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Reise Schleswig-Holstein: Das grosse Nordsee-Special

Der zweitbeste Golfplatz Deutschlands aus der Luft fotografiert – der Links Course des GC Budersand Sylt.

Interview

Rainer Balsmeier, (58, parteilos),  Bürgermeister und Chef der Tourismus-Zentrale Sankt Peter-Ording
Rainer Balsmeier

Rainer Balsmeier (58, parteilos),
Bürgermeister und Chef der Tourismus-Zentrale Sankt Peter-Ording

Der Norden Deutschlands wird als Reiseziel bei den Bundesbürgern immer beliebter. Meer statt Berge lautet der Trend. Was sind für Sie als Chef der Tourismus-Zentrale Sankt Peter-Ording die Gründe dafür?

Rainer Balsmeier: Ich kann nicht für die Ostsee und auch nicht für die anderen Nordseebäder sprechen. Was Sankt Peter-Ording betrifft, kann ich sagen: Wir haben in den letzten 20 Jahren 52 Millionen Euro in die öffentliche Infrastruktur gesteckt. Dankenswerterweise haben wir rund 20 Millionen Euro öffentliche Zuschüsse erhalten, 32 Millionen aber mussten wir selber in die Hand nehmen. Und dieser Weg ist honoriert worden. Viele private Anbieter haben mitgezogen. Also das klassische, was man sich von öffentlicher Investition in die Infrastruktur verspricht: Es sind neue Produkte, wie die Hotels Strandgut, Beach Motel und Zweite Heimat an den Markt gegangen und ältere Betriebe haben, dem Zahn der Zeit gehorchend, sich vernünftig angepasst. Und dieses Zusammenspiel macht den aktuellen Erfolg des Ortes Sankt Peter-Ording aus.

Was heißt das in Zahlen gesprochen?

Rainer Balsmeier: 2006 und 2007 haben wir ungefähr 200.000 Gäste mit knapp unter zwei Millionen Übernachtungen gehabt. 2014 waren es 2,3 Millionen Übernachtungen, also ‚nur‘ gut 300.000 mehr, dafür mussten wir aber gut 50 Prozent mehr Gäste, also 300.000, in den Ort holen. Von 2013 auf 2014 hatte wir zuletzt 6,2 Prozent mehr Übernachtungen – was eine Menge ist. Den stärksten Übernachtungszuwachs hatten wir in 2014 im November mit plus 21 Prozent – natürlich von einem anderen Niveau ausgehend. Das zeigt aber deutlich, dass die Investitionsmaßnahmen bis zu den „schwächeren“ Monaten durchschlagen. Dazu hat sich durch die verbesserte Infrastruktur die Zahl der Tagesgäste stetig erhöht. Wir hatten zuletzt ein Aufkommen von 400.000 bis 500.000 Gäste, die wir zählen. Es dürften aber erheblich mehr sein, die aber öffentliche Einrichtungen wie Strand oder Dünentherme nicht nutzen.

Sankt Peter-Ording ist jünger, frischer, cooler geworden. Gleichzeitig sind die Immobilien-Preise auch gestiegen. Mancher spricht schon von „Syltisierung“. Bereitet Ihnen die prinzipiell positive Entwicklung gelegentlich auch Sorgen?

Rainer Balsmeier: Nein, eigentlich noch nicht. Man muss das zwar sicherlich im Auge behalten. Syltisierung wäre sicherlich der falsche Weg. Aufpassen müssen wir natürlich – sofern wir das können – dass Bestandsveränderungen – Umbau, Neubau – nur noch als Zweitwohnsitz genutzt wird. Das macht mir mehr Probleme.

Wenn ein Bekannter oder Freund erstmals nach Sankt Peter-Ording kommt, was würden Sie ihm als erstes zeigen wollen?

Rainer Balsmeier: Der Ort definiert sich auch heute noch – und das finde ich richtig und wichtig – über Strand, Sandbank und Pfahlbau. Also würde ich ihm als erstes diese besondere Dimension von Strand und Sandbank sowie die Besonderheit des Pfahlbaus zeigen.

Was würden Sie ihm gar nicht zeigen wollen?

Rainer Balsmeier: Stolz kann man natürlich nicht sein auf Bausünden der 60er- und 70er-Jahre, die man heute nicht mehr wegbekommt. Aber das ist schlau dahergeredet: Die sind da und nicht wegzubekommen und gehören heute zu unserem Ortsbild.

Thema Golf: Sylt hat vier 18 Löcher-Plätze, Föhr eine aufwendig modernisierte 27 Löcher-Anlage, Sankt Peter-Ording hat zwei 9 Löcher-Plätze. Golf ist unterrepräsentiert in Ihrer Gemeinde. Können Sie dem Golf-Touristen Hoffnung machen, dass sich daran künftig etwas ändert?

Rainer Balsmeier: Wir hoffen, dass sich an dieser Situation etwas ändert. Und die Diskussion läuft ja auch. Wir wollen uns auf den jüngsten Erfolgen nicht ausruhen. Es gibt noch einige Ideen für Veränderungen im Ort. Dazu zählen auch noch weitere Hotel-Projekte und da spielt auch das Thema Golf und Golfhotel eine Rolle. Dieses Thema, das muss man auch zugeben, tragen wir schon seit 20 bis 30 Jahren vor uns her und haben es bis jetzt nie umgesetzt bekommen.

Und wie soll es konkret weitergehen?

Rainer Balsmeier: Aktuell bin ich vorsichtig optimistisch, dass man dieses Projekt auf absehbare Zeit hinbekommt. Wir stecken in der Diskussion aus einer Kombination von Golfhotel und einer Erweiterung des Platzes in Sankt Peter-Ording auf 18 Löcher plus 9 oder 6. Ein schönes und großes Projekt, das sehr gut vorbereitet sein muss. Also, ich bleibe bei der Begrifflichkeit „vorsichtig optimistisch“, dass sich im Bereich Golf etwas bewegen wird.