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Nachhilfestunde: Warum hüpft der Ball auf dem Wasser?

Getoppt, gehüpft und trotzdem auf’s Grün. Aber warum hüpft der Ball auf dem Wasser?

Wir sind da mal wieder über ein Video gestolpert. Ein offensichtlich sehr junger Golfer prügelt auf einem Par 3 seinen Drive fast aufs Grün. Nichts besonderes – wenn der Ball nicht vorher vier (!) Mal über das Wasser springen würde.

Young JD skipping it across the water! Love his reaction! ? #golfbettertucson #juniorgolf #growthegame

Ein von Golf Better Tucson (@golfbettertucson) gepostetes Video am

Das kennt man. Nur, weil der Ball in Richtung Wasser fliegt, heißt noch lange nicht, dass er verloren ist. Aber jetzt mal ehrlich: Wie funktioniert das eigentlich? Warum hüpft der Ball auf dem Wasser?

Fangen wir an mit Krieg. Ja, wirklich. Denn im zweiten Weltkrieg überlegten sich die Briten viele Wege, die deutsche Infrastruktur lahmzulegen. Talsperren waren wichtig für die Wasserversorgung der Bevölkerung, aber aus der Luft wahnsinnig schwer zu treffen. Also wurde die Operation Chastisie geboren. Dort entwickelte man eine neuartige Bombe: Die Upkeep. Sie war eine Zylinderförmige Sprengbombe die durch Eigenrotation auf dem Wasser springt anstatt nach dem Aufschlag auf die Wasseroberfläche zu sinken. Das Flugzeug flog 20 Meter über dem Wasser auf die Talsperre zu und ließ die Bombe fallen. Dann hüpfte sie drei, vier Mal auf dem Wasser, knallte gegen die Stauwand und explodierte.

Was das jetzt mit Golf zu tun hat? Die Bombe funktionierte nur mit Backspin. Ein großer Motor versetzte die Upkeep vor dem Fallenlassen mit 500 Umdrehungen in der Minute in Rückwärts-Rotation. Mit Topspin hätte das Hüpfen auch funktioniert, aber dann wäre die Zylinderbombe beim Aufprall auf den Damm einfach hinüber gehüpft.

Und das bringt uns zurück auf den Golfplatz. Getoppte Bälle springen besser, haben eine höhere Chance das gegenüberliegende Ufer zu erreichen. Das liegt daran, dass der Ball sich mit jedem Hüpfer noch einen kleinen Kick nach Vorne verpasst.

https://www.youtube.com/watch?v=eU7ifCZ-woE

Und jetzt zur Physik

Ein idealer Hüpf-Winkel liegt bei etwa 20 Grad. Notwendig ist auch ein ruhiges Gewässer – aber das sind Golf Teiche in der Regel sowieso. Je mehr Spin der Ball hat, umso besser. Der Ball gleitet beim Aufprall dann, durch seine Drehbewegung stabilisiert, zunächst ein kleines Stück auf der Wasseroberfläche und schiebt dabei einen kleinen Wasserwall wie eine Bugwelle vor sich her. Die holt er aber sehr schnell wieder ein, gleitet dann wie an einer Sprungschanze die Welle hinauf und springt wieder ab. Klar: durch Reibungsverluste verliert ein Golfball bei jedem Kontakt mit der Wasseroberfläche Bewegungs- und Drehenergie. Die Sprünge werden dadurch zunehmend kürzer und gehen dann in eine Art Schlittern über. Schließlich ist entweder die Geschwindigkeit des Balls so gering, dass er die Bugwelle nicht mehr einholen kann und im Wasser versinkt, oder sein Drall reicht zur Stabilisierung nicht mehr aus.

All diese Effekte spielen sich in einer 1/100 Sekunde ab. Das menschliche Auge kann das gar nicht auffassen. Doch generell gilt: Je schneller der Ball auf die Wasseroberfläche trifft, umso öfter springt er auch. Das haben Forscher der Universitäten Marseille und Lyon mit Hochgeschwindigkeitskameras herausgefunden.

Jetzt haben Sie wieder etwas zum Angeben auf der Clubhaus-Terrasse. Und wussten Sie eigentlich schon dass bei der Übungsrunde für die US-Masters am 16. Loch traditionell der Ball auf’s Grün gehüpft wird? Jetzt wissen Sie’s. Und nach dem unten stehenden Video wissen Sie auch, dass Martin Kaymer ein wassergehüpftes Hole in One geschlagen hat.