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Auftakt Masters: Garcia goes Tin Cup!

Sergio Garcia enttäuscht von Superstar
Eine 13 an einem einzigen Loch hat es in der Geschichte des US Masters erst zwei Mal gegeben. Bis heute. 1980 passierte dieses Malheur Tom Weiskopf an Bahn 12 und Tommy Nakajima benötigte 1978 die gleiche Anzahl an Schlägen an Bahn 13. Titelverteidiger Sergio Garcia erwischte in seiner Auftaktrunde am Donnerstag ein wahrhaftiges Horror-Loch – und das mit fünf fast identischen Schlägen, welche alle im Wasser landeten, Tin Cup lässt grüßen. Unser Autor stand rein zufällig neben dem Spanier, als das Drama seinen Lauf nahm…

Betritt man zum ersten mal live vor Ort den heiligen Rasen des gigantischsten Golfturniers der Welt live, sieht man sich schnell mit folgender Frage konfrontiert: Welchen Flight beim Masters verfolge ich, ohne nebenbei alles andere zu verpassen?
Ich entschied mich für die Gruppe, Sergio Garcia, Justin Thomas und Doc Redman (Amateur) bzw. der Flight entschied sich für mich – war es doch der Erste, der an mir vorbeizog. Schauplatz Loch 15, ein Par 5, zum Angreifen natürlich, wie alle der ganz langen Löcher in Augusta.

Verhängnisvolles Wasser vor dem Grün der 15 in Augusta.

Noch komplett ohne Orientierung (und Smartphone, die sind auf der gesamten Anlage verboten), harre ich also der Dinge, während drüben in Amen Corner plötzlich das Getobe jubelnder Fans los geht. „Tiger, Birdie“, weiß mein Nebenzuschauer ohne es zu wissen. Na toll, bin ich wohl doch im falschen Flight…soll ich noch schnell hinüber eilen? Erst einmal noch Sergios Annäherung abwarten, dann wird entschieden. Der Titelverteidiger hat an der 15 einen mächtigen Drive hingelegt. Mitte Bahn, Angriff also. Sergio schlägt einen hohen Ball direkt an die Fahne – wie 2017, als er am gleichen Loch das Eagle spielte, welches den Spanier ins Stechen mit Justin Rose und wenig später zu seinem ersten Majortitel führte.

Diesmal allerdings rollt sein Ball ins Wasser. Jetzt toben die Zuschauer neben mir, von Tiger ist nichts mehr zu hören. Ich bleibe. Während sich gleich der Titelverteidiger aus dem Turnier schießen wird, herrscht neben mir plötzlich eine Stimmung wie bei der Dart-WM. Willkommen in der Unterhaltungsbranche, denke ich mir: Außen Popcorn, innen Drama.

Garcia droppt also und greift erneut an, diesmal mit dem Wedge aus der Dropzone, exakt die gleiche Landung: riskant auf Höhe der Fahne mit dramatischem Ende, seine Kugel rollt wieder zurück, platsch! Da helfen auch unsere hoffnungsvollen „Stay-Rufe“ nichts.

„Eine 13 an einem Loch ohne einen einzigen schlechten Schlag“

Noch ist nicht aller Tage Ende, denke ich mir. Der Titelverteidiger steht zum jetzigen Zeitpunkt bei 5 Zählern, jetzt nur die Ruhe bewahren. Dann aber passiert vor meinen Augen das Unfassbare. Sergio Garcia wird drei weitere Male den gleichen Schlag spielen, wie Roy McAvoy (gespielt von Kevin Costner) im Film Tin Cup. Nur mit einem einzigen und gewaltigen Unterschied. Sergios Schläge waren alle nahezu perfekt. „Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll“, äußerte er sich der verzweifelte Champ von 2017 später im Interview. „Zum erstem mal in meiner Karriere habe ich eine 13 an einem Loch gespielt, ohne einen einzigen schlechten Schlag gespielt zu haben.“ So irre das klingt, er hat Recht.

Das einzige, was nicht einleuchtet: Wieso geht er fünf mal auf die kurz gesteckte Fahne, wenn er doch weiß, es ist riskant, spätestens nach dem zweiten gewässerten Wedge hätte er mit einem Sicherheitsschlag den hinteren Teil des Grüns anvisieren sollen. So reihte er sich mit 13 Schlägen in die fragwürdige Liste des höchsten gespielten Scores in der Geschichte des Turniers ein. Insgesamt liegt der Longhitter aktuell mit +9 auf dem letzten Platz unter den Pros, nur ein Amateur ist schlechter. Den Cut dürfte Sergio Garcia damit so sicher wie verpasst haben. Schade!