Clubstory

Golfclub am alten Fliess: Immer unter Dampf

Golfclub am alten Fliess
Der Golfclub Am Alten Fließ westlich von Köln bietet das volle Programm: 27 Bahnen, gleich zwei große Ranges und eine der besten Golfschulen des Landes. Was stört, ist ein übermächtiger Nachbar

Knackige Slogans sind ja gut, weil sie eine Idee oder ein Produkt kurz und knapp kennzeichen und so möglichst lange im Kopf bleiben. Man kann sich mit ihnen aber auch verrennen. Im Golfclub Am Alten Fliess zum Beispiel haben sie sich hierzu durchgerungen: Golf im Schatten des Kölner Doms! Hmmm. Nach meinen mehr als zehn Stunden auf der Anlage bei allerbestem Wetter kommt mir da was anderes in den Sinn. Was klingen würde wie: Golf im Dunst von Niederaußem!

Ich sehe sie förmlich zucken im Club, wenn sie diese Zeilen und den Bezug zum viel zu nahen Braunkohlekraftwerk Nieder- außem lesen. Und das aus ihrer Sicht verständlich, denn grundsätzlich haben sie hier in Bergheim-Fliesteden, so heißt diese Ecke westlich von Köln, eine spielerisch anspruchsvolle, großzügig angelegte und aufwändig gepflegte Anlage mit gleich 27 Löchern. Ein reizendes Gesamtpaket. Mich aber stören himmelhohe Wasserdampfwolken und Hochspannungsleitungen nun mal sehr; besonders dann, wenn sich der Resthimmel von Nordrhein-Westfalen in strahlendem Blau präsentiert.

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Blick auf die Anlage des GC am alten Fliess.

Noch ein Nachteil, und damit hören wir auch auf mit der Meckerei: Das Restaurant macht nicht vor 10 Uhr auf, noch nicht einmal bei Turnieren. Wer also vor Runde noch frühstücken möchte, sollte das zu Hause, in Köln oder Bergheim machen. Die Lage in der kölschen Prärie bedeutet auch, dass man sein Taxi, so man es nach der Runde braucht, am besten schon vom 17. Abschlag bestellt. Als wir den Benz nach Ende unseres Tests bestellten, dauerte allein die Anfahrt rund 30 Minuten.

Kommen Sie also besser mit dem eigenen Auto. Dafür gibt es genügend Parkplätze, die, wie vornehm, mit Rasengittersteinen ausgelegt sind, durch die sattgrüne Halme ragen. Fairways fürs Fahrzeug famos. Und  es ist ein Beleg für die Mühe, die sie sich hier mit der gesamten Anlage geben. Der Pflegezustand ist vom Feinsten, auch nach starkem Regen zeigen sich Grüns und Fairways von der besten, weil festen Seite. Gerade die Grüns sind sensationell, haben das richtige Tempo für gute Golfer und sind so treu, wie man sich das wünscht. Wer die Kugel hier vorbeischiebt, war entweder zu faul, mal fix von beiden Seiten zu gucken (aber wirklich fix, bitte), weil sich viele Grüns durch bemerkenswerte Breaks auszeichnen. Oder er hat schlecht geputtet. Soll ja mal vorkommen.

Es kommt auch vor, dass man sich als Gast nicht gleich entscheiden kann, welche der drei 9-Löcher-Schleifen die schönste ist, welche zwei sich am besten zu einer großen Runde fügen. Alle drei bieten spielerische Abwechslung und sportlichen Anspruch;  hier spürt man deutlich die Handschrift von Kurt Rossknecht, der nicht umsonst zu den begehrtesten Platzbauern der Republik zählt. Rossknecht hat die Kurse Weiß, Gelb und Rot so gezeichnet, dass sie sich unterwegs mindestens einmal begegnen. Für Gäste (und Tester) bei ihrem ersten Besuch der Hinweis darauf, dass es auf den insgesamt 120 Hekar noch viel zu entdecken gibt.

Golfclub am alten Fliess: Sie haben hier ein bisschen mehr von allem

Die normale Kombination besteht aus den Schleifen Rot und Weiß. Rot geht mit einem freundlichen Par 5 los. Freundlich deshalb, weil es von den gelben Abschlägen schon nach 455 Metern zu Ende und zwischendurch gerade und breit ist. Wer mit dem ersten ernsthaften Drive seines Tages nicht gleich ins Weltall will, kann das große Grün mit drei entspannten Schlägen erreichen. Das gilt für Weiß eins genauso. Die Bahn ist zwar 33 Meter länger und biegt am Ende nach links ab, bietet aber ebenso die Chance zu einem gelungenen Start.

Rot und Weiß verschmelzen nach jeweils acht Bahnen zu Hellbraun. Wir sprechen hier nicht über Farbenlehre, sondern den guten Ruf des Seepavillons. Das hellbraun gestrichene Halfway-House hinter den beiden 8er-Grüns ist für seine kreative Küche und den persönlichen Service von Wirt Parkach Chug bekannt. Wer dort nichts Passendes findet, kann gleich eine Bahn später (egal, ob auf den Kursen Rot oder Weiß) in die wesentlich größere Karte des Clubrestaurants gucken.

Sie haben von allem ein bißchen mehr im Golfclub Am Alten Fliess: 27 Löcher, zwei Restaurants, zwei Driving Ranges. Und bei unserem Besuch gleich sechs Namen auf dem Board der Teaching-Pros. Heinz-Peter Thül ist der bekannteste von ihnen und mit 70 Euro pro Stunde der teuerste. Der 47-jährige Blonde mit dem aufmerksamen Auge trottete früher selbst um die Welt. Vor Jahren hat er Alex Cejka zurück in die Erfolgsspur gebracht. Das schafft er auch bei Ihnen.

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Idyllischer Blick in die Ferne.

Vielleicht aber ist es zunächst der Platz,  der Sie schafft. Zumindest auf der Kombination Rot-Weiß geht es ordentlich auf und ab. Das passt zum sportlichen Anspruch des Clubs, der sich auch einer aufwändigen Jugendarbeit verschrieben hat. Deshalb haben sie 2003 den Verein zur Förderung des Jugendgolfsports Bergheim gegründet.

Und sie sind ausgesprochen kreativ bei der Suche nach Mitgliedern. Das bis 31. Oktober gültige Angebot liest sich so: einmalig 2.000 Euro (auch in 16 Raten à 125 Euro) für eine Erstmitgliedschaft mit sofortigem Spielrecht bis Ende 2011.

Interessierten können wir versichern: Im beschaulichen Bergheim-Fliestedten erwartet sie eine sportlich attraktive neue Heimat. Und ein Club, der immer unter Dampf steht das aber stört ja nicht jeden!