einmal zu machen: Mit diesen Qualitäten hatte Kaymer die gesamte und teils hochrangig besetzte Konkurrenz an den ersten Tagen an die Wand gespielt und lag vor der Schlussrunde scheinbar uneinholbar sechs Schläge vor dem zweitplatzierten Südafrikaner Carl Schwartzel.

Nervenflattern in der Schlussrunde

Doch auf der Schlussrunde flatterten plötzlich die Nerven. Zwei Bogeys hatte er sich an Loch eins und sieben bereits geleistet, dann stockte den rund 5000 mitlaufenden Zuschauern am elften Loch der Atem. Gleich zweimal schlug Kaymer den Ball ins Wasser, am Ende stand ein Triple-Bogey, und der Traum vom zweiten Turnier-Sieg drohte in einem kleinen Tümpel jäh zu versinken. Doch mit Birdies an der 13 und 18 rettete er sich noch ins Play-off, in dem er an der 18 mit glänzenden Schlägen den Erfolg sicherte.