Reise

Nordirland: Geheimplätze und große Namen

Lough Erne Golf Resort Faldo Course.
Von Sven Hanfft

Auch in Zeiten der Wirtschaftskrise gibt es für Golfer in Irland und Nordirland immer wieder Neues zu entdecken. Auf unserer Route von Dublin bis nach Donegal und wieder zurück haben wir gleich vier neue Plätze gefunden. Und die wurden wahrlich nicht von No-Names kreiert. Jack Nicklaus und Nick Faldo gehören längst zu den arrivierten Architekten, während Darren Clarke ein Newcomer in der Design-Branche ist. Dafür aber einen nicht zu unterschätzenden Bonus als „Local Hero“, als Einheimischer, genießt.    
Während jeder Designer seine Handschrift hat, so haben die vier Plätze der drei internationalen Größen doch eines gemeinsam. Killeen Castle (Nicklaus), Lough Erne Golf Resort (Faldo) sowie die Plätze von Moyvalley und Castle Dargan (Clarke) wurden alle vor der Wirtschaftskrise geplant, begonnen und kurz vor Ausbruch oder mitten in der Krise fertiggestellt und eröffnet. Zwangsläufig ist dieses unglückliche Timing heute für manchen Betreiber zum Handicap gereift.   

Vom Armenhaus zur Boom-Nation und retour

Zum Hintergrund: Irland war traditionell eines der Armenhäuser Europas. Noch in den 80er-Jahren erreichte das Pro-Kopf-Einkommen nur zwei Drittel des westdeutschen Niveaus. Mitte der 90er-Jahre sorgten dann günstige Steuer-sätze, EU-Fördergelder, radikale Deregulierung für einen sagenhaften Aufschwung.

Anderthalb Dekaden lag das Wachstum pro Jahr bei 4,5 Prozent oder mehr; in der Spitze wurden sogar über zehn Prozent erreicht. Das Straßennetz wurde ausgebaut und modernisiert, Bürotürme, Wohnsiedlungen, Hotels und Nobel-Golf Resorts wie Druids Glen, der K Club oder Mount  Juliet entstanden. Im Zuge des Bau-Booms produzierte Irland mehr Millionäre als jedes andere Land.

Im Herbst 2008 schlitterte Irland als erster der EU-Staaten in eine Rezession. Mit bis zu sechs Prozent war der Einbruch der Wirtschaftsleistung doppelt so hoch wie in den meisten anderen westlichen Nationen. Die Arbeitslosenquote stieg in den zweistellingen Bereich. Die Regierung hat derart starke Steuerausfälle zu verzeichnen, dass sie sich gezwungen sieht, trotz Rezession die Steuern zu erhöhen. Auch wenn das Irish Statistical Office für das dritte Quartal 2009 ein Wirtschaftswachstum von 0,3 Prozent ermittelt hat, dürfte auch 2010 die Anzahl der Ex-Millionäre auf der grünen Insel weiter ansteigen.

Jim und Eileen Treacy und ihr Lough Erne Golf Resort dürften die Krise einigermaßen unbeschadet überstehen. Das liegt zum einen daran, dass Jim seine Immobilien-Firma in Dublin für viel Geld vor der Rezession verkauft hat, und zum anderen haben sie in ihrer nordirischen Heimat Fermanagh ein unvergleichbares Spitzenprodukt geschaffen. Auf einer knapp 250 Hektar großen Halbinsel, umgeben vom Lower Lough Erne und Castle Hume Lough, entstand ein exquisites Fünf-Sterne-Hotel mit allem erdenklichen Luxus, 25 charmante Lake-Lodges und ein Nick Faldo Championship Course, der schon heute zu den Besten in „UK & Ireland“ gehört. Wir meinen: Ein besserer Platz ist 2009 in Europa nicht eröffnet worden.

Viel Wow-Effekt – speziell die Löcher 6 bis 11 am Lough Erne – und wenig Schwächen. Nachgebessert haben Designer Faldo und Architekt Guy Hockley zuletzt an der 12. Die Drivezone des relativ langen Par 4 (410  Meter von blau) hatte für einen langen Schlag in ein tiefer liegendes Grün zu viel Neigung Richtung Tal.
Nie enden werden wohl die Diskussionen ums 18. Loch – ein Par 3 (182 Meter von blau, 111 von rot). Sicher ein gutes, anspruchsvolles Par 3, welches als 4., 7. oder 17. Loch auch allen genügen würde. Aber als Schlussloch…? Nein, da bleibt irgendwie ein fader Geschmack im Abgang zum Clubhaus.

Seine Klasse einmal mehr unter Beweis gestellt hat Jack Nicklaus mit dem Bau des Championship Courses von Killeen Castle. Große, breite Golfbahnen auf 141 Hektar wunderhübschem Parkland. Ohne Fehl und Tadel, irgendwie schon fast zu glatt. Wenn da nicht die großen Grüns wären. Da ist richtig Musik drin, wer den Ball falsch platziert, muss auf dem Weg zum Loch mindestens eine Welle überwinden. Die besten Golferinnen aus den USA und Europa dürfen sich auf den Solheim Cup 2011 (23. bis 25. September) freuen. Sie erwartet ein fairer, aber harter Test.

Ob die irische Castlehorn Group mit dem insgesamt 250 Hektar-Areal vor den Toren Dublins glücklich wird, steht auf einem anderen Blatt Papier.  Der Bau eines Fünf-Sterne-Hotels um das renovierte Castle (17 Suiten) ist jedenfalls erstmal verschoben worden. Und von den 162 Grundstücken rund um den Golfplatz sind auch erst ein paar erschlossen worden. Scheint ganz so, als wenn der Investor für seine Erfolgsgeschichte einen langen Atem benötigen würde.

Nicht anders – nach GOLFmagazin-Informationen sogar eher etwas schlechter – ergeht es den Besitzern der noch jungen Anlagen von Moyvalley (County Kildare) und Castle Dargan (County Sligo). Beide verfügen über ungefähr 200 Hektar Land mit altem Manor House, Vier-Sterne-Hotel, Darren Clarke Championship Course und zahlreichen unbebauten Grundstücken. Alles da, bis auf eine ausreichende Anzahl an Gästen.



Kostenschraube macht die Golfer grantig

Mehr als verständlich, dass an der Kostenschraube  gedreht wird. Schlecht nur, wenn das dem Gast zu offensichtlich ins Auge springt. Personalabbau, Club-Gastronomien und Hotel-Restaurants, die um 20 Uhr schließen, sind einfach schlecht fürs Image. Wenn, wie im Falle Castle Dargan,  dann auch noch der Pflegezustand eines eigentlich guten Golfplatzes schwächelt (nicht geharkte Bunker, schlecht gemähte Fairways), wird der Golfer grantig.

Da haben es traditionelle Mitglieder-Clubs ohne Hotel und großen Kostenapperat in Irland heute leichter. Erst recht, wenn sie wie der Dongal GC und Strandhill GC über relativ pflegeleichte Linksplätze verfügen. Auf Greenfeespieler sind sie nicht angewiesen, freuen sich aber herzlich über jeden, der kommt. Wobei der absolut spektakuläre Course in Standhill an der Sligo Bay absolut als Geheimtipp bezeichnet werden darf. Oder, um es mit den Worten des legendären Christy OConnor zu sagen: „Ein verstecktes Juwel der Westküste.“

Wir wollen an dieser Stelle auch nicht unerwähnt lassen, dass das Platzen der Immobilienblase und der Zusammenbruch der Wirtschaft auf der Grünen Insel für den Golf-Touristen durchaus auch eine gute Seite hat. Die Hotelzimmerpreise und Greenfees sind in den letzten zwölf Monaten deutlich gefallen. Exorbitante Spielgebühren von weit über 100 Euro sind nur noch die Ausnahme. Große Namen und Geheimplätze gibt es wieder zu akzeptablen Preisen.

Infos Nordirland
Drei der sechs vorgestellten Golfanlagen bieten Übernachtungsmöglichkeiten direkt am Abschlag an. Wir haben für Sie einige Angebote zusammengestellt.

Lough Erne Golf Resort, 5 Sterne
Das Gourmetpackage. Zwei weltberühmte Spitzenköche machen gemeinsame Sache: Noel McMeel vom Lough Erne Golf Resort und Neven Maguire, Eigentümer des MacNean House and Restaurant in Blacklion, County Cavan. Zum ersten Mal arbeiten diese beiden Chefs zusammen und haben für Gäste des Lough Erne Golf Resorts das ultimative Gourmet-Erlebnis geschaffen. Darin enthalten sind: Zwei Übernachtungen (Zeitfenster von Sonntag bis Donnerstag) in einem Luxuszimmer mit Seeblick inklusive irischem Frühstück, einer Flasche Champagner und einem Früchtekorb bei Ankunft auf dem Zimmer. Benutzung der Thermalsuite und des Pools im „The Thai Spa“, ein Sechs-Gänge-Menü im „The Catalina Restaurant“ des Lough Erne Golf Resorts, ein Sechs-Gänge-Menü in Neven Maguires MacNean House & Restaurant (alle Transfers mit einer Hotel-Limousine). Preis: 350 Euro pro Person.
„Craic The Irish Whiskey Experience“: Das 24-Stunden-Programm für 250 Euro pro Person umfasst eine exklusive Whiskey-Verkostung, die Nutzung eines Konferenzraums, eine Übernachtung mit Frühstück, Erfrischungen während des gesamten Tags, ein zweigängiges Mittagsmenü und die Nutzung der Thermalsuite im „Thai Spa“. Weitere Übernachtungen kosten 200 Euro.

Castle Dargan, 4 Sterne
Stay and Play: Zwei Übernachtungen inklusive Frühstück, ein Abendessen und zwei Runden auf dem Darren Clarke Championship Course für 179 Euro pro Person.

Moyvalley Hotel, 4 Sterne
Stay and Play: Eine Nacht im Superior-Zimmer inklusive Frühstück und eine Runde auf dem Darren Clarke Championship Course für 125 Euro pro Person. „Buddies Trip“ (mind. 4 Pers.): Eine Übernachtung im Zwei- oder Drei-Bett-Apartment. Runde Bier zur Begrüßung, 18 Löcher Darren Clarke Championship Course, Steak Dinner im Clubhaus für 139 Euro.