Reise

Reise Algarve: Mehr Wert

Castro Marim Golfe (Loch 8
Auf die Folgen der Wirtschaftskrise, die rückläufigen Gästezahlen und die kaum überhörbare Kritik des zahlenden Publikums haben die Golfclubs, Hotels und Resorts an der Algarve reagiert. Zusammen mit dem Tourismusverband haben sie das Programm „golf friendly algarve“ aufgelegt. In Stichproben haben wir den Inhalt des Programms überprüft

Dass die Algarve nach wie vor international zu den führenden Golf-Destinationen gehört, wird allein schon durch die Vergabe des GOLFmagazin Awards belegt. Unsere Leser und User wählten Portugals Sonnenküste zuletzt zum dritten Mal in Folge zu Europas Golfregion Nummer eins.
Parallel dazu haben wir aber auch eine weltweite Wirtschaftskrise erlebt. Deren Folgen auch an der Algarve nicht spurlos vorbeigegangen sind. Folgen, die dazu geführt haben, das Hotel- und Golfplatz-Manager immer häufiger über geringe Auslastungsquoten klagten. Besonders bei den Gästen aus Großbritannien und Irland verzeichneten die Portugiesen und auch Spanier einen erheblichen Rückgang. Der deutsche Markt erwies sich in der Krise als einigermaßen stabil, hier gab es nach Aussage von Tourismusmanagerin Maria Manuel Delgado e Silva nur geringe Einbußen. Klagen auf niedrigem Niveau. Denn der deutsche Markt war schon in den Jahren vor der Finanzkrise kontinuierlich eingebrochen. Tenor der Fernbleibenden: Die Algarve sei ein zu teures Pflaster bzw. Fairway geworden, Kommerz käme vor Kundenfreundlichkeit. Ein hausgemachtes Problem. Tatsächlich hatten viele Anlagenbetreiber in Folge der Boomzeit in den 90er-Jahren den Realitätssinn verloren und Greenfees jenseits der 100 Euro aufgerufen und das zum Teil für Durchschnittsplätze. Dazu begangen die stolzen Portugiesen einen strategischen wie taktischen Kommunikationsfehler.  In dem Irrglauben, je teurer du bist, desto stärker wirst du wahrgenommen, wurden hohe Walk-In-Greenfees (auch Rack Rates genannt) kreiert und lauthalts in die Welt posaunt, respektive auf Hochglanz-Prospekten verewigt. So übertrumpften sich Anlagen wie Vale do Lobo und Quinta do Lago jahrelang mit Spielgebühren um die 150 Euro und mehr.
Als Konsequenz gingen die Gästezahlen spürbar zurück. Ein Umdenken aber setzte erst ein, als die weltweite Wirtschaftskrise den Touristikern an der Algarve endgültig das Geschäft verhagelte.  So konnte man offiziell wenigstens die allgemeine Krise für die schlechten Zahlen verantwortlich machen, denn die eigene Geschäftspolitik.

In der Krise rückt man enger zusammen. Und so hat man unter der Federführung der Associacao Turismo do Algarve vor knapp einem Jahr das Programm golf friendly algarve aufgelegt. Mit dem Ziel, ein gewisses Qualitätsniveau nicht zu unterschreiten und ein gewisses Preisniveau nicht zu überschreiten.
28 der 35 Golfplätze an der Sonnenküste haben sich  der Gemeinschaftsinitiative mit dem Motto Unsere Qualität reicht von überragend bis sehr gut angeschlossen. Kein gesteigertes Interesse hatten Parque de Floresta, Vale de Milho, Pinheiros Altos, Laranjal, Monte Rei, Quinta da Ria und Quinta de Cima.
Dort regiert noch heute die gute bzw. schlechte alte Rack Rate. Alle anderen haben ihren Höchstsatz nach unten korrigiert, bieten selbst und/oder über Reiseagenturen attraktive Pakete mit oder ohne Übernachtung an. Im Allgemeinen waren die Plätze an der Algarve stets für ihre gute Qualität bekannt. In Zeiten des Besucherrückgangs, der reduzierten Preise und entsprechend geringeren Einnahmen hat uns bei unserem Besuch an der Algarve vor allem auch interessiert, ob die Platzbetreiber den publizierten Qualitätsanspruch und Service am Kunden auch tatsächlich bieten können und wollen. Für Stichproben haben wir uns verteilt über die rund 240 Kilometer lange Küste fünf Plätze herausgepickt und uns von West nach Ost vorgearbeitet.
Unglücklicher hätte der Auftakt nicht sein können. Durchdringender Dauerregen begrüßte uns auf der Senioren Tour erprobten Anlage Vale da Pinta. Zum Glück verfügt der Bruder des Gramacho Course seit einigen Jahren über ein optisch sehr gelungenes Holz-Clubhaus. Lediglich die Umkleiden sind etwas mager ausgefallen. Die wesentliche Erkenntnis des Tages: Der Platz konnte dem penetranten Nass von oben besser trotzen als die Regenklamotte. Als sich die ersten Pfützen auf den Fairways bildeten, waren wir längst nach neun Löchern durchnässt ins Clubhaus zurückgekehrt.
Regenunterbrechung, kennen wir ja von der Tour. Erfreulich: Als am Nachmittag endlich die Sonne herauskam, trocknete der Platz erstaunlich schnell ab und war bis auf die Bunker gut bespielbar. Spricht für einen guten Fairwayaufbau und ein funktionierendes Drainagesystem. Von November bis Februar bietet die Pestana Group, der auch die Plätze Silves und Alto Golf gehören, sieben Übernachtungen im Zwei-Personen-Apartment mit Frühstück plus sechs Golfrunden für 558 Euro pro Person an. Über 27 klassische Algarve-Löcher mit unzähligen Pinien am Fairwayrand verfügt das Vila Sol Golf Resort im Algarve-Golf-Epizentrum zwischen Faro und Vilamoura. Das 231 Zimmer-Resort bietet ein umfangreiches Luxus- und Service-Angebot, weist gegenüber anderen Häusern dieser Kategorie aber einen gravierenden Nachteil auf. Der neu errichtete Vila Sol SPA-Komplex ist nicht direkt dem Hotel angeschlossen, sondern muss mit dem Hotel-Shuttle angefahren werden. Mindestens für die eh schon spa-scheuen Herren ein No Go. Dann doch lieber die zwei Gehminuten aus der Lobby zum ersten Tee zurücklegen. Dort erwartet einen ein grundsolider, in manchen Phasen sogar höchst anspruchsvoller Platz. Knapp 20 Jahre nach der Eröffnung haben sich die Pinien ganz schön breit gemacht, was zum Teil sehr präzises Spiel erfordert. Auch spenden die Pinien in Teilbereichen zu viel Schatten, was zu kleineren Schwachstellen auf Grüns und Fairways geführt hat. Das Management hats registriert, seit dem Frühjahr wird sukzessive gelichtet und gleichzeitig die Drainage optimiert. Sieben Übernachtungen inklusive Frühstück und drei Runden auf dem hoteleigenen Platz bietet Vila Sol für 483 Euro pro Person an.
Als Closed Shop galt lange Jahre der vornehme San Lorenzo Golf Course. Startzeiten waren limitiert und teuer (ab 140 Euro). Doch General Manager Luis Filipe hat die Tore weiter geöffnet. Speziell für die Gäste des zum Platz gehörenden Hotels Dona Filipa (154 Zimmer). Pro Person im Doppelzimmer kosten sieben Übernachtungen inklusive Frühstück, viermal Dinner und fünf Runden Golf (Trolley und Token frei) 616 Euro.

Reise Algarve
Die Anlage des San Lorenzo.

Bei unserem Besuch war der Platz nahezu ausgebucht, weswegen Luis Filipe auch nicht ins allgemeine Klagehorn mit einstimmen wollte. Mit der Zahl der deutschen Gäste sei er zufrieden, speziell die über PROSCOTT Golftours (www.proscott.com) angebotenen Pro-Reisen laufen gut. Eine weitere Steigerung der Gästezahlen würden die Airlines verhindern. Sie böten zu wenig Direktflüge nach Faro an und verlangten zu hohe Transportgebühren für Golfschläger.
Nicht ganz den vornehmen britischen Charm dafür aber mindestens so viel sportliche Klasse wie San Lorenzo, hat der Quinta do Lago South Course. Selbst bei Nässe präsentierte sich der Klassiker (1974 eröffnet) in ausgezeichnetem Zustand. Ein Genuss waren die tiefgemähten Bermuda-Fairways. Zusammen mit dem Quinta North und Laranjal Golf Course verkauft Quinta do Lago das Dreier-Greenfee-Packet für 265 Euro.
Mit einem Standort- und Image-Problem haben bei den eingefleischten Algarve-Golfern nach wie vor die Plätze im Osten nahe der spanischen Grenze zu kämpfen. So auch Castro Marim Golfe, der 2001 zu den ersten Ost-Algarve-Clubs gehörte. Zwar ist aus der einstigen Neun-Löcher-Anlage mittlerweile ein gestandenes 27-Löcher-Resort mit opulentem Clubhaus und 150 Villen geworden, die golferische Klasse aber fehlt weiterhin. Die jüngste Neun-Löcher-Schleife The Grouse (2008 eröffnet) ist gut, zu stark aber fallen dagegen Guadiana und Atlantic ab.
Golf-Direktor Antonio Cavaco ist dennoch mit dem Geschäft nicht unzufrieden, immerhin verkauft er im Jahr knapp 25.000 Runden zu einem Durchschnittsgreenfee von 42 Euro. Stark ist der Absatz vor allem bei Kunden aus Spanien. Bevor sich aber die verwöhnten Zentral-Algarve-Golfer in größeren Scharen in Bewegung setzen, muss der niederländische Besitzer Willem van Kooten noch einmal in die Tasche greifen.
Bevor Guadiana oder Atlantic nicht auf Grouse-Niveau gebracht sind, wird Castro Marim seine Außenseiterrolle an der Algarve kaum abstreifen können.

Algarve: 5 Plätze

Vale da Pinta
Adresse: Apartado 1011, 8400-908 Carvoeiro, Portugal, www.pestanagolf.com
Designer: Ronald Fream
Eröffnet: 1992
Platz: 18 Löcher Championshipplatz, Par 71, 5.241 m (gelb)/4.866 m (rot)
Greenfee: ab 60 Euro; Twilight: 31 Euro
HCP-Begrenzung: Herren 27/Damen 35
Fazit: Von Gelb zu kurz, von Weiß (5.679 m) für jedermann gut spielbar. Heimat der Qualifying School der Senioren. Hat durch zusätzliche Villenbebauung auf den Front Nine etwas an Charme eingebüßt. 

Quinta do Lago South
Adresse: Sociedade do Golfe da Quinta do Lago, 8135-024 Almancil, Portugal, www.quintadolagogolf.com
Designer: William Mitchel
Eröffnet: 1974
Platz: 18 Löcher Championshipplatz,
Par 72, 5.870/5.168 m
Greenfee: ab 79 Euro
HCP-Begrenzung: Herren 28/Damen 36
Fazit: Ein Klassiker, achtmal (zuletzt 2001) Austragungsort der Portuguese Open.
Nicht wenige wünschen sich ein Comeback. Der South Course ist besser denn je
speziell die Fairways.

San Lorenzo
Adresse: San Lorenzo Golf Course,
8135-901 Quinta do Lago, Portugal, www.sanlorenzogolfcourse.com
Designer: Joseph Lee
Eröffnet: 1988
Platz: 18 Löcher Championshipplatz,
Par 72, 5.854 m/5.171 m
Greenfee: ab 100 Euro
HCP-Begrenzung: Herren 28/Damen 36
Fazit: Der einst verschlossene Nobelclub hat sich geöffnet und dabei nichts an seinem besonderen Charme eingebüßt. Sukzessiv wird die Topanlage aufgefrischt (Cartwege,  Drainage).

Vila Sol
Adresse: Morgadinhos, 8125-307 Vilamoura, Portugal, www.vilasol.pt
Designer: Donald Steel
Eröffnet: 1991
Platz: 3 x 9 Löcher; Prime (Par 36, 3.032/ 2.728 m), Challenge (Par 36, 2.943/2.678 m); Prestige (Par 36, 2.903/2.583 m)
Greenfee: ab 60 Euro
HCP-Begrenzung: Herren 27/Damen 35
Fazit: Ein Platz aus den Algarve-Boom-Zeiten Anfang der 90er. Die unzähligen Pinien haben sich breit gemacht, einige Bahnen sind verdammt schmal. Target-Golf ist gefordert.

Castro Marim Golfe
Adresse: Apartado 70,
8950-909 Castro Marim, Portugal, www.castromarimgolfe.com
Designer: Terry Murrey
Eröffnet: 2001
Platz: 3 x 9 Löcher; Atlantic (Par 35, 2.368 m/Par 36 2.211 m), Grouse (Par 36, 2.890/2.538 m); Guadiana (Par 35, 2.574/Par 36, 2.374 m)
Greenfee: ab 42
HCP-Begrenzung:
Fazit: The Grouse, die jüngste 9-Löcher-Schleife der 2001 eröffneten Anlage ist gut, der Rest fällt etwas ab speziell Guadiana. Großes, aber auch etwas steriles Clubhaus.