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Interview Justin Rose: „St.Andrews hat diese ganz spezielle Aura“

Interview mit Justin Rose
Mit gerade einmal 17 Jahren sorgte der Engländer Justin Rose einst für Furore bei den British Open: Als Amateur wurde er 1998 in Royal Birkdale Vierter beim ältesten Golfturnier der Welt. Es folgten der Wechsel ins Profilager und einige harte Jahre auf kleineren Touren, bevor Rose den Sprung zu den Großen schaffte und selbst einer wurde. Heute zählt der mittlerweile 35-jährige zu den erfolgreichsten Tour-Pros Europas und hält sich seit über zwei Jahren stabil in den Top-10 der Weltrangliste. Rose stand bereits dreimal im europäischen Ryder Cup-Team. Seinen größten Einzeltitel holte er 2013 mit dem Sieg der US Open im altehrwürdigen Merion Golf Club. Ein Sieg bei seinem „Heim-Major“ – den British Open –  fehlt ihm noch. Im Interview erklärt Justin Rose, was ihm der „Claret Jug“ bedeutet, was an 2015 ganz besonders ist und wie er seinen inneren Frieden findet.

 

Herr Rose, bei der diesjährigen British Open werden Sie zum 14. Mal am ältesten Major-Turnier im Golf teilnehmen. Ihr Fokus liegt mittlerweile auf der PGA Tour in den Vereinigten Staaten. Wie schwierig ist es, auf den Linksgolf-Modus zu wechseln?

Justin Rose: Üblicherweise setzen sich die British Open deutlich von den anderen drei Majors ab.  Die US Open werden fast immer auf Plätzen mit vielen Bäumen und hohem Rough ausgetragen, also dem totalen Gegenteil eines Links. Mit Chambers Bay (Austragungsort der US Open 2015, Anm. der Red.) und der PGA Championship in Whistling Straits finden in diesem Jahr noch zwei weitere Majors auf Golfplätzen im Links-Stil statt. Das wird die Umstellung zur British Open in St. Andrewes erleichtern. Die Top-Spieler müssen 2015 praktisch den ganzen Sommer über den Links-Modus abrufen können. Für mich trifft das noch mehr zu, da ich zur Vorbereitung auf St. Andrews die Scottish Open in Gullane gespielt habe; ebenfalls ein echter Linksplatz.

Über Chambers Bay wurde während und nach der US Open viel diskutiert. Am Platzlayout scheiden sich die Geister. Im August wird die PGA of America das vierte Major des Jahres erneut in Whistling Straits veranstalten (zuletzt fand die PGA Championship 2010 in Whistling Straits statt. Der Sieger damals hieß Martin Kaymer, Anm. der Red.). Was halten Sie davon die Majors auch auf neueren Plätzen zu spielen?

Ich denke, dass es wichtig ist, Golf auf so großer Bühne an verschiedene Orte zu bringen, also auch auf neue Kurse. Die USGA (United States Golf Association, richtet die US Open aus, Anm. d. Red.) versucht zurzeit, die Nachhaltigkeit im Golfsport voranzutreiben. Zum Beispiel mit Plätzen, die weniger Wasser benötigen. Das ist ethisch und ökologisch betrachtet doch sehr löblich. In Chambers Bay hat dieser Ansatz noch nicht ganz so gut funktioniert, aber das Bewusstsein ist auf jeden Fall vorhanden. Die Haupt-Verwaltungsorgane müssen sehen, was für den Golfsport allgemein gut ist. Auch Whistling Straits ist ein spektakulärer Austragungsort (liegt direkt am Michigan See). Es ist einer dieser sehr technischen zu spielenden Plätze, die man sorgfältig kennenlernen muss.

Was macht die British Open in St. Andrews so besonders?

St. Andrews ist einer der wenigen Orte, an denen man die einzige Person auf dem Platz sein kann und dennoch das Gefühl hat, dass einem zugeschaut wird. Der Platz hat einfach diese ganz spezielle Aura. Wenn man über das Doppelfairway der 18 und der 1 geht, mit dieser uralten Stadt im Hintergrund, spürt man wie geschichtsträchtig dieser Ort ist. Bei dieser magischen Atmosphäre stellen sich mir regelmäßig die Nackenhaare auf.

Können Sie sich noch an Ihre erste Golfrunde in St. Andrews erinnern?

 Ich glaube, ich war 15 und mit meinem Dad unterwegs auf einem Amateurturnier. Wir wohnten in einem ganz einfachen Hotel und sogen die Atmosphäre des Städtchens geradezu auf.

Was würde Ihnen ein Sieg bei der Open in St. Andrews bedeuten?

Die British Open überhaupt einmal zu gewinnen – egal auf welchem Platz der Open-Rota – würde mir die Welt bedeuten. Immerhin ist dies der Titel, von dem ich in meinem Leben am meisten geträumt habe. Für britische Spieler ist der Open-Titel der Gipfel. Den Claret Jug auch noch in St. Andrews zu holen, wäre einfach das Größte.
Bisher habe ich erst an einer einzigen British Open in St. Andrews teilgenommen. Bei der Millenium-Auflage 2000 verpasste ich die Qualifikation. Und 2005 kam ich als erster Reservespieler wieder nicht ins Feld. 2010 habe ich zwar teilgenommen, erwischte aber die falsche Hälfte der Startzeiten, die wettermäßig stark benachteiligt war. Ich freue mich daher sehr auf dieses Jahr und hoffe, dass es diesmal etwas glücklicher für mich läuft.