Von den bunten Klatschspalten zurück aufs satte Grün: Tiger Woods betrat am Montag nach fünfmonatiger Pause wegen Ehekrise und Sexskandalen an ruhmreicher Stätte in Augusta wieder sein Revier. Und als die Nummer eins der Golfwelt auf seiner ersten Proberunde für das US Masters ab Donnerstag den ersten Abschlag in die Ferne gedroschen hatte, atmete der 34-Jährige erst einmal kräftig durch. Statt mit Pfiffen und Buhrufen wurde der „nervöse“ Tiger von seiner großen Fangemeinde freundlich empfangen. „Diese Herzlichkeit hat mich regelrecht umgehauen“, sagte Woods.
Es war die erste Nagelprobe für den Kalifornier, dessen Welt im Anschluss an seinen nach wie vor mysteriösen Autounfall Ende November vergangenen Jahres wie ein Kartenhaus zusammengestürzt war. Kein Stein blieb mehr auf dem anderen, beinahe im täglichen Rhythmus outeten sich Frauen, die von ihren Liebesspielen mit dem Tiger berichteten.
Der „Sex-Tiger“ und der „Schniedel-Woods“ – abschätzige Bezeichnungen für einen Mann, der seit seinem Einstieg in das Profigolf 1996 seinen Sport umgekrempelt und dominiert hatte wie wohl keiner zuvor. Woods, der erste Sportmilliardär, lebte das Bild des Saubermannes, der mit seiner schönen schwedischen Frau Elin und den zwei Kindern Sam Alexis und Charlie Axel ein Leben wie in „Tausendundeiner Nacht“ lebte.
„Ich will gerne im Ryder Cup spielen, wenn ich mich qualifiziere.“
Doch beinahe alles erwies sich lediglich als Lug und Trug. „Ich habe vor allem mich selbst belogen, aber auch Menschen, die mir nahe stehen“, bekannte Tiger Woods am Montag in Augusta auf seiner ersten Pressekonferenz. 35 Minuten war es dabei einem erlesenen Journalistenkreis erlaubt, Fragen zu stellen.
Woods wirkte dabei aufgeräumt, reuig – und sportlich weiterhin ambitioniert. Gefragt zu seinem Ziel beim US Masters, bei dem er bereits viermal triumphiert hat und ab Donnerstag nach 144 Tagen sein Comeback geben wird, antwortete er: „Wie immer, ich gehe da raus und will das Ding gewinnen.“ Woods blickte auch schon in die weitere Zukunft: „Ich will gerne im Ryder Cup spielen, wenn ich mich qualifiziere.“
Verzichten muss Tiger Woods auf der Anlage an der berühmten Magnolia Lane auf familiäre Unterstützung. „Elin und die Kinder werden in dieser Woche nicht dabei sein“, sagte der 14-malige Major-Gewinner, der einzig bei Fragen nach seiner Frau und seiner Ehe kurz angebunden war. „Sollten sie wirklich schon so früh wieder spielen, wenn sie doch ihre Beziehung retten müssten?“, lautete eine solche Frage. Antwort von Woods: „Ich bin froh, in dieser Woche spielen zu können.“
„Ich bedaure es vielleicht den Rest meines Lebens“
Zu frisch sind offenbar noch die Wunden, die er sich mit seinen Eskapaden selbst gerissen hat. Schmerzhaft sei es für ihn vor allem gewesen, wegen seiner Therapie den ersten Geburtstag seines Sohnes verpasst zu haben. „Dieser Tag war hart für mich. Es ist etwas, das ich sehr bedaure, vielleicht den Rest meines Lebens“, sagte er.
Bezüglich seines Genesungsprozesses fühlt sich Woods noch längst nicht gesichert. „Ich habe eine 45-tägige Therapie hinter mir. Es war schwer, in mich hineinzuschauen. Aber ich habe es getan und fühle mich besser. Aber bedeutet das, dass ich so etwas nie mehr tun würde? Nein. Ich muss meine Behandlung fortsetzen, das wird nicht in näherer Zukunft beendet sein“, so Woods.