Die kann er allerdings wie kein anderer. Derzeit gibt es keinen Spieler auf der European- und US PGA Tour, der die kleine weiße Pille weiter „prügelt“ als der 26-Jährige Vollblutspanier. 314 Yards sind es im Schnitt, das entspricht knapp 290 Meter. Weiter ist aktuell keiner, weder Bubba „Peitschenschwinger“ Watson noch Longhitter J.B. Holmes. Wer es bisher nicht glaubte, muss es selbst gesehen haben. So wie Will MacKenzie (im Schnitt knapp 30 Meter kürzer). Im Vorfeld der heute beginnenden Transitions Championship in Innisbrook (Florida) traf der US-Amerikaner Panama Hut-Träger Quirós (im Sprachgebrauch übrigens nicht zu verwechseln mit dem griechischen Gyros) auf der Driving Range und traute seinen Augen nicht. MacKenzie wurde Zeuge, wie sein Tourkollege reihenweise Bälle über das Netz und den dahinter liegenden See schlug. „Er drivte seinen Ball über den See“, betonte MacKenzie unglaubwürdig jedes einzelne Wort seiner Aussage. „Das war einfach nur verrückt, ich konnte es nicht glauben.“ Das Absperrungsnetz der Innisbrook-Range liegt ungefähr bei 300 Yards (275 Meter), und wurde angebracht, damit die Range-Bälle nicht baden gehen. Quirós Überwand beides Netz und See. „Wenn der Junge auch noch ein Kurzes Spiel hat, dann gute Nacht“, so MacKenzie, der aussah, als hätte er ein Gespenst gesehen.
Das Gespenst heißt Álvaro Quirós, belegt aktuell Rang 25 der Weltrangliste und wird dieses Jahr beim Masters sein Major-Debut geben. Seit Ende 2006 spielt der Mann mit den dünnen, langen Koteletten erst auf der European Tour, Siege gab es bislang 3. Bereits bei seinem ersten Antreten im Dezember 2006 gelang Quirós der Turniersieg bei der Alfred Dunhill Championship. Seinen letzten erzielte er erst vor kurzem in Katar beim Masters. Bei der World Golf Championship CA Championship am letzten Wochenende kam Quirós auf einen beachtlichen 13. Rang und es soll weiter nach oben gehen. Die kommenden vier Tage spielt der Longhitter die Transitions Championship, ein Woche drauf wird er bei der Arnold Palmer Invitational in einem voraussichtlich weltklassebesetzten Feld versuchen, seine Monsterdrives auf die Bahn zu bringen. Anfang April geht er bei der Shell Houston Open an den Start, ehe er beim Masters in Augusta debütieren wird. Vier Turniere in vier Wochen Grund genug, den sympathischen „Prügelknaben“ mit dem Strohhut weiterhin im Auge zu behalten.
Lang, länger, Álvaro Quirós!
Von Johannes Oberlin