Golf Club Magazin Niedersachsen

Pitch aus dem Rough – zum Nord-Süd-Gefälle

Carl-Clemens Andresen, Vizepräsident des GVNB (Golfverband Niedersachsen-Bremen) führt mit Sachverstand immer wieder in verschiedene kritische (Golf-)Themen ein. So äußert sich Andresen in der aktuellen Ausgabe seiner Kolumne "Ein Pitch aus dem Rough" über die Leistungsdifferenzen der DGL (Deutsche Golf Liga) im Hinblick auf das Nord-Süd-Gefälle... Diese Kolumne erscheint monatlich in allen Ausgaben des Golf Club Magazin der Region Niedersachsen-Bremen.

Hamburg Falkenstein siegt 2019 das Final Four der DGL.
Esther Henseleit 2018 mit ihrem siegreichen Team vom Hamburger Golf Club Falkenstein. (Foto: Emmert)

von Carl-Clemens Andresen, GVNB Vizepräsident

Nach dem ersten Spieltag der Deutschen Golf Liga (DGL) machte mich unser Landestrainer Andreas Probst auf folgenden Sachverhalt aufmerksam: Während die Summe der Spielergebnisse aller Mannschaften in der Süd-Staffel das Ergebnis von 1 über Par (Herren) bzw. 108 über Par (Damen) betrug, fielen die Scores der Nord-Mannschaften mit 162 über Par (Herren) bzw. 436 (Damen) deutlich schlechter aus. Bei jeweils fünf Mannschaften und 17 gewerteten Runden spielten die Nord-Herren in der 1. Bundesliga im Durchschnitt eine um zwei Schläge schlechtere Runde als die Süd-Herren. Bei den Damen betrug die Nord-Süd-Diskrepanz sogar durchschnittlich fünf Schläge.

Golfclub St. Leon-Rot
Im GC St. Leon-Rot wird der Golfsport gelebt.

Leistungsgefälle – Nase vorn für den Süden?

Auch wenn ein Vergleich der Rundenergebnisse des zweiten Spieltags einen moderateren Eindruck hinterlässt (Herren Nord 157, Herren Süd 44; Damen Nord 264, Damen Süd 134), so kommt eine nüchterne Betrachtung nicht um die Feststellung herum, dass die Mannschaften des Südens die Nase vorn haben (bei den Herren um 1,4 Schläge pro Runde; bei den Damen um 1,5). Selbst wenn man Sondereffekte berücksichtigt, wie zum Beispiel die Tatsache, dass die beiden Teams aus St. Leon-Rot am ersten Spieltag Heimrecht hatten und mit wahren Kantersiegen (50 unter Par bei den Herren, 11 unter Par bei den Damen) dies zu nutzen wussten, oder dass umgekehrt am zweiten Spieltag die Damen des GC Hummelbachsaue auf eigenem Platz mit 134 Schlägen über Par weniger Schläge benötigten als in Falkenstein (189 über Par), so ändert das nichts an der grundlegenden Feststellung: Wir haben sowohl bei den Damen als auch bei den Herren in der 1. Bundesliga ein Nord-Süd-Gefälle!

Das Clubhaus von Hamburg-Falkenstein – in diesem Traditionsclub wird Wert auf sportliche Leistung gelegt. So starten mehrere Damen- und Herrenteams in der DGL. Dennoch scheint es noch ein deutliches Nord-Süd-Gefälle zu geben... (Foto: Stefan von Stengel)
Das Clubhaus von Hamburg-Falkenstein – in diesem Traditionsclub wird Wert auf sportliche Leistung gelegt. So starten mehrere Damen- und Herrenteams erfolgreich in der DGL. Jetzt ist ein Sport-Stipendium ausgeschrieben. (Foto: Stefan von Stengel)

Ob es sich dabei um ein Problem handelt oder nicht, mag in den Augen des Betrachters unterschiedlich gesehen werden, je nachdem ob sein Blick aus dem Süden oder aus dem Norden auf diese Faktenlage fällt. 

Zieht man einen weiteren Sondereffekt hinzu, so lässt sich die Problemlage noch weiter eingrenzen: Gemeint ist die Sonderstellung, die St. Leon-Rot vor allem bei den Herren, aber auch bei den Damen einnimmt. Mit Gesamtergebnissen nach zwei Spieltagen von 76 unter Par (Herren) und 2 unter Par (Damen) konnten die Teams aus dem „Stall“ von Mäzen Dietmar Hopp auch ihre Süd-Konkurrenz auf deutlichem Abstand halten, vom Norden ganz zu schweigen, wo bis dato noch kein Mannschaftsergebnis „unter Par“ zu verzeichnen ist.

Hier werden Nachwuchs-Talente geschaffen – in der Schmiede des SLR „Wolfpack“.

     
Ein schwacher Trost mag der Hinweis sein, dass noch drei Spieltage plus das Final Four zu spielen sind. Auch mag die Erfahrung trösten, dass die Herren von St. Leon-Rot in der Geschichte der DGL noch kein einziges Mal die Meisterschale in ihren Händen halten konnten. In diesem Jahr würde ich allerdings nicht darauf wetten, dass diese Serie hält.