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Start ins Ungewisse LIV Golf Tour

TULSA, OKLAHOMA - MAY 18: Martin Kaymer of Germany walks along the course during a practice round prior to the start of the 2022 PGA Championship at Southern Hills Country Club on May 18, 2022 in Tulsa, Oklahoma. (Photo by Ezra Shaw/Getty Images)
Martin Kaymer (Photo: Getty Images)

Die umstrittene LIV Golf Invitational Series startet in London. Dustin Johnson, Phil Mickelson und Martin Kaymer schlagen ab. Die Frage ist nur: Mit welchen Folgen? 

Am Donnerstag startet das erste Golfturnier der umstrittenen LIV Golf Invitational Series. Cheforganisator Greg Norman lässt die 48 Teilnehmer um 25 Millionen Dollar im Centurion Club bei London antreten. Auf dem Programm stehen 54 Löcher Zählspiel mit Kanonenstart und ohne Cut, eine parallel laufende Team-Wertung und jede Menge Rahmenprogramm. Unter anderem Konzerte mit Auftritten von James Morrison und Jesse J. Übertragen wird das vermeintliche Spektakel übrigens ausschließlich auf den Social-Media-Kanälen und der Website von LIV Golf.  

Mit dabei beim Auftakt: Martin Kaymer. Stand jetzt zumindest. Der Deutsche hatte vergangene Woche das Pro-Am der Porsche European Open wegen Schmerzen am Handgelenk vorzeitig beendet und konnte auch beim Turnier nicht antreten. Kaymer ist Team-Kapitän der »Cleeks«. Seine Partner: Pablo Larrazabal, JC Ritchie und Ian Snyman. Die beste Teamleistung wird in dieser Woche mit drei Millionen Dollar Prämie ebenfalls durchaus fürstlich belohnt.  

TULSA, OKLAHOMA - MAY 20: Bernd Wiesberger of Austria plays his second shot on the 16th hole during the second round of the 2022 PGA Championship at Southern Hills Country Club on May 20, 2022 in Tulsa, Oklahoma. (Photo by David Cannon/Getty Images)
Bernd Wiesberger (Photo: Getty Images)

Die große Frage für die Zukunft wird sein: Ist das ein Projekt mit Perspektive oder wird der Saudi-Spuk bald beendet sein? Es hat lange gedauert, bis die australische Golflegende mit den Startern an die Öffentlichkeit gegangen ist. Dass Lee Westwood, Sergio García, Ian Poulter und Louis Oosthuizen Bestandteil sein würden, kam wenig überraschend.  

Kaymer über dei LIV Tour: „Bin kein Politiker“ 

Martin Kaymer ebenso. Moralische Bedenken, sein Einkommen über ein Land zu finanzieren, das Menschenrechte mit Füßen tritt und Imagepflege mittels hochdotierter Sportveranstaltungen betreibt, bügelte der 37-Jährige in der FAZ ab: „Ich bin kein Politiker, ich bin Profi-Golfer.“ Es ist seine Entscheidung. Die Argumentation mit dem neuen Spielformat und der Möglichkeit, Golf populärer zu machen, ist vorgeschoben. Fakt ist: Für Kaymer oder auch Bernd Wiesberger (AUT) ist es einfach verdientes Geld. Ob neben den etablierten Touren oder nur bei LIV Golf – das wird sich zeigen.  

Die beiden größten Namen stießen spät zum Starterfeld: Zum einen sagte der zuletzt umstrittene vielfache Major-Sieger Phil Mickelson nach wochenlanger Turnierpause zu. Für den größten Aufreger sorgte aber Dustin Johnson (37). Ein Superstar der PGA Tour, mehrfacher Major-Champion, ehemalige Nummer eins der Welt, etc. Der Masters-Gewinner von 2020 hat seine Mitgliedschaft auf der PGA Tour gekündigt und legt seinen Fokus voll und ganz auf das LIV-Projekt.  

Für Norman ein großer Coup, zumal sich »DJ« zu diesem Thema sehr launisch verhielt. Insgeheim hofft man auf den Johnson-Impuls und dass einige Hochkaräter nachziehen. Auch Kevin Na (Nummer 33 der Welt) sprach sich für die Saudi-Serie aus und gab seine Mitgliedschaft bei der PGA Tour ebenfalls auf. So muss sich keiner Sorgen vor Sanktionen (Sperre, Ausschluss) von Tour-Chef Jay Monahan machen. Auch Garcia und Oosthuizen, zwei ehemalige Major-Sieger, sowie Branden Grace (RSA) wollen zunächst nicht mehr auf der PGA Tour abschlagen. 

Drohungen von Monahan 

Und wie reagiert die Zentrale in Ponte Vedra Beach? Der mächtige Funktionär Monahan erneuerte immer wieder seine Drohungen, PGA-Tour-Pros vor die Tür zu setzen, sobald sie einen Abschlag bei LIV Golf getätigt haben. Ob es soweit kommen wird? Und ist das überhaupt umzusetzen? Keiner weiß es wirklich.  

Billy Horschel, der Memorial-Sieger, der in Kürze in München Eichenried bei der BMW Int. Open gastiert, versteht die ganze Aufregung nicht. Er sieht es pragmatisch. Wenn ein PGA-Tour-Spieler das Minimum an 15 Starts pro Saison erfüllt und die Karte sichert, sollte er entscheiden können, wo er wann spielt.  

Aaron Wise wird noch deutlicher: »Es ist eine Schande, dass die Jungs meinen, sie müssten auf der einen oder anderen Seite stehen. Ich habe das Gefühl, dass die Tour das auf eine gewisse Art und Weise forciert hat.« Ausgang, Ende und Zukunft völlig offen.  

USGA gibt grünes Licht für LIV Tour Spieler

Die USGA hat den LIV-Spielern für die anstehende US Open bereits grünes Licht gegeben. Man sei der Meinung, dass kein Spieler, der sich seinen Startplatz erspielt und verdient hat, vom Turnier ausgeschlossen werden sollte, nur weil er sich dazu entschlossen hat, bei einem anderen Turnier zu spielen. Die DP World Tour um CEO Keith Pelley hat bislang nicht konkret über anstehende Sperren in Folge des Turniers in London gesprochen. So kann aktuell davon ausgegangen werden, dass Spieler wie Kaymer, Oosthuizen und Garcia auch bei der BMW International Open in zwei Wochen abschlagen dürfen.  

Tiger Woods hat seinen Start bei der US Open hingegen aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. Der Superstar soll ebenfalls ein LIV-Angebot auf dem Tisch gehabt haben. Norman verriet der Washington Post, dass ein hoher 9-stelliger Betrag an Antrittsprämie im Raum stand. Doch Woods lehnte ab. Bei der PGA Championship erklärte er: „Ich glaube an Majors. Ich glaube an große Turniere, an Vergleiche mit historischen Persönlichkeiten der Vergangenheit.“ Aussagen, die man auf der PGA Tour gerne gehört haben dürfte.