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Exklusiv: Hausbesuch bei Solheim Cup-Kapitänin Carin Koch

Carin Koch

Hausbesuch bei Carin Koch: Heute ist sie in erster Linie Mutter

Carin Koch
Blick auf die Bilderwand im Hause Koch.

Dies gehörte wohl lange nicht zum Leben der Söhne: Normalität. Wenn ihre Mutter arbeiten ging,  fuhr sie auf den Golfplatz – dorthin also, wo viele ihre Freizeit verbringen. Als die Kinder klein waren, haben sie auf Tour auch mal in einem Cart oder Clubhaus ihren Mittagsschlaf gemacht. Oliver und Simzon haben ihre Mutter oft auch bei Turnieren begleitet und täglich viele neue Menschen kennengelernt – das war für sie normales Leben. Kein Kindergarten, keine festen Zeiten. „Dadurch sind unsere Kinder aber noch heute sehr flexibel und offen.“ Und eine andere Herausforderung stellte sich den Eltern: „Wir mussten unseren Kindern erst einmal erklären, dass nicht jeder mit Sport sein Geld verdient!“ Das Wichtigste, was Carin Koch ihren Jungs vermitteln will? „Die richtige Einstellung zu haben! Dass man immer nach der Lösung sucht, statt nur das Problem zu sehen.“ Eine gute Sichtweise – und irgendwie ziemlich schwedisch.
Aber zurück ins Hier und Jetzt: Nach unserer Hausführung setzen wir uns ins Wohnzimmer. Nicht nur im Kinderzimmer passen die Farben der Kissen zu der Farbe an der Wand, im gesamten Haus scheint alles perfekt aufeinander abgestimmt zu sein. „Ja, ich habe Spaß daran, einzurichten und zu dekorieren!“  Es ist bereits 11 Uhr, und Koch bietet uns eine „fika“ an – das schwedische Wort für eine Kaffepause und ein Muss für jeden Schweden. „Vormittags und nachmittags“, betont Koch. So kommt das GOLF MAGAZIN in den Genuss eines selbstgebackenen Marmorkuchens, angerührt nach einem Familienrezept. In der einer Ecke im Wohnzimmer, neben dem Kamin, steht eine nigelnagelneue Gitarre. Spielt einer von den Kochs? „Nein, sieht aber cool aus, oder?“, lacht die Profigolferin. Seit Jahren möchte Koch schon Gitarre spielen lernen. Aber in diesem Jahr kommt sie wohl auch nicht mehr dazu. „Kapitänin zu sein ist ein Fulltime-Job“, gibt sie zu. „Es macht aber viel Spaß!“ Nun meldet sich Svea und bittet uns mit lautem Bellen und Sprüngen aufs Sofa um einen Spaziergang. Wir laufen direkt am Wasser entlang durch Steinlandschaften, wo wir auch eines unserer ersten Fotomotive finden. Ziemlich bald aber muss sich Carin beeilen: Gleich ist Schulschluss und sie muss Simzon von der Schule abholen.

Carin Koch
In typisch schwedischer Kulisse: Carin Koch.

Nächster Termin: Simzon von der Schule abholen!  
Dafür müssen wir mit einer kleinen Fähre zur Nachbarinsel Björkö fahren.Hier würde wohl jedes Kind gerne zur Schule gehen: kleine bunte Holzhüttchen, ein Hafen mit vielen Fischerbooten und eine Schule mit nur knapp 300 Schülern. Wir sind etwas spät dran, denn uns kommt ein blonder Junge mit seinem Freund entgegen: die Hose hochgekrempelt, das Cap verkehrt herum auf dem blonden, längeren Haar. Simzon begrüßt uns in einem perfekten Englisch und wirkt für seine elf Jahre schon ziemlich erwachsen. „Habt ihr Hunger? Hier gibt es den besten Imbiss!“, sagt er. Bei einem „Kebabsallad“ erzählen Simzon und sein Freund Albert von ihrem Tag in der Schule. Nach dem Essen gibt’s noch ein Eis, bevor sich Carin schon wieder umziehen muss. Am späten Nachmittag steht, gemeinsam mit Landsfrau Fanny Sunesson, dem wohl bekanntesten weiblichen Caddie (unter anderem für Nick Faldo und Henrik Stenson), eine vorbereitende Veranstaltung für ein Charity-Turnier für Kinder an. Das GOLF MAGAZIN darf auch hier dabei sein. Auf dem Weg nach Göteborg wird Simzon noch schnell beim Hockeytraining abgesetzt. Bei der Veranstaltung in einer Sportsbar rühren Fanny und Carin die Trommel, um weitere Sponsoren zu finden. Die Solheim Cup-Kapitänin Carin Koch kennt hier natürlich jeder! Als wir am Abend wieder nach Torslanda fahren, sagt Carin Koch grinsend hinter dem Steuer ihres Geländewagens: „Ja, das war mein Tag! Ihr seht, erst entspannt, dann etwas hektisch. Einen richtigen Alltag habe ich wohl nicht. Denn jeder Tag ist ganz anders.“