Der Tiger jagt beim „finale furioso“ wieder die Meute – und die beiden einzigen Deutschen schauen nur noch zu. Während Golf-Superstar Tiger Woods unbeeindruckt vom Albtraum seines Lebens vor der Schlussrunde des 74. US Masters in Augusta auf Platz drei in Lauerstellung liegt, sind der zweimalige Gewinner Bernhard Langer und die neue deutsche Hoffnung Martin Kaymer um zwei Schläge am Cut gescheitert. Für Langer, den Champion von 1985 und 1993, war es das fünfte Mal in Folge, für den Weltranglistenneunten Kaymer beim dritten Start das dritte vorzeitige Aus.
Woods gleichauf mit Südkoreaner K.J. Choi
Tiger Woods zeigt sich beim Comeback nach fünfmonatiger Turnierpause unbeeindruckt von seiner Persönlichkeitskrise mit Eheproblemen, Sexskandalen und Imageverlust, spielt im gewohnten Revier mit altem Biss und beschert der Golf-Welt das Traumfinale von Augusta. Trotz Schwächen auf seiner zweiten 70er-Runde in Folge liegt Woods mit 208 Schlägen gleichauf mit dem Südkoreaner K.J. Choi. Das Duo hat vier Schläge Rückstand auf den weiterhin führenden Engländer Lee Westwood und drei auf Phil Mickelson. Der US-Linkshänder darf sich nach einer 67er-Runde große Hoffnungen auf seinen dritten Augusta-Triumph nach 2004 und 2006 machen.
Woods, der den letzten seiner vier Masters-Erfolge 2005 errungen hatte, haderte nach der dritten Runde mit sich: „Schon das Einschlagen war schrecklich. Ich hatte keine Kontrolle über den Ball. Auf den Grüns hatte ich dann nicht die richtige Geschwindigkeit.“ Doch seine Erfahrung machte ihn gelassen: „Ich weiß, dass man bei keinem Turnier an allen vier Tagen gleichgut spielt. Ein Tag ist immer schlechter. Aber wenn man an diesem Tag auch unter Par spielt wie ich heute, ist das ein gutes Zeichen.“
Westwood für Triumh „bereit“
Die ersten zehn Löcher des Tages auf der malerischen Par-72-Anlage gehörten Lee Westwood, der noch nie bei einem der vier Major-Turniere in Führung lag. Der 36-Jährige, 20-maliger Sieger auf der Europa-Tour und viermaliger Ryder-Cup-Gewinner, baute seine Halbzeit-Führung mit vier Birdies aus. Er wäre der erste europäische Sieger seit dem Spanier Jose Maria Olazabal 1999.
„Ich bin dazu bereit“, sagte Westwood nach seiner 68er-Runde und genoss den Blick aufs Leaderboard: „Ich denke, das ist es, was jeder sehen will. Jeder hat Tiger vermisst. Jetzt ist er oben dabei. Du hast Phil dabei. Die Nummer eins, drei und vier der Weltrangliste sind vorn. Das sieht gut aus.“
Mickelson: „So stelle ich mir mein Spiel vor“
Einen großen Anteil an der schönen Optik hatte am Samstag US-Publikumsliebling Phil Mickelson. Der 39-Jährige versetzte seine Fans an den Löchern 13, 14 und 15 geradezu in Verzückung. Eagle, Eagle, Birdie – lautete die schier unglaubliche Bilanz, mit der er sich weit nach oben spielte. Dabei verpasste er den dritten Eagle nur um Zentimeter. „So stelle ich mir mein Spiel vor“, sagte Mickelson, „so habe ich aber lange nicht mehr gespielt. Es fühlt sich großartig an.“
Dies konnten Bernhard Langer und Martin Kaymer von ihrem Spiel nicht behaupten. „Ich bin enttäuscht, denn ich hatte meine Vorbereitung auf das Masters abgestimmt“, sagte Martin Kaymer. Nachdem der 25-Jährige zum Auftakt noch mit seinen Abschlägen gehadert hatte, verzog er tags drauf viele Eisenschläge. So traf er auf seiner 73er-Runde nur siebenmal das Grün.
Langer hat „einfach schlecht geputtet“
Langers Schwäche war das Putten. Nach acht soliden Pars lief für den 52-Jährigen, der mit einer 71 gut gestartet war, auf dem neunten Grün nichts mehr. Nach vier Putts musste der Schwabe einen Triple-Bogey quittieren. Es folgte ein Doppel-Bogey an der 10. Die fünf Schlagverluste warfen Langer weit zurück. „Ich habe einfach schlecht geputtet“, sagte Langer nach dem vorzeitigen Ende seines 28. Masters-Turniers seit 1982.