Sein Gang ist zügig, der Schwung routiniert, die Kondition brutal! Walter Frenes ist 73 und das, was man einen jung gebliebenen Sportsmann nennt: Schlank, 1,78 Meter, Handicap 10,5. Das fehlende Haupthaar hat längst seine gebräunte Kopfhaut freigelegt. Seine wachsamen Augen wirken jung, als er sorgfältig Fairways und Grüns abtastet. Walter spielt zwei bis drei Mal die Woche Golf, wandert und fährt Ski (Alpin und Langlauf) alles problemlos. Mit 73!
Anlässlich meiner Reisereportage lerne ich ihn kennen, den Präsidenten des Golfclubs Seefeld-Wildmoos. Besser noch: Ich darf mit dem Golfveteranen (seit 39 Jahren im treuen Dienst der weißen Kugel) auf die Runde. Die 18 Bahnen des GC Seefeld-Wildmoos (etwa zehn Kilometer von der deutschen Grenze entfernt) liegen im Naturschutzgebiet und sind alles, nur nicht eben! Den gebürtigen Seefelder stört das nicht. Walter läuft wie das Duracel-Männchen in der TV-Werbung vorwärts, rückwärts, auf und ab. Ich gehe immer zu Fuß, ruft er nach hinten, während ich mit meinem völlig überladenen Bag (warum habe ich nur alle Schläger eingepackt?) von einem der dreirädrigen Club-Karts träume. Ich lasse mir nichts anmerken, schließlich bin ich 42 Jahre (!) jünger.
Der Golfclub Seefeld-Wildmoos bildet den Auftakt von acht Plätzen, die ich in Tirol testen werde. Meine Reise führt mich über Innsbruck zum Achensee und bis nach Kitzbühel. Der naturverbundene, sehr ruhige Parkland-Kurs, gezeichnet von Donald Harradine, gehört zu den Leading Courses Austria und genießt mit seinen zahlreichen Buchen, Birken, Fichten und Hügeln längst Kultstatus in Tirol. Wermutstropfen: Man kann hier nur von Mai bis Oktober abschlagen. In den restlichen Monaten ist der Platz Teil eines Skilanglaufgebiets mit rund 250 Kilometern Loipen. Kein Wunder, diverse Grüns erreichen Höhen von über 1.200 Meter. Spielerisch müssen bis zu 170 Meter Höhenunterschied überwunden werden. Kein leichtes Unterfangen. Es sei denn, man hat die Ausdauer und „Platzreife“ von „Duracel-Walter“. Belohnt werden wir mit außergewöhnlichen Hochplateau-Aussichten auf das Karvendel-, das Wettersteingebirge, die Öztaler und die Zillertaler Alpen.
Seefeld hat jedoch weit mehr zu bieten als nur beschauliche Berglandschaft. 1964 und 1976 wurden hier die nordischen Skidisziplinen der Olympischen Winterspiele ausgetragen. Ihren Hauptstützpunkt hatten sie damals in Innsbruck (20 Kilometer westlich von Seefeld). Übrigens: Es waren die einzigen Olympischen Winterspiele, die jemals in Österreich stattfanden (für 2014 hat sich Salzburg beworben). Als olympische Disziplin wird man Golf erst 2016 bei den Sommerspielen in Rio (Brasilien) zu sehen bekommen. In Innsbruck bekommt man schon heute Olympia-Atmosphäre und gutes Golf geboten.
Tirols Hauptstadt verfügt neben der Bergiselschanze (Sven Hannawald ebnete hier 2001/02 seinen Weg zum Gesamtsieg der Vierschanzentournee) und einem Fußballstadion (drei Spiele bei der EM 2008) über zwei Golfclubs: Olympia Golf Igls (9 Löcher) und GC Innsbruck-Igls (Rinn/Lans; zusammen 27 Bahnen).
Die Erstgenannte ist eine Pay & Play-Anlage mit gut verteidigten Grüns und vielen Wasserhindernissen. Der Kurs, nur wenige Drives vom Stadtzentrum entfernt, empfiehlt sich für Neugolfer, denn auch ohne Clubausweis darf hier ungezwungen Golf genossen und gespielt werden.
Das kann man auch im Luftkurort Lans. Tief durchatmen, abschalten, abschlagen! Der leicht zu spielende GC Innsbruck-Igls in Lans zieht sich über neun Löcher durch Tannen-, Laub- und Obstbäume. Die ebenen Bahnen sind relativ kurz (2.302 Meter von den gelben Abschlägen), eher unspektakulär und überschaubar. Zum Verweilen lockt die Clubhausterrasse, von der man fast die gesamte Anlage im Blick hat. Vorteil: Durch die geringere Höhe von nur 870 Metern können bereits ab Ende März wieder Bälle über die Fairways gejagt werden.
Auf alpinen Hängen
Der Hauptclub des GC Innsbruck-Igls liegt acht Kilometer östlich von Lans im Ort Rinn, verfügt über sein eigenes Clubhaus und 18 unabhängige Löcher. Die teilweise ondulierten Fairways haben auf den alpinen Hängen des Glungezers ihr Zuhause und verlaufen wie zwei konzentrische Kreise über das Hochplateau. Der nicht zu sehr auf sein eigenes Spiel fokussierte Golfer kann bei klaren Sichtverhältnissen sogar den Wilden Kaiser entdecken.
Letztere Gebirgskette ist eines der schönsten Skigebiete des Landes und verfügt mit dem angrenzenden Golfclub Wilder Kaiser (rund 80 Kilometer nordöstlich von Innsbruck) über den höchstfrequentierten Golfclub Österreichs, sagt Petra Wolf. Das liegt zum einen an unserem schönen Platz, zum anderen an der Lage, begründet die Clubmanagerin die rund 25.000 Greenfee-Spieler pro Jahr. Das stimmt: Der kaiserliche Kurs (Austragungsort unter anderem des jährlichen GOLFmagazin Charity Cups) in Ellmau liegt mit knapp 60 Autominuten von München ideal. Das Spektakulärste ist das schneebedeckte Felsmassiv des Wilden Kaisers, das wie eine Wand, aber alles andere als bedrohlich auf Clubhaus und Teeboxen blickt. Die 27 Löcher sind alles andere als wild. Der Platz spielt sich trotz der 800 Höhemeter eben und sanft (weil auf ehemaligen Weiden gebaut) und stellt seine Gäste nicht vor allzu schwierige Aufgaben.
Nur 15 Autominuten südlich des Clubs erreiche ich den Golf-Club Kitzbühel Schwarzsee. Die 18 Löcher sind mit jährlich 14.000 Greenfeespielern ebenfalls ordentlich gebucht. Das Golfzenrum der Alpen, wie der Club genannt wird, beginnt verschachtelt und flach, wird aber nach den ersten Neun wesentlich alpiner und spektakulärer. Wir haben hier einen der ökologischsten Plätze in Tirol, schwärmt Manfred Salvenmooser (Manager im Club; Hcp. 20). Recht hat er! Von der Straße ahnt man nicht, dass man gerade einen Golfplatz ansteuert. Die 18 Löcher verstecken sich gut getarnt in den bewaldeten Hängen. Sportgrößen wie Bernhard Langer, Franz Beckenbauer und Stefan Reuter schwangen hier bereits Hölzer und Eisen.
Skilanglaufgebiet im Winter
Zwischen Oktober und April wird der Club zum Skilanglaufgebiet. Das Schicksal teilen in Tirol viele Plätze. Innerhalb des Alpenraums sind Grund und Boden eben knappe Güter. Der Golfclub Achensee kann ein Lied davon singen. Seit 76 Jahren (damit ist er der älteste Golfclub in Tirol) sporteln im Winter monatelang Langläufer über die Fairwayränder. Im Sommer düst dann die Golfkugel an den örtlichen Dächern vorbei. Denn der Platz startet praktisch im Ort Pertisau, schlängelt sich durch Lärchen- und Buchenwälder und endet wieder… richtig: im Ort.
Die Anlage mit ihren vielen Doglegs liegt auf 1.000 Meter Höhe im Naturpark Karwendel ein Paradis für Golf- und Schneefreunde. Von der Range kann man auf den glasklaren Achensee blicken, der im Sommer Segler und Kitesurfer lockt. Insgesamt sind über 50 Sportarten in der Region Achensee möglich, erzählt Martin Tschoner, Longhitter und Vizepräsident des Clubs. Wer Sporturlaub machen will, ist hier richtig ganz egal, zu welcher Jahreszeit. Besonderer Höhepunkt, im wahrsten Sinne des Wortes, ist die Hirschbrunft im September. Hier am Achensee hört man die willigen Paarhufer besonders laut und deutlich.
Meine Reise endet im Golfpark Mieminger Plateau mit seinen 27 Löchern, nicht weit von Walter Frenes und seinem Golfclub Seefeld-Wildmoos. Der neue 18-Löcher-Hauptplatz in Mieming war früher kompletter Wald, erfuhr seine erste Saison erst 2009. Und genauso spielt es sich hier. Mieming ist vom Platzzustand mit den türkischen Belek-Wiesen zu vergleichen. Etwa 3,2 Millionen Euro wurden für den neuen Championshipcourse in die Hand genommen.
Das merkt man: Die Cuts sind sauber herausgemäht, Fairways und Grüns qualitativ die besten meiner acht gespielten Plätze. Alle Abschläge wurden detailverliebt mit Steinen und kurvigen Wegen versehen, die den auffällig ebenen Bahnen auf dem Mieminger Sonnenplateau ihre ganz besondere Note geben. Fairways und Landezonen wurden sehr großzügig zwischen den vielen markanten Lärchen und Buchen angelegt. Nicht zuletzt deswegen kann und sollte hier jeder (mit oder ohne Slice) den Driver spielen. Denn mit 6.120 Metern ist der Parklandkurs (58 Hektar) ein echter Brocken.
Leider sind viele Bahnen ähnlich gehalten, und nach der Runde fragt man sich, ob man nicht das ein oder andere Loch doppelt gespielt hat. Das liege vor allem an der strengen Vorgaben der Behörden, sagt Geschäftsführer Josef Knabel. Wir durften nicht viel mitWasser machen. Auch Bepflanzung war nur sehr eingeschränkt erlaubt. Verbesserungen und optische Aufwertungen seien jedoch schon in Planung, fügt er an. Sieht man von der Ähnlichkeit mal ab, golft man hier auf absolutem Spitzenniveau. Und das, dank der sonnigen Hochebene, meist volle acht Monate am Stück eine Besonderheit in der Alpenregion! Besonders ist auch die Halfwaystation Stöttlalm. Hier kehrt man ein, isst, trinkt und lässt es sich einfach nur gut gehen. So darf man sich Golf in Tirol vorstellen.
Infos Tirol
Zur Region: Tirol ist eine Region in Mitteleuropa. Sie zieht sich vom Westen Österreichs bis in den Norden Italiens. Nordtirol und Osttirol stellen das Bundesland Tirol dar und gehören zu Österreich; Südtirol und Welschtirol zu Italien. Landschaftlich ist das westliche Bundesland Österreichs durch die Alpen geprägt.
Städte: Die Hauptstadt Innsbruck ist mit rund 140.000 Einwohnern die größte Stadt in Tirol. 1964 und 1976 wurden hier die Olympischen Winterspiele ausgetragen. Für die Olympiade im Schnee 2014 hat sich Salzburg beworben.
Anreise: Von Berlin, Düsseldorf, Hamburg und Hildesheim fährt der komfortable DB-Autozug nach Innsbruck (www.dbautozug.de). Von München sind es nur 60 Autominuten nach Kitzbühel. Flüge nach München und Innsbruck bieten mehrere Airlines (www.innsbruck-airport.com).
Unterkünfte: Zu empfehlen ist das Hotel Wiesenhof (www.wiesenhof.at) in Pertisau am Achensee. Das 4-Sterne Superior liegt nur eine Drivelänge vom Golfclub Achensee entfernt und bietet so die perfekte Unterkunft für Golfurlauber mit Anspruch. In Seefeld lockt der Inntaler Hof (www.inntalerhof.com) zum Nächtigen. Unser Tipp: Verlangen Sie ein Zimmer nach hinten raus. Der Autolärm an der Straße ist in manchen Zimmern störend.
Golf Alpin Card: Mit der Golf Alpin Card erhalten Sie zum ermäßigen Preis Greenfees, die auf zahlreichen Golfanlagen in Österreich eingesetzt werden können. 31 Golf Alpin-Partnerclubs in Tirol und dem Salzburger Land stehen zur Vefügung. Die Golf Alpin Card ist in zwei Varianten erhältlich mit 5 sowie 3 Greenfees und kann auch von Begleitpersonen mitgenutzt werden. Infos unter www.golf-alpin.at
Weitere Infos:
www.tirol.at
www.seefeld.com
www.wilder-kaiser.info
www.achsensee.info
Weitere Unterkünfte:
www.frenes-appartment.com
www.schwarz.at
Golfclub Seefeld-Wildmoos
4 Sterne
Adresse: Postfach 22, A-6100 Seefeld, Österreich
Tel.: 0043/(0)699/16 06 60 60
www.seefeldgolf.com
Platz: 18 Löcher, Par 72, 5.217 m (gelb)/4.613 m (rot)
Greenfee: Tageskarte: 70 Euro; ermäßigt für 51 – 60 Euro. Golf Alpin Card (Erklärung oben): ja
Hcp-Begrenzung: keine
Fazit: Ein Klassiker, den man in Tirol gespielt haben muss. Zum Einkehren lädt das Après-Ski Rondell direkt am Clubhaus. Für den Durst gibts frisches Quellwasser an diversen Abschlägen.
Olympia Golf Igls
4 Sterne
Adresse: Olympia Golf Igls, Badhausstraße 60 b, 6080 Innsbruck/Igls, Österreich
Tel.: 0043/(0)512/37 91 50
www.olympia-golf.at
Platz: 9 Löcher, Par 29, 2.764 m (gelb)/2.442 m (rot)
Greenfee: 9 Löcher: 32 Euro, 18 Löcher: 48 Euro. Ermäßigt: 25 und 39 Euro, Golf Alpin Card: ja
Hcp-Begrenzung: Platzerlaubnis reicht!
Fazit: Perfekt, um sich einzuspielen! Die neun Grüns sind gut verteidigt, viele Wasserhindernisse sorgen für Abwechslung.
GC Innsbruck-Igls Lans/Rinn
4 Sterne
Adressen: Rinn (18 Löcher): Oberdorf 11, A-6074 Rinn, Österreich; Lans (9 Löcher): Sparbeggweg 223, A-6072 Lans, Österreich
Tel.: Rinn: 0043/(0)5223/78 177; Lans: 0043/(0)512/37 71 65
www.golfclub-innsbruck-igls.at
Platz: 18 + 9 Löcher; 18 Löcher (Rinn); Par 71: 5.721 m (gelb)/4.896 m (rot); 9 Löcher (Lans); 2 mal 9, Par 66: 4.623 m (gelb)/4.124 m (rot)
Greenfee: 65/55 Euro (Rinn, Lans), Golf Alpin Card: ja
Hcp-Begrenzung Rinn: -45, -36 (We)
Fazit: Unterschiedliche Charaktere zeichnen die beiden Anlagen aus.
Golfclub Wilder Kaiser
4 Sterne
Adresse: A-6352 Ellmau, Österreich
Tel.: 0043/(0)5358/42 82
www.wilder-kaiser.com
Platz: 3 x 9 Löcher, Schwarz (Par 35): 2.850 m (gelb)/ 2.503 m (rot) , Blau (Par 37): 3.027 (gelb)/2.682 m (rot); Rot (Par 33): 2.438 m (gelb), 2.162 m (rot)
Greenfee: 18 Löcher-Kombi: 69 Euro, Golf Alpin Card: ja
Hcp-Begrenzung: -45, -36 (We)
Fazit: Der Austragungsort des GOLFmagazin Charity Cups (27.05 bis 30.05.2010) reizt mit herrlichen Aussichten auf die Gebirgskette des Wilden Kaisers. Platz ist eben!
Golf-Club Kitzbühel Schwarzsee
4 Sterne
Adresse: Golfweg Schwarzsee 35, A-6370 Kitzbühel, Österreich
Tel.: 0043/(0)5356/71 645
www.golf-schwarzsee.at
Platz: 18 Löcher, Par 72, 5.963 m (gelb)/5.047 m (rot)
Greenfee: 78 Euro, Golf Alpin Card: ja
Hcp-Begrenzung: -45
Fazit: In der Hauptsaison herrscht hier sehr viel Spielbetrieb. Eine Erweiterung auf 27 Löcher wäre wünschenswert, ist jedoch schwer umsetzbar. Die ersten neun Löcher beginnen verschachtelt und eben. Auf den Back Nine wird es deutlich alpiner und spektakulärer.
Golfclub Achensee
4 Sterne
Adresse: A-6213 Pertisau, Österreich
Tel.: 0043/(0)5243/53 77
www.golfclub-achensee.at
Platz: 18 Löcher, Par 71, 5.624 m (gelb)/4.887 m (rot)
Greenfee: 65 Euro. Ermäßigt: 20 Prozent günstiger, Golf Alpin Card: ja
Hcp-Begrenzung: -45, -36 (We)
Fazit: Von der Region vielleicht der reizvollste Club. Über 50 Sportarten sind am Achensee möglich. Der Platz im Naturpark Karwendel beginnt mitten im Ort Pertisau, verläuft durch den Wald und ist durch viele Doglegs gekennzeichnet.
Golfpark Mieminger Plateau
4 Sterne
Adresse: Obermieming 141 e, A – 6414 Mieming, Österreich
Tel.: 0043/5264/53 36
www.golfmieming.at
Platz: 18 + 9 Löcher, 18 Löcher (Par 72): 6.120 m (gelb)/5.416 m (rot); 9 Löcher (Par 29): 2.854 (gelb)/2.552 m (rot)
Greenfee: 75 Euro. Ermäßigt: 60 Euro, Golf Alpin Card: ja
Hcp-Begrenzung: -36
Fazit: Von der Qualität der beste Platz, den wir in Tirol gespielt haben, vom Variantenreichtum weniger. Sehr lang! Ohne Driver geht hier nix!