Ballybunion, Lahinch, Waterville: Die golferischen Kronjuwelen Irlands, überzeugte Republikaner in diesem Teil der Insel mögen den Ausdruck verzeihen, liegen abgesehen von Portmarnock alle an der südwestlichen Atlantikküste. In spektakulärster Lage und mit typischem Links-Klima spielt dieses Trio eine herausragende Rolle im Golf. Vor gut einem Jahrzehnt gesellte sich dann mit Doonbeg ein Platz hinzu, der den großen Klassikern bezüglich Anspruch, Design, Lage und Pflege Paroli bieten sollte. GJ prüfte nach, ob es der Neuling, übrigens das Erstlingswerk von Greg Norman auf den Britischen Inseln, bereits mit den alten Hasen aufnehmen kann.
Lahinch ist Golfgeschichte pur, den Einheimischen gilt es schon immer als das irische St. Andrews. Mit den Fotos, Pokalen und Devotionalien im musealen Clubhaus lassen sich Regenpausen überbrücken, die der Sage zufolge anstehen, wenn sich die Handvoll Ziegen, die seit Generationen auf dem Platz gehalten werden, in der Nähe des ersten Abschlags aufhält. Jedes Mitglied wird dann von einem Start abraten. Auch bei den Architekten liest sich die Chronik des Old Course mit Old Tom Morris, Alister MacKenzie und Martin Hawtree bemerkenswert. Doch obwohl damit mehrere Generationen ihre Finger im Spiel hatten, fühlt man sich noch heute ans Ende des 19. Jahrhunderts versetzt, weil das schon einzigartige Design immer wieder überrascht. Löcher wie "Klondyke" oder "Dell", die einen blinden Schlag über eine große Düne erfordern, sind Legenden und zeigen auch heutigen Generationen das Spiel, wie es damals ohne Erdbewegungen und künstliche Hindernisse ausgesehen hat. Ähnlich Skurriles weisen nur noch Prestwick und Shiskine (Isle of Arran) auf.
Zwei Stunden südlich, in Ballybunion, wartet mit dem Old Course ein Meisterstück der Golfplatzarchitektur, das sich ohne Zweifel mit jedem der British-Open-Schauplätze messen kann. Die Irish Times verglich zwar den Kurs 1897, vier Jahre nach der Eröffnung, mit einem wüsten Kaninchenstall, in dem sich die Golfspieler mit viel Geduld und einem unerschöpflichem Ballvorrat wappnen müssten (was übrigens bis heute gilt). Der große Tom Watson aber, ein Links-Liebhaber, hat sich vor fast jeder Open hier eingespielt und bezeichnete Ballybunion mal als den Platz, den jeder Golfarchitekt erleben sollte, bevor er selbst etwas baut. Allein die relative Abgeschiedenheit hat dafür gesorgt, dass außer ein paar Irish Open hier keine Großturniere stattfanden. Und nur wer weiß, dass bei der Auswahl der Ryder-Cup-Plätze Geld und Infrastruktur und dann noch einmal Geld und Infrastruktur die führende Rolle spielen, kann verstehen, warum 2006 der K Club den Zuschlag bekam. Wären dagegen sportliche Herausforderung, Historie und Renommee wichtiger gewesen, hätte hier an der Küste gespielt werden müssen.
Weitere zwei Stunden südwärts liegt Waterville, ein Ort an der berühmten Küstenstraße "Ring of Kerry" und seit 1889 Heimat eines Golfkurses, der von Strand und Farmland eingerahmt wird. Im Originalzustand befinden sich aber nur noch wenige Bereiche in der Mitte der Anlage. 1973 veränderte die irische Platzbau-Ikone Eddie Hackett das Terrain an fast allen Stellen, 2006 betrat dann Star-Designer Tom Fazio erstmals europäisches Links-Land und nahm erneut gravierende Umbauten vor. Beide Male blieb jedoch der Gesamtcharakter, der ursprüngliche Stil, erhalten. Manchen Links-Enthusiasten ist Waterville dennoch ein bisschen zu glatt geworden. Gut, die Schräglagen sind nicht so berüchtigt wie auf den anderen Plätzen, blinde Schläge fehlen gänzlich. Die Fairways schlängeln sich aber entsprechend den topographischen Vorgaben durch die hohen Dünen, die Grüns liegen exponiert oder in einen Kessel eingebettet am Ende der scheinbaren "Einbahnstraßen". Und die Sequenz der letzten vier Löcher am Meer lässt jedes Golferherz höher schlagen, insbesondere, wenn die Sonne über dem Atlantik untergeht.
Nachdem der GJ-Check ja die drei Klassiker mit dem Neuling Doonbeg vergleichen will, ist der nun leider nicht "in Fahrtrichtung" einsortiert, denn er liegt nur 35 km südlich von Lahinch. Das Projekt millionenschwerer Investoren trumpft mit einem mondänen Hotelkomplex auf, der eine gelungene Mischung aus irischem Castle, steinerner Luxusherberge und reichlich "R & A Clubhouse" darstellt. Das Golfterrain selbst prägen riesige, steile Dünen, die bis an den goldgelben Strand heranreichen. Dass die Gesamtfläche der spektakulären Erhebungen auf dem Newcomer-Areal kleiner als in Ballybunion oder Lahinch ist, macht vielleicht den einzigen Makel aus – die doch recht zahlreichen "Fülllöcher", die an das Farmland anschließen. Greg Norman hat jedoch die Route so geschickt entworfen, dass sich flache und steile Passagen immer wieder abwechseln. An vielen Stellen postierte der "Weiße Hai" gekonnt einige Abschläge und Grüns in schwindelnder Höhe. Fazit: In puncto Anspruch, Genialität, Spielwitz und Pflege kann Doonbeg bereits mithalten. Lediglich das ein oder andere schwächere Loch sowie die noch fehlende Geschichte sorgen dafür, dass der Nachbau "zwei bis drei Hasenköttel plus ein paar Halme Dünengras" hinter den Originalen rangiert.
Hotel-Tipp
Doonbeg Lodge
Das 5-Sterne-Hotel bietet ein preisgekröntes Restaurant, dazu Bar und Tea Room, exzellentes Spa sowie eine große Auswahl verschiedener Zimmer, Suiten und Cottages, teilweise mit Meer- und/oder Golfplatzblick. 1 Ü/F im DZ kostet ab 175 Euro pro Zimmer, Package inkl. Golfrunde ab 178 Euro p. P. im DZ (Tel. 065/9 05 56-00, doonbeglodge.com).
Die Plätze im GJ-Test
Alle Platzdaten – Länge, Course-Rating- und Slope- bzw. SSS-Werte – beziehen sich immer auf die Abschläge Gelb und Rot (oder auf die entsprechen- den Tees bei anderer Farbgebung, wie etwa in den USA). Der Maximalwert für GJ-Score beträgt 100 Punkte, die Höchstwerte für die einzelnen Kriterien stehen rechts in der Tabelle. Mit GJ-Index wird das Preis-Leistungs-Verhältnis ausgedrückt: 1,0 bedeutet angemessen; je höher dieser Wert über dieser Marke liegt, desto mehr bekommt der Golfer für sein Geld.
Lahinch Golf Course (Old Course)
Der 1892 gegründete Club verfügt über die gleiche Topographie wie die anderen Plätze der Munster-Reise, ist aber in spielerischer Hinsicht einzigartig, skurril und subtil. Daher lohnen allein die Bahnen 4 und 5 den Besuch dieses typischen, etwas verkommenen irischen Seebads mit engen Straßen, pittoresken Häusern und dem Geruch nach Fish & Chips. Das nur 475 Yards lange Par 5 namens »Klondyke« beginnt am Strand, wird landeinwärts gespielt, und das enge, beiderseits durch hohe Dünen eingerahmte Fairway endet nach exakt 314 Yards – ohne Aufschluss darüber zu geben, wer das Grün wohin mitgenommen haben könnte. Es liegt hinter dem "Klondyke Hill", und auf dem Kamm dieser Düne signalisiert ein weißgetünchter Stein die Richtung und damit den Ausweg aus der vermeintlichen Sackgasse. Auf das historische Relikt von Old Tom Morris folgt sogleich noch ein weiteres Stück aus golferischer Steinzeit: Das Par 3 "The Dell" verläuft in die entgegengesetzte Richtung und verlangt wieder einen völlig blinden Schlag auf ein nicht mal ansatzweise zu erkennendes Ziel. Eine frontale, große Düne verbirgt zusammen mit zwei anderen ein breites, aber nur zehn Meter tiefes Grün, und auch hier zeigt ein weißer Stein, der täglich vom Greenkeeper versetzt wird, den Weg zur aktuellen Fahnenposition.
GJ SCORE: 81
ANSPRUCH 16 von 24
ZUSTAND 11 von 12
DESIGN 22 von 24
KULISSE 18 von 20
SERVICE 12 von 15
BONUS 2 von 5
Lahinch, Co. Clare
Tel. 065/7 08 10 03
lahinchgolf.com
18 Löcher, Par 72/74
6.613/5.502 Yards
CR 73,0/74,0, Slope 133/135
Greenfee: 120 Euro, Sa/So 135 Euro
Doonbeg Golf Club
Der Herausforderer der drei Klassiker erfordert sehr akkurates Spiel, welches zudem durch den oft starken Seitenwind erschwert wird. Die Runde beginnt mit einem optischen Paukenschlag – vom stark erhöhten Tee ist links das Meer im Blick, voraus ein makelloses Fairway, an dessen Ende das Grün wie ein Amphitheater in den Dünen liegt. Nicht weniger spektakulär ist das Szenario an Bahn 6, die sich wunderschön, dem extremen Seitenwind ausgesetzt, an der sichelförmigen Bucht entlangzieht. An der 14, einem sehr kurzen, aber äußerst schwierigem Par 3, sind es nur 95 Meter vom exponierten Tee bis zum kleinen Grün, das so schmal und windausgesetzt in den letzten Dünenkamm vor dem Strand eingepfercht wurde, dass es einem Nest in einem hohen Baum ähnelt. Vor allem, wenn die Möven kurz davor sind, rückwärts zu fliegen, bedarf es eines besonders couragierten Schlags, um das winzige Ziel zu treffen. Den adäquaten Abschluss einer bemerkenswerten Runde bildet die 18: Am blinden Abschlag werden noch einmal Salz, Sand und Tränen aus den Augen gewischt, um das fulminante Clubhaus zu bewundern, das in den folgenden zehn Minuten als Ziel gilt. Und am Ende muss der heftige Wind nur noch das Markieren des Balls auf der spiegelglatten Putt-Fläche zulassen…
GJ SCORE: 76
ANSPRUCH 16 von 24
ZUSTAND 11 von 12
DESIGN 18 von 24
KULISSE 17 von 20
SERVICE 14 von 15
BONUS 0 von 5
Doonbeg, Co. Clare
Tel. 065/9 05 56 00
doonbeglodge.com
18 Löcher, Par 72/72
6.361/5.261 Yards
CR 71,0/72,0, Slope 129/118
Greenfee: 140 Euro (ab 14 Uhr: 90 Euro)
Ballybunion Golf Club (Old Course)
Wer den Slice auf der ersten Bahn noch vermeiden konnte (und nicht auf dem Friedhof landete), wird sich die nächsten vier Löcher fragen, warum wenige Minuten zuvor ein so üppiges Greenfee zu entrichten war. Entlang der Straße ziehen sich flache Bahnen, ohne große Herausforderung. Doch danach ändert sich die Szenerie abrupt: Es folgen 13 Löcher spektakulärstes Links-Golf vom Feinsten! Ein Feuerwerk der Spielfreude, verbunden mit Staunen, Bewunderung, Respekt und Demut. Bis zum Bier im Clubhaus kommt keine schwache Spielbahn mehr, und die Bilder der nächsten Stunden verfolgen einen bis in den Schlaf. Enge Fairways irren durch riesige Dünenlandschaften, blinde Schläge sind zu meistern, dem Wind ist zu trotzen, und höllisch ondulierte Grüns zwingen zu mathematischen Berechnungen. Wilder und ursprünglicher kann kein Golfplatz sein. Jeder Schlag und jeder Schläger wird benötigt, aber auch Kreativität und Phantasie. Die Bahnen 8 bis 12 etwa führen in vier verschiedene Himmelsrichtungen, so dass in Anbetracht des Winds ein Eisen 6, dass gerade noch für 160 Meter gut war, sich fünf Minuten später nicht einmal mehr eignet, den Ball auch nur 80 Meter zu befördern. Am Abschlag der 11 muss ohnehin durchgeatmet werden, das Par 4 wird ja zu den besten 18 weltweit gezählt. Es zieht sich kaskadenförmig sowie völlig bunkerlos über mehrere Plateaus hinunter zu einem weit entfernten und ultraschnellen Grün, das sich mit einem ganz schmalen Eingang in die unteren Dünen schmiegt. Genial auch die 16, ein Par 5 mit einem 90-Grad-Linksknick nach exakt der halben Strecke, was bedeutet, dass irgendein Schlag in jedem Fall über ein nur spärlich begrastes "Mittelgebirge" erfolgen muss, wenn der Score nicht Bogey oder schlechter sein soll. Bildschön ist dagegen der Drive vom höchsten Punkt an der 17 hinunter zum hellblau glänzenden Meer. Der Gegenwind ist heftig, aber der Höhenunterschied gibt die Chance, den kurzgemähten Rasen zu erreichen.
GJ SCORE: 88
ANSPRUCH 18 von 24
ZUSTAND 12 von 12
DESIGN 22 von 24
KULISSE 19 von 20
SERVICE 13 von 15
BONUS 4 von 5
Ballybunion, Co. Kerry
Sandhill Road
Tel. 068/2 71 46
ballybuniongolfclub.ie
18 Löcher, Par 71/73
6.350/5.459 Yards
SSS 70/74
Greenfee: 180 Euro
Waterville Golf Links
Nach kurzem Warm-Up folgt bereits an Loch 3 ein erster Höhepunkt: Das knackige Par 4 namens "Inny" wird auf seiner gesamten Länge von 432 Yards an der rechten Seite von der Lagune des gleichnamigen Flusses bewacht, die jeden verzogenen Schlag bestraft. Dass die letzten Meter der Bahn immer weiter nach rechts Richtung Wasser wegknicken, macht den zweiten Schlag auf das Grün noch risikoreicher. Die nächsten Löcher im Inneren der Anlage folgen wunderbar dem Auf und Ab der Dünen und sind gesäumt von Dutzenden kleinen, "hungrigen" Pottbunkern. Dabei bleibt der Kurs höchst anspruchsvoll, aber immer fair. Das Grün der 6 liegt auf einem Plateau, so dass die Schlägerwahl perfekt sein muss, um ein Herunterrollen zu vermeiden. Doch selbst wenn die Putt-Fläche verfehlt wurde, erweist sich hier trotzdem – wie auf vielen Links-Plätzen – meist der Flatstick als der vernünftigste und effektivste Schläger, um den Ball bis zum Loch zu bugsieren. Wie es sich für einen sehr guten Golfkurs gehört, steigt die Spannung auf den letzten Löchern. Das Fairway der fast bunkerlosen 15 gleicht der Form eines Fragezeichens und endet an der Flussmündung, eingerahmt von Ginsterbüschen. Beim Anstieg zum Tee der 16 wird das Meeresrauschen dann mit jedem Schritt lauter, und das herrliche Finale folgt hoch oberhalb des Strandes.
GJ SCORE: 80
ANSPRUCH 16 von 24
ZUSTAND 12 von 12
DESIGN 22 von 24
KULISSE 18 von 20
SERVICE 10 von 15
BONUS 2 von 5
Waterville, Co. Kerry
Tel. 066/9 47 42 02
watervillegolflinks.ie
18 Löcher, Par 72/73
6.320/5.346 Yards
CR 72,7/73,3, Slope 132/128
Greenfee: 144 Euro, Sa/S0 163 Euro
(120 Euro vor 9 Uhr und ab 16 Uhr)