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Ungeliebt, Geliebt: Bubba Watson

Bubba Watson

Bubba Watson: „Ich habe Probleme!“

Was man von Bubba auch immer mal wieder hört: „Ich habe Probleme.“ Watson ist überzeugt, unter ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) zu leiden, obwohl die Krankheit bei ihm nie nachgewiesen wurde. Dr. Edward Hallowell, ein Fachmann auf dem Gebiet und großer Watson-Fan, setzt Bubbas große Kreativität und geringe emotionale 
Kontrolle so ins Bild: „Das ist wie ein 
Ferrari mit den Bremsen eines Fahrrads“. Bei seinen beiden Siegen beim US-
Masters hat er sich zusammengerisssen, keine Frage. Bei anderen Major-Turnieren aber hat er sich quasi selbst rausgeschossen. Am deutlichsten bei der US Open 2014, als Martin Kaymer so deutlich gewann, während sich Bubba von Anfang an unwohl fühlte und das typisch widerspenstige US-Open-Rough schlicht als „Unkraut“ bezeichnete. Im Juni, bei der US Open in Chambers Bay, verpasste er den Cut und moserte anschließend über den „absolut unberechenbaren Platz.“ Und: Vor der PGA Championship 2014 war er während eines Long-Drive-Wettbewerbs abgehauen, weil er sich nicht richtig informiert fühlte.
Watson: „Ich mag keine Überraschungen. Ich kann damit gar nicht umgehen.“

Bubba Watson vor Fenster vorne
Aber grundsätzlich ist Bubba Watson ein witziger Typ – und ein Familienmensch.

Mit seinen Kollegen wohl auch nicht so richtig. Bei einer Umfrage 2016 unter 103 Tourspielern, wem sie im Notfall am wenigsten gern helfen würden, „gewann“ Bubba unangefochten mit 23 Stimmen. Patrick Reed, ebenfalls kein Kumpeltyp, kam als Zweiter auf nur 11 Stimmen. Davis Love III, Kapitän des US-Teams für den Ryder Cup 2016, wird mit Watson noch ein paar ernste Worte reden: „Es gibt ein paar Regeln bei uns, mit denen sich Bubba schwertut. Er grüßt nicht immer, und er kann sich keine Namen merken. Das nehmen ihm einige Kollegen übel.“ Tour-Pro Ben Crane, der Watson sehr gut kennt und unter anderem in derselben Bibelgruppe ist, sagt dazu: „Bubba möchte niemanden verschrecken. Er wirkt nicht so offen, weil er nicht über andere, sondern meistens über sich nachdenkt. Das aber machen wir im Golf doch fast alle.“
Der Mann, der sowohl den Golfer wie auch den Menschen Watson am besten kennt, ist Ted Scott, sein Caddie. Der sagt: „Als wir 2006 unsere Zusammenarbeit begannen, hatte Bubba schon eine ganze Menge Leute verprellt. Freunde haben mich vor dem  ,Verrückten‘ gewarnt. Es hat auch bei mir eine Weile gedauert, bis ich ihn einschätzen konnte. Bubba fühlt sich einfach unter Fremden nicht wohl. Da ist sein zum Teil abschreckendes Verhalten reiner Selbstschutz.“ Scott weiß mehr: „Was mir Bubba gleich zu Beginn erzählte: ,Mein Vater hat mir geraten, niemandem zu vertrauen. Daran halte ich mich.‘ Seitdem versuche ich, ihm zu zeigen, wie gut etwas mehr Offenheit tun kann. Die Fans lieben doch so außergewöhnliche Sportler wie Bubba, wenn er sie an seinem Leben teilhaben lässt.“
Dass Bubba auf der Tour nicht sonderlich beliebt ist, mag auch an der Art liegen, wie er spielt. Geoff Ogilvy, der mit ihm ab und an trainiert: „Bubba spielt ein komplett anderes Golf und ist doch erfolgreicher als die meisten anderen, die viel trainieren und stundenlang an ihrer Technik feilen. Für Bubba ist das nichts. Er will immer nur spielen, denkt so gut wie nie über Technik nach. Wenn andere nach ihrer Turnierrunde auf die Range gehen, spielt Bubba neun Löcher auf einem Platz in der Nähe. Die Schläge, die vorher nicht geklappt haben, übt er dann eben da.“ Ogilvy weiter: „Auf der Tour ist Bubba oft nervös 
und unberechenbar; da muss er sein Verhalten dringend verbessern. Wenn wir aber
 privat spielen, erlebe ich den wahren Watson. Dann freut er sich wie ein Kind und agiert mit einer famosen Unbefangenheit.“
Geben wir das Schlusswort an Watsons Frau Angie: „Bubba wird am Anfang oft missverstanden, weil er sich so zurückhält. Wenn er aber irgendwann Vertrauen gefasst hat, lässt er dich nie im Stich!“

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