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Handrücken wie Lee Trevino

Der Mann redet viel. »Ich musste auf dem Golfplatz mit dem Rauchen aufhören. Ich quasselte so lebhaft, dass ich mich ein paar Mal an meiner eigenen Zigarette verschluckte.«

Jack Nicklaus gewöhnte sich eine schnelle Gangart an, wann immer er mit Lee Trevino auf die Runde musste. »Um nicht 18 Löcher lang zugequatscht zu werden.«

Leser lieben Aufsteigergeschichten – Menschen, die es vom Tellerwäscher zum Millionär gebracht haben. So wurde Trevinos Kindheit mit jedem Artikel schwieriger. Als bettelarmes Kind mexikanischer Einwanderer habe er seinen Vater nicht einmal gekannt und musste auf Baumwollfeldern schuften, so die rührseligsten Stücke.

Ganz so schlimm war es nicht, wie Trevino selbst eingesteht. Seine Eltern ließen sich zwar scheiden, als er zwei Jahre alt war, und er wuchs mit seiner Mutter bei seinem Großvater auf, aber die Kindheit war insgesamt glücklich, wenn auch etwas bizarr. Der Opa war nämlich Totengräber.

Die Familie wohnte glücklicherweise nicht nur ganz in der Nähe eines Friedhofes, sondern auch in der Nähe eines Golfplatzes, auf den sich Lee regelmäßig schlich, verlorene Bälle suchte und den Mitgliedern verkaufte. Bald jobbte er dort auch als Caddie, begann mit dem Spiel und schlug täglich 300 Bälle.

Einen Pro sah er nie; von seinem selbstgezimmerten Schwung soll noch die Rede sein. Mit Wetten gegen die reichen Mitglieder hatte der Teenager bald ein gutes Auskommen.

1967 wagte Trevino den Schritt zum Profi-Golfer. Schon in der ersten Saison auf der PGA Tour wurde er zum Rookie des Jahres gewählt, im Jahr drauf siegte er bei der US Open.

Doch so ganz war er immer noch nicht bei den Großen angekommen: Ein »Mexikaner«, der es auf den nahezu reinweißen Pro-Circuit schaffte – das konnte nicht sein, nicht mit diesem abgeklebten Tattoo auf dem Arm, wo ein Pflaster den Namen seiner Ex-Frau verbarg, und schon gar nicht mit diesem Schwung.

Denn Trevino machte ungeheuerlicherweise den Slice zu seiner bevorzugten Waffe. Mit seinem offenen Stand und dem Schwung von außen nach innen gab er jedem Ball Rechtsdrall.

Hank Haney kommentierte Trevinos Schwung so: »Er zielt links, schwingt rechts und trifft die Mitte.« Seine Drives lagen so gut wie immer auf kurzem Gras. Ein Journalist schrieb: »Trevino verließ das Fairway höchstens dann, wenn er telefonieren musste.« Zudem sorgte sein steter Fade-Spin für präzise, schnell stoppende Annäherungen an die Fahne.

Trevino gehörte daher bald zu den »Big Four«, die Golf in der Frühzeit der TV-Übertragungen populär machten: Jack Nicklaus, der übermächtige Terminator. Arnold Palmer, der Champion der Massen. Gary Player, der Fleißarbeiter. Und Lee Trevino, der charmante Schlawiner.

1971 war sein großes Jahr. Er gewann zwei Majors, unter anderem das Playoff bei der US Open gegen Jack Nicklaus, bei dem es zu einer legendären Szene kam: Trevino warf dem übermächtig scheinenden Gegner eine Gummischlange vor die Füße. Da musste selbst der kühle Jack laut loslachen. Ergebnis des 18-Löcher-Playoffs: Trevino 68, Nicklaus 71.

»Ich bin neben einem Friedhof aufgewachsen, ich war bei den US-Marines, ich habe Jack Nicklaus besiegt, ich habe mir meine Zähne ohne Betäubung überkronen lassen. Ich habe vor nichts Angst. Außer vor meiner Frau«, sagte Trevino später.

Aber was war das Geheimnis seines Erfolges? Es lag in den Händen: »Ich war ein lausiger 4-Handicapper, doch eines Tages erkannte ich, worauf es beim Golfschwung ankommt: Der linke Handrücken muss im Treffmoment Richtung Ziel zeigen. Von heute auf morgen hatte ich plötzlich einen so guten Schwung, dass ich auf die Tour konnte.«

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich weiß ganz genau, was ich diese Woche auf der Range ausprobieren werde. Wenn es in der nächsten Woche diese Kolumne nicht mehr gibt, wissen Sie, wo Sie mich finden.