Clubstory

Golfclub Morsum: Watt’n Blick!

Loch 2 • Par 3 • 154/142 m
Der Golfclub Morsum auf Deutschlands wohl beliebtester Insel macht Sylt als Golfregion komplett. Die Erweiterung des ehemaligen Springer-Clubs bietet Mitgliedern und Gästen einen sportlichen Platz am Watt.

Es duftet nach frisch gebackenem Apfelkuchen. In der Küche rattert eine Kaffeemaschine. Das Telefon schrillt durch die maisgelb getönten Räume. Heute kommen unsere Mitglieder auf die Insel. Nächste Woche können Sie gerne bei uns spielen, spricht Clubsekretärin Sabine Hirschberger in den Hörer.
Uns wird gerne angedichtet, dass wir uns abschotten. Dem ist aber nicht so, sagt Helmut Kloevekorn, seit 20 Jahren Spielführer in Morsum und heute mein Gesprächspartner. 2.500 Gäste gehen auf dem Platz am Watt jährlich auf die Runde. Nur die Wochenenden im Juli und August sind für unsere Mitglieder reserviert, sagt er. Aus gutem Grund. Von unseren Mitgliedern stammen nur zwei ältere Damen von der Insel, so der Flensburger. Alle anderen kommen aus Rest-Deutschland.

Clubstory Morsum.
Blick auf Bahn 8 im Golfclub Morsum.

 

Im vergangenen Jahr wurde der 1964 von Verleger Axel Springer gegründete Neun-Löcher-Platz von Architekt Christoph Städler auf 18 Bahnen erweitert. Aus dem verträumten Kleinod im Inselosten, dem damals ersten deutschen Golfplatz unmittelbar am Meer, ist ein sportlicher Leckerbissen geworden. Der Golfclub Morsum galt viele Jahre als Privatplatz von Axel Springer, der zu den Gründungsvätern der ehemals kleinen Neun-Löcher-Anlage gehörte. Jahrelang zählte der Club nur 40 Mitglieder. Die Zahl wuchs stetig an. Heute gehören knapp 200 Mitglieder zum Morsumer Kreis

In weiser Voraussicht kaufte Springer noch vor dem Spatenstich 1964 das Grundstück, auf dem heute die Bahn 7 verläuft, sowie den Bereich, auf dem er später das reetgedeckte Clubhaus errichten ließ. Die schmiedeeisernen Initialen A und S an der Hausfassade erinnern noch heute an den Verleger. Auch wenn Axel Springer den Fortschritt seines Platzes nicht mehr erleben konnte: Die kontinuierliche Entwicklung des Morsumer Golfgeschehens seit dem Tod des Mäzens 1985 hätte dem leidenschaftlichen Golfer Springer sicherlich gefallen. Der wohl größte Schritt wurde mit dem ersten Spatenstich zur Platzerweiterung auf 18 Löcher am 1. Mai 2008 unternommen. Während der einjährigen Bauphase wurden 450.000 Kubikmeter Erde verschoben, 6.000 Bäume und Sträucher gepflanzt und die alten Grüns erneuert. Am 5. Juli 2009 wurde der neue Platz eingeweiht.

Eine Galeristin aus Hamburg trifft ein; es folgt eine warme und herzliche Begrüßung. Ich bin jetzt Mitglied im Golfclub St. Pauli, teilt sie Sabine Hirschberger mit, die in ihrem nur drei Quadratmeter kleinen Büro über das Leben im Club schaltet und waltet. Da der Golfclub Morsum nicht dem Deutschen Golf Verband angehört, haben alle Mitglieder mindestens einen weiteren Heimatclub. Ich verwalte die Handicaps unserer Mitglieder für interne Turniere, sagt Kloevekorn. Wenn wir in anderen Clubs spielen möchten, benötigen wir einen offiziellen DGV-Ausweis, erklärt er.

Das Clubhaus vor dem Sekretariat füllt sich mit neuen Gästen. Wenn alle Mitglieder auf der Insel sind, wird es eng im Clubhaus, erzählt Kloevekorn. Im Sommer findet das Clubleben ohnehin überwiegend auf der Terrasse statt mit Panoramablick aufs Watt. Und wenn dann mal der Wind über die Salzwiesen pustet, findet man einen geschützen Sonnenplatz in einem der typischen Sylter Strandkörbe. Um die Geselligkeit im Club zu unterstützen, werden Turniere ausschließlich per Kanonenstart ausgetragen. Dann sind alle zur selben Zeit zum Feiern wieder zurück, so der Spielführer.

 

Clubstory Morsum.
Bahnm 7 im Golfclub Morsum.

Golfclub Morsum: hier weht eine ordentliche Brise

Für die Erweiterung des alten Friesenhauses, geschweige denn einen Neubau, bekam der Club keine Baugenehmigung. Unser einziger Wehrmutstropfen ist die zehn Quadratmeter kleine Küche, berichtet der Spielführer, wir bemühen uns um die Genehmigung, den Raum um etwa 50 Quadratmeter zu erweitern.

Unser Handicap auf dem Platz ist der Wind, betont Helmut Kloevekorn. Ich habe Glück, denn heute rührt sich draußen kein Lüftchen. Wenn ich noch in Ruhe auf den Platz wolle, müsse ich mich beeilen, drängt der Spielführer zum Aufbruch.

Als langjährige Mitglieder begleiten mich Margarita Hartge und ihr Ehemann Claus über die durchweg flachen Spielbahnen. Ich habe hier vor über 30 Jahren bei Alfred Peemöller mit dem Golfen begonnen. Alfred war ebenfalls Gründungsmitglied und ehemaliger Deutscher Amateurmeister“, erzählt die sportliche Hamburgerin. Damals hielten zwar die noch sehr einfachen Grüns auf den Salzwiesen die Bälle nicht, aber es sei eine lockerere Atmosphäre im Club gewesen. Heute ist der Platz eine sportliche Herausforderung. Mittlerweile spielt sie auch im Hamburger Golfclub Falkenstein, in Hittfeld und im Jockey Club Buenos Aires in Argentinien.

Ihr Herz allerdings gehört dem GC Morsum. Für mich wäre Sylt nicht so schön, wenn ich diesen Platz hier nicht hätte, sagt Margarita Hartge. Während die Insel immer voller wird, ist unser Club eine Oase der Ruhe, schwärmt sie.

Wir kommen an die elfte Bahn. Der Blick in Richtung Amrum und Föhr über das Watt ist sagenhaft schön. Außer Mövengekreische ist es himmlisch still auf dem Platz. Ab und an rattert der Syltshuttle in der Ferne vorbei weitere Mitglieder reisen vom Festland an.