Reise

Reise Südafrika: Zug um Zug

Reise Südafrika: die Fahrpläne

Der Zug hat zwei Fahrpläne: einen für die Strecke, den zweiten fürs Innenleben. Mit klaren Vorgaben: Frühstück gibt es von 7 bis 10 Uhr, wenn nicht irgendwelche Ausflüge einen früheren Service verlangen. Lunch startet um 13 Uhr, Dinner um 19.30 Uhr. Damit keiner sagen kann, er habe ob all der gedanklichen Schwerelosigkeit an Bord die Zeit vergessen, wird vor jeder Abteiltür mit einer hell klingenden Glocke geläutet – per Hand natürlich.
Das „Dining Car“ ist nach bestem Edwardischem Vorbild detailgetreu restauriert, die Zweier- und Vierertische sind fein gedeckt. Es gibt ein Menü, das Wochen vorher feststeht und abgefragt werden kann; wer etwas anderes möchte, klärt das am besten schon bei der Buchung. Heute auf der Karte: Birne in Rotwein, gebratener Dorsch auf einem Bett von Spinat-Togliolini, Käse, Früchte, Schokoladen-Mousse. Zu jedem Gang gibt es, natürlich, den passenden Wein. Hier ist alles inklusive auf die sehr angenehme, zurückhaltende Art. Kleiner Tipp: Achten Sie darauf, dass Sie nicht zu dicht an der Küche sitzen; dort ist das Geklapper am größten, und natürlich wird jedes Gericht an Ihnen vorbeigetragen.

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Bahn 5 des Champagne Sports Resorts.

Insgesamt aber sind die Dinner absolute Highlights; besonders dann, wenn draußen noch eine atemberaubend schöne Landschaft vorbeifliegt. Was das alles kostet? Für die Zweieinhalbtagetour von Pretoria nach Durban werden umgerechnet rund 1.000 Euro pro Person aufgerufen (bei dem im Moment schwachen Südafrikanischen Rand); wer allein fährt, zahlt 50 Prozent Zuschlag. Zu zweit aber ist es doch eh viel schöner. Vorausgesetzt, man kommt mit einem Bett von rund 1,40 Metern Breite und 1,90 Meter Länge aus. Mir reicht’s; ich bin 1,80 Meter und allein unterwegs. Ist ja keine Lustreise. Oder doch?
Damit niemand durch Geratter und Ge-wackel gestört wird, bleibt der Zug nachts in einem Bahnhof stehen; bei uns ist es das verschlafene Elandslaagte. Am Morgen kann ich länger liegen als die meisten anderen, die um 7 Uhr zu einer Safari in die Nambiti Reserve aufbrechen, um möglichst viele von den „Big Five“ zu sehen. Und ich „muss“ Golf spielen. Das ist der typische Zwiespalt auf Touren wie dieser oder auch jeder Kreuzfahrt: Wenn der Großteil des „Landgangs“ für die An- und Abreise zum Club sowie die Runde Golf draufgehen, wird es meistens nichts mehr mit Safaris, Kunst oder lokaler Kultur.
Auf mich wartet nach dem Frühstück (Obst, Zerealien, Eier, Joghurt…) der Shuttle zum Champagne Sports Resort. Die Tour dauert 100 Minuten, führt durch betriebsame Dörfer. Viele Kleinbauern sind bepackt unterwegs, um, wie mir mein Fahrer erklärt, ihre Waren auf dem Markt zu verkaufen. Der Parkplatz des Resorts ist nicht zu voll; ist er nur mittwochs, wenn sich die Einheimischen zum Monatsbecher treffen.