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Golf-Veteran Watson wird zum Sieger der Herzen

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Mit 59 Jahren hatte Golf-Veteran Tom Watson bei der British Open im schottischen Turnberry noch einmal nach den Sternen gegriffen, am Ende war er immerhin Sieger der Herzen. „So nah und doch so weit weg“, titelte die schottische Tageszeitung The Herald nach Watsons Niederlage im Play-off gegen seinen US-Landsmann Stewart Cink und resümierte: „Der falsche Amerikaner, aber der richtige Sieger.“

Dabei hatte es Tom Watson selbst in der Hand, eine der größten sportlichen Leistungen überhaupt mit dem historischen Triumph zu krönen. Nach 71 Löchern und vier langen Tagen auf dem Dünenkurs an der schottischen Küste trennten den Amerikaner nur noch zweieinhalb Meter vom historischen Triumph, als sein Putt wenige Zentimeter rechts am Loch vorbeiging. Aus der Traum, als ältester Major-Sieger in die Geschichte einzugehen.

Einseitiges Stechen

Zum Spielverderber wurde Stewart Cink, zwei Jahre vor Watsons erstem British-Open-Sieg 1975 im schottischen Carnoustie geboren. Mit einem Birdie am letzten Loch zog der 36-Jährige mit Watson gleich, um diesen dann im Stechen über vier Löcher mit sechs Schlägen Vorsprung zu deklassieren. „Das ist nach diesem Turnierverlauf sicher keine leichte Situation für mich, aber im Stechen kam bei mir ein schlechter Schlag nach dem anderen“, sagte der fünfmalige Open-Sieger Watson.

Er hat in seiner Karriere zuviel erlebt, um der vergebenen Chance lange nachzutrauern. Als Stewart Cink neben dem Siegerscheck über 866.557 Euro auch die begehrte silberne Siegertrophäe „The Claret Jug“ überreicht bekam, gratulierte ihm Watson mit einem strahlenden Lächeln. „Wie sind doch hier nicht auf einer Beerdigung“, scherzte der Oldie, „mein Sohn hat mir gesagt, ich solle rausgehen und Spaß haben. Und den hatte ich. Das wäre doch eine tolle Story geworden, wenn es der alte Kauz noch einmal geschafft hätte, oder?“

Cink: „Ich schäme mich nicht dafür“

Geschafft hat es dafür bei seinem 50. Major-Start erstmals Stewart Cink, der zuvor schon fünfmal auf der US-Tour gewonnen und im Vorjahr auch mit dem US-Team im Ryder Cup gegen Europa triumphiert hatte. Dass er Watson die große Show am Ende verdorben hatte, störte ihn nicht allzu sehr: „Ich schäme mich nicht dafür. Ich weiß, dass ich der Hollywood-Story das Happyend versaut habe, aber das ist okay. Ob Tom 59 oder 29 Jahre alte ist, macht keinen Unterschied. Er war ein Konkurrent unter vielen anderen.“

Respekt vor der Leistung seines älteren Rivalen aber hatte Stewart Cink allemal. „Wir haben gesehen, was für ein toller Golfer Tom noch ist und was wir für einen tollen Sport betreiben“, sagte Cink, der bereits im April eine Kostprobe von Watsons nach wie vor vorhandener Klasse bekommen hatte. „Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal gegen Tom um einen Sieg spiele. Auf einer Trainingsrunde vor der US Masters habe ich gesehen, wie solide er schlägt. Da habe ich gedacht: hoffentlich muss ich nicht irgendwann mal gegen ihn antreten.“