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Regeln: Bond, Goldfinger und ein falscher Ball

Vor über 50 Jahren besiegte James Bond den gerissenen Gauner Goldfinger auf dem Golfplatz. Aber hatte er den Sieg auch verdient?

Die unrühmlichen Szenen eines Golfmatches zwischen James Bond und Bösewicht Goldfinger sind rund sechs Minuten Betrug, schlechte Etikette, Nichteinhaltung der Golfregeln und ein kurzer Blick auf den vielleicht furchteinflößendsten Caddie der Golfgeschichte. Der Film „Goldfinger“ ist auch nach über 50 Jahren seiner Erstaufführung unvergesslich. So sehr, dass wir einen namhaften Referee baten, das Filmmaterial nach den heute gültigen Golfregeln zu beurteilen. Er bat uns um Anonymität den „007 hat die Lizenz zum Töten“.

Hier also seine Einschätzung:

Das Match stand „all square“, als die beiden zum 17. Loch gingen und vereinbarten, den Einsatz pro Loch von einem Schilling auf 5.000 Pfund Sterling zu erhöhen – der Wert eines seltenen Goldbarren, den Bond besaß. Beide legten Wert darauf, strikt nach den Regeln zu spielen. Der Abschlag von Bond landet Mitte Fairway, der von Goldfinger im Rough. Während Goldfinger’s Caddie, Oddjob, vorgibt, nach dem Ball zu suchen, lässt er einen anderen Ball durchs Hosenbein gleiten und benachrichtigt dann Goldfinger, er hätte den ursprünglichen Ball gefunden. James Bond seinerseits sagt zu seinem Caddie, er weiß, dass es nicht Goldfinger’s Ball sein kann. Warum? Bond steht absichtlich darauf, um die Lage des Balls zu verbergen.
Referee: „Beide hätten für diese offenkundige Schummelei auf der Stelle disqualifiziert werden sollen (Regel 33-7). Davon abgesehen hätte Goldfinger das Loch wegen Spielen vom falschen Ort verloren (Regel 20-7a). Er hätte zum Abschlag zurückgehen und von dort, mit einem Strafschlag, einen neuen Ball spielen müssen, da sein ursprünglicher Ball verloren war.“

Das 17. Loch wird geteilt, 007 vertauscht heimlich Goldfinger’s Ball, einen Slazenger 1 mit einem Slazenger 7, den er am vorangegangenen Loch gefunden hatte und wirft ihn dem unwissenden Gauner zu. Bond und sein Caddie debattieren, sollte Goldfinger den Tausch nicht bemerken und vom nächsten Abschlag spielen, er das Loch wegen Spielen eines falschen Balls verloren hätte. Goldfinger geht vor Bond zum Abschlag der 18 und spielt seinen Drive.
Referee: „Auf den Balltausch kommen wir später zurück. Goldfinger spielte im Lochspiel außer Reihenfolge und Bond hätte somit verlangen können, dass Goldfinger den Schlag annulliert und in der richtigen Reihenfolge gespielt wird (Regel 10-1c). Bond zog es jedoch vor, über den Regelverstoß seines Gegners hinwegzusehen (Regel 2-5 Anmerkung 1).“

Zurück zum Balltausch. Goldfinger spielt an der 18 eine 5 und Bond muss seinen Putt lochen, um das Loch und damit das Match nicht zu verlieren. Bond schiebt den Putt daneben. Er holt Goldfingers Ball aus dem Loch und zeigt sich erstaunt darüber, dass es kein Slazenger 1 ist. Bond behauptet, dass Goldfinger irgendwo auf dem Fairway den falschen Ball gespielt und damit das Loch verloren hätte. Goldfinger widerspricht nicht, geht empört weg.
Referee: „Bonds Beanstandung ist nicht korrekt. Goldfinger spielte das Loch mit dem gleichen Ball zu Ende, den er vom Abschlag gespielt hatte. Die Golfregeln erlauben einen Austausch der Bälle zwischen zwei Löchern (Regel 15-2). Da er aber der Beanstandung von Bond nicht widersprach, hatte er das Loch verloren. Wenn im Lochspiel Gegner unwissentlich einer falschen Vorgehensweise oder Regel zustimmen, bleibt das Ergebnis bestehen. Um es noch einmal klarzustellen, beide wären wegen Schummelns disqualifiziert.

Die Alternative
Goldfinger hätte Bond reinlegen können, wenn er Regel 15 gekannt hätte. Als Bond ihn damit konfrontierte, einen falschen Ball gespielt zu haben, hätte er von 007 nur einen Beweis dafür fordern müssen. Offensichtlich wäre Bond nicht in der Lage gewesen, das zu beweisen. Hätte Bond dann in seiner Verzweiflung angeführt, dass er Oddjob beim Schummeln an der 17 gesehen hatte, hätte Goldfinger erwidern können, dass es für eine Beanstandung zu spät sei. Für eine gültige Beanstandung hätte Bond diese rechtzeitig erheben müssen und zwar bevor einer der Beiden an der 18 abgeschlagen hatte (Regel 2-5). „Rein akademisch, Mr. Bond: Sie verlieren das Loch und damit das Match!“