Reise

Belek mal anders

Tiefe Potbunker ( Loch 17) und mit Gras  bewachsene Dünen geben dem Lykia Links-Platz nahe Belek den klassischen Links Course-Look.
Von Kolja Hause

Dünen links und rechts der Fairways, mit Holzbohlen verkleidete Potbunker, Wind, der mit Stärke acht bis neun vom Meer her weht, und Grüns, so groß, onduliert und teilweise rasend schnell wie der Filz auf Billardtischen der Lykia Links Golfplatz an der sogenannten Türkischen Riviera ist ein waschechter Links Course.
Mitten auf der Runde könnte man denken, man sei irgendwo an der schottischen Ostküste, wenn nicht plötzlich der Muezzin (Gebetsrufer) die Gläubigen vom Minarett (Turm der Moschee) auf arabisch lautstark zum Gebet rufen würde.

Auf diesem Platz wird man schnell bestraft

Allahu Akbar (Gott ist sehr groß) schallt es aus Lautsprechern über die 18 Löcher am Mittelmeer, während der deutsche Golfprofi Dennis Küpper  am 17. Abschlag steht. Küpper (24), im letzten Jahr nur denkbar knapp an einer Spielberechtigung für die European Tour vorbeigeschrammt, spielt gerade die Finalrunde der Lykia Links Classic (ein Turnier der sonst hauptsächlich in Deutschland gespielten Renault EPD Tour).
   Dem Deutschen, im sechsten Jahr als Golfprofi aktiv, gelingt an diesem hammermäßig schweren Par 3 (214 m bei Gegenwind), das zugleich das Signature-Loch des Platzes ist, sein sechstes Birdie auf der Schlussrunde. Die überwiegend deutsche Konkurrenz um den Frankfurter Max Kramer und den Nürnberger Bernd Ritthammer kann nicht Schritt halten. Küpper siegt am Ende mit drei Schlägen Vorsprung, stellt den neuen Platzrekord (69) auf und kassiert einen Preisgeldscheck über 4.125 Euro.
   Gleicher Ort, wieder Loch 17, nur einen Tag später. Bei inzwischen vorherrschenden Orkanböen zücke ich den Driver für die schlappen 200 und paar zerquetschten Meter. Links weggehookt, dann in den Potbunker gelöffelt, einmal an den Holzbohlen hängengeblieben, zwei Putts: Triplebogey.
   Wie sagte Herr Küpper in seiner Siegesrede: Auf diesem Platz wird man unheimlich schnell bestraft. Jeder Fehlschlag ist beinahe gleichbedeutend mit einem Bogey oder sogar Doppelbogey. Danke, habe ich gemerkt. Auch Lothar Krabelt, ein Golftourist aus Düsseldorf, dem ich zufällig begegne, fällt das gleiche Urteil: Gestern hab ich auf dem selben Platz ne 85 gespielt, heute war es dreistellig. Der ist unberechenbar.
Viele, die zu uns kommen, haben zuvor noch nie auf einem Links Course gespielt, erzählt Golf Direktor Kieron Morrissey. Auf die harten Links-Grüns muss man den Ball gezielt raufrollen lassen. Oft ist der direkte Weg zur Fahne nicht der beste. Tiefe Potbunker versperren den Weg. Es gibt keine Entfernungsangaben am Fairwayrand, und nicht immer ist schon am Abschlag klar, wo genau entlang das Fairway verläuft. US-Designer Perry Dye hat seinen Links-Auftrag ernst genommen: Das natürliche Dünengelände gibt das Layout vor. Und 20 Greenkeeper sorgen Tag für Tag dafür, dass der natürliche Look bleibt, mähen z. B. die Grüns noch per Hand.

Oft ist der direkte Weg nicht der beste

   Wir hatten schon kurz nach der Eröffnung letzten November Schotten bei uns zu Gast, die fühlten sich wie zu Hause, berichtet Golf Operations Manager Ayhan Gökdemir. Der 29-Jährige betreute zuvor viereinhalb Jahre die Golfspieler im Antalya Golfclub in Belek. Dort in ca. 40 Autominuten Entfernung (über eine schnellere Verbindung mittels Fähre wird schon nachgedacht) pulsiert das Golfleben. 13 Golfplätze und unzählige Fünf-Sterne-Hotels wurden in nur wenigen Jahren aus dem türkischen Boden gestampft auf teilweise begrenztem Raum. Die durchweg sehr guten Golfplätze haben dadurch leider oft ein ähnliches Erscheinungsbild: bebunkerte Fairwayschneisen inmitten von üppigen Pinienwäldern.
   Da ist der Lykia Links zwischen Belek und Manavgat für die zahlreichen Golftouristen in dieser Region (viele sind über die Jahre zu Dauergästen geworden) eine willkommene anspruchsvolle Abwechslung. Nur ein Hotel und ein Platz rundherum nichts als geschützte Natur.
   Die Anlage ist sogar soweit ab vom Schuss, dass die letzten Kilometer der Anfahrt über eine holprige Schotterpiste überbrückt werden müssen. Noch, beruhigt mich Kader Sanliöz, Lykia Guest Relation Managerin. Das wird sich bald ändern. Im April beginnt die Saison. Dann füllt sich das 1.200- Mann große Hotel, und derartige Marginalien werden nach und nach ausgebügelt.
   1.200 Gäste? Ja, sagt Frau Sanliöz. Bei uns verteilen die sich mit dem Golfplatz auf eine Million Quadratmeter. Das macht über 800 qm pro Gast. Mehr haben die meisten zu Hause auch nicht. Außerdem ist das Hotel in verschiedene Bereiche eingeteilt, so die Managerin. Hier die Golfer und Wellnessgäste, dort die Familien. Zehn Swimmingpools, 16 Bars und sogar eine eigene Zen-Relax-Area sorgen für Abwechslung.
   Zu meinem Besuch im Februar war außer den EPD-Spielern und mir kaum jemand zugegen. Absolute Nebensaison. Das ist dann in so einem Riesenkomplex schon ein wenig unheimlich. Aber ich will der Managerin glauben, dass das Leben im Frühling zurückkehrt. Der Lykia Links Golfplatz ist als Lockmittel in jedem Fall ein echter Magnet.

Lykia LinksGolf Antalya
Hotel: Das Mega-Hotel LykiaWorld & LinksGolf Antalya (Eröffnung April 2008, Gesamtfläche eine Million Quadratmeter, bis zu 1.200 Gäste) liegt direkt am Mittelmeer. Direkt vor der Tür ein 2,5 km langer Strandabschnitt. Bis zum Flughafen Antalya sind es 50 km, bis Belek, Side und Manavgat ca. 30 km. Das Konzept: Unterschiedliches Besucherklientel wird in verschiedenen Bereichen untergebracht. Heißt: kaum Lärm im Golfbereich, kaum Poolpartys bei den Familien.

Golfplatz: Die 18 Löcher des Lykia LinksGolf (6.316 m Herren, 5.320 m Damen) verfügen über 98 Bunker, eine Mischung aus Paspalum- und Seaspraygras (vertragen auch Salzwasser), einen See und ne Menge Wind. Carts (30 ) und Trolleys (5 ) stehen bereit. Leihschläger Modell Callaway X und Odyssey Putter (30 ) ebenso. Driving Range mit über 30 Plätzen sowie Chipping-, Pitching- und Puttinggrüns sind bereits fertig. Der 9-Löcher-Academyplatz wird noch gebaut (Ende 2010). Hcp-Beschränkungen: -28 Herren, -36 Damen.
Transfer zu Plätzen in Belek: 10 pro Person (6-15 Uhr).

Golfreiseanbieter:
www.mastergolftours.de
(7 Ü VP und 3 x GF ab 599 )
www.tui.com
(z. B. 3 x 18 Löcher GF ab 192 )
www.airtours.de
(z. B. 3 x 18 Löcher GF ab 198 )
www.golf-extra.com
(z. B. 7 Ü HP 4 x GF ab 849 )
www.golfturkey.com
www.golfturkei.com

Alle Infos:
www.lykiagroup.com
www.lykiaworld.de
(z. B. 7 Ü HP 4 x GF ab 692 )