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Golf bei Olympia: Die große Chance!

Olympia

Martin Kaymer mit vorbildlichem Engagement

Umso schöner und wichtiger, dass es auch Spitzenspieler gibt, die sich unglaublich auf Olympia freuen und einen Medaillengewinn als einen der größtmöglichen Karriere-Erfolge betrachten wie beispielsweise Sergio Garcia aus Spanien, der Engländer Justin Rose und allen voran Martin Kaymer. Sie befinden sich allesamt im Olympia-Fieber. „Wenn ich in zehn Jahren auf das, was ich erreicht habe, zurückblicke, würde ich in meiner Biografie gern mehrfacher Majorsieger und Goldmedaillengewinner bei Olympia lesen“, sagt Rose. „Vielleicht gibt es ein paar Risiken, aber Olympia ist zu wichtig für die Zukunft unseres Sports und mein Land repräsentieren zu dürfen, ist eine Ehre“, bekennt Garcia.

RIO DE JANEIRO, BRAZIL - AUGUST 09: Martin Kaymer of Germany hits a tee shot during a practice round on Day 4 of the Rio 2016 Olympic Games at Olympic Golf Course on August 9, 2016 in Rio de Janeiro, Brazil. (Photo by Scott Halleran/Getty Images)
Martin Kaymer erklärte Olympia 2016 schon früh zu seinem Saison-Highlight. Der Deutsche – zweifacher Majorsieger – genießt das Erlebnis und geht hoch motiviert in das olympische Herren-Golfturnier. (Photo/Getty Images)

Und Martin Kaymer, der die Spiele in Rio immer als sein Saison-Highlight in diesem Jahr bezeichnet hatte, schwärmt von der Atmosphäre bei der Eröffnungsfeier und im olympischen Dorf, saugt sie geradezu auf. Er genießt die für ihn inspirierenden Begegnungen mit anderen Athleten. „Das sind Momente, die sollte man gar nicht erst versuchen zu beschreiben, weil sie so besonders sind“, sagte Kaymer über die Eröffnungszeremonie. „Hier geht es nicht um Geld oder Weltranglistenpunkte, sondern nur darum, welche Leistung man bringt. Hier geht es nur um den Sport“, so Kaymer. Ehrlich, sympathisch, geerdet, vorbildlich!

Die Crux mit dem Modus

Ein heiß diskutierter Kritikpunkt ist der bei den olympischen Golfturnieren gewählte Standard-Modus Zählspiel über vier Runden. Man hätte etwas wagen müssen, kreativ sein, vielleicht ein kurzweiliges Sechs-Löcher-Lochspiel ansetzen sollen, heißt es oft von Kritikern. Nun ja, das wären Experimente gewesen, von denen niemand wirklich sagen kann, ob sie mehr Zuschauer fesseln würden. Die Erfahrungen, die Veranstalter und Fernsehsender jedenfalls mit „normalen“ Match Play-Turnieren gemacht haben sind – abgesehen vom Ryder Cup – durchwachsen. Ein Lochspiel-Format im K.O.-Modus etwa führt dazu, dass die Übertragungen für Fernsehzuschauer bei fortschreitendem Turnierverlauf immer zäher und ereignisloser werden. Das Problem: Die Kamera kann mangels Spieler auf dem Platz, die Pausen zwischen den Schlägen der gezeigten Spieler nicht durch den Wechsel auf andere Partien füllen. Es dauert aber eine gewisse Zeit, bis man den Ball nach einem 300-Meter-Drive wieder einholt.

Die mediale Übertragbarkeit ist ein grundsätzliches Problem beim Golf. Auch deshalb wird unser Sport im deutschen Free-TV weiterhin keine echte Chance haben. Die penetrante Aufrechterhaltung der unsäglichen Fehletikettierung von Golf als Randsportart ist doch eher politisch motiviert. Nie habe ich gehört oder gelesen, dass Bobfahren oder Skispringen nicht olympisch sein sollten oder überhaupt im Fernsehen stattfinden sollten, weil es sich dabei um Randsportarten handele. Obwohl diese im Gegensatz zu Golf, mit 640.000 organisierten Golferinnen und Golfern, tatsächlich solche sind.

Zugegeben, eine zusätzliche Teamwertung der Nationen wäre angebracht gewesen. Doch würde die Weltspitze der Herren geschlossen antreten und ebenso entschlossen um Olympia-Gold wie um das Grüne Jacket oder die Claret Jug kämpfen, wäre die Chance, wirkungsvolle und nachhaltige Werbung in der Welt für den Golfsport zu machen auch im gewählten Zählspiel-Modus sehr groß.

Es bleibt zu hoffen, dass Rio 2016 trotz der zahlreichen Absagen ein Erfolg wird. Anderenfalls könnte es gut passieren, dass es in zehn Tagen heißt: Golf bei Olympia – das war die große Chance.