Drive

»Mit Yannik telefoniere ich täglich«

Für Jeremy Paul ist ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen. Der 31-Jährige spielt auf der amerikanischen PGA Tour. GM hat den deutschen Profi zum Interview getroffen.

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GM im Gespräch mit Jeremy Paul
GM im Gespräch mit Jeremy Paul

Wie fällt Ihre Zwischenbilanz nach einigen Monaten auf der PGA Tour aus?
Abgesehen von dem ein oder anderen Resultat bin ich zufrieden. Ich fühle mich generell sehr wohl auf der neuen Tour.

Haben sie »Best Buddies« auf der Tour?
Wir Deutschen (u.a. Matti Schmid, Thomas Rosenmüller, Anm. d. Red) hängen schon immer zusammen. Einige Leute wie Matt McCarty kenne ich ja auch noch von früher. Es ist eine gute Gemeinschaft, auch von den jüngeren Leuten, die jetzt hochgekommen sind. Das trägt auch zum Wohlfühlen bei. Im Endeffekt spielt man ja sowieso nur gegen sich selbst und den Kurs.

Was läuft gut, woran müssen Sie noch arbeiten?
Als Spieler kann man immer besser werden, zuletzt habe ich ein bisschen an meinem Eisen-Spiel gefeilt, das war die ersten Wochen nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Am Ende geht es einfach darum, Kleinigkeiten zu verbessern – zwei Schläge pro Runde machen auf diesem Level einen riesigen Unterschied aus. Mit am wichtigsten ist der mentale Aspekt – ich muss mich wohlfühlen.

Mehr Zuschauer, neue Gesichter

Sie haben bereits viel Erfahrungen gesammelt – konnten Sie etwas von der Korn Ferry Tour mitnehmen?
Im Endeffekt ist das alles ja nichts Neues: Man sieht ein paar neue Gesichter und es sind mehr Zuschauer. Aber vom Golf ist es kein großer Unterschied. Es fühlt sich nicht so unterschiedlich an. Viel hängt davon ab, wie man im Kopf damit umgeht.

Wie nah fühlen Sie sich dem ersten Turniersieg? Angeklopft haben Sie ja bereits.
Zum Gewinnen braucht es immer ein etwas Glück. Das ist einfach so. Es gibt Sachen, die man nicht unter Kontrolle hat – den Wind beispielsweise hier in Puntacana. Man macht den gleichen Schlag mehrmals und der Ball liegt immer an einem anderen Fleck auf dem Grün. Das Ziel ist es, sich in Position zu bringen, also am Sonntag in einer entsprechenden Gruppe am Ende zu sein. Dann ist es eigentlich nur noch eine Frage der Zeit, bis das Glück mal auf meiner Seite liegt.

»Die Top-Spieler sind alle sehr gut vom Tee. Wer das nicht ist, für den wird es schwierig.«

Jeremy Paul

In der Drive-Distanz mischen Sie vorne mit – ist das der Lieblingsschlag?
Ja, und ich habe genau darauf meinen Fokus gelegt. Über die Wintersaison habe ich intensiv daran gearbeitet und dadurch vier bis fünf Meilen an Geschwindigkeit zugelegt. Länge vom Tee ist auf der Tour extrem wichtig. Die Fahnenpositionen und die Grüns sind so hart, da will ich als Spieler lieber einen kürzeren Schläger ins Grün haben. Die Top-Spieler sind alle sehr gut vom Tee. Wer das nicht ist, für den wird es schwierig.

Eher Gefühlsspieler

Ihr Bruder Yannik und Sie fallen durch Ihren einzigartigen Schwungstil auf. Woher kommt diese Besonderheit?
Ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll. Das hat sich so entwickelt. Ich bin eher ein Gefühlsspieler, von daher nehme ich jetzt nicht so viele Videos auf. So ist es halt. Und so lange es sich gut anfühlt, ist es bedeutend. Schauen wir einfach auf die Top-Spieler: Es gibt kein Muster, wo alle genau gleich schwingen. Ich mache mein eigenes Ding und verfalle nicht irgendwie in einen theoretischen Perfektionismus.

Wie häufig haben die Paul-Zwillinge Kontakt?
Wir telefonieren oder sprechen täglich. Als ich von seinem jüngsten Erfolg bei der Volvo China Open erfuhr, schrieb ich ihm sofort. Er war gerade auf dem Weg zum Flugplatz. Yannik und ich sind best friends. Es ist schön, dass ich jemanden wie ihn habe und wir gemeinsam diese Reise machen.

Ihr Spielplan – BMW International Open oder John Deere Classic?
Ich weiß es noch nicht mit München, ich muss bis dahin sehr gut auf der PGA Tour spielen und Punkte sammeln. Natürlich würde ich gerne wieder bei der BIO mitspielen, es ist ein tolles Turnier. Gerade im ersten Jahr kann ich mir den PGA-Tour-Turnierkalender nicht aussuchen und muss da mitspielen, wo ich reinkomme. Wir werden sehen.

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