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Lowry: „Ich will den Jubel wieder hören“

Shane Lowry

Shane Lowry hat am heutigen Sonntag die große Chance, bei seinem Fast-Heimspiel in Portrush die British Open zu gewinnen. GM-Chefredakteur Detlef Hennies erlebte eine besondere Pressekonferenz mit dem Iren nach dessen grandioser Runde am Moving Day.

Da saß er nun, erschöpft, verschwitzt, glücklich und ein wenig durcheinander. Shane Lowry, der Mann, der den alles andere als leichten Links-Kurs von Portrush gerade mit einer 63 zerlegt und sich mit vier Schlägen Vorsprung an die Spitze der Open geschossen hatte. So zielstrebig wie vorher auf dem Platz war der 32-jährige Ire bei der Pressekonferenz dann aber nicht: „Auch wenn es komisch klingt, aber ein Major-Sieg wäre mir jetzt nicht mehr so wichtig.“ Wie bitte? „Na ja, schon, aber ich meine, ich habe jetzt eine Familie. Und wenn da ein Zweijähriger zu Hause auf dich wartet, dann relativiert das alles, was auf dem Golfplatz geschieht. Natürlich würde mir der Sieg bei der Open sehr viel bedeuten; aber es gibt Wichtigeres!“ Sprach’s, guckte in die Runde und schob fragend hinterher: „Ich wisst doch, wie ich das meine, oder?“

Lowry: Erinnerungen an die US Open 2016

Ja, tun wir, und er hat ja Recht… und entsprechende Erfahrung. Bei der US Open in Oakmont vor drei Jahren hatte er mit 65 Schlägen ebenfalls eine fantastische dritte Runde hingelegt, auch dort mit vier Schlägen unter anderem vor Dustin Johnson geführt. Der aber holte ihn am Sonntag ziemlich fix ein, und als Lowry an den Bahnen 14, 15 und 16 drei Bogeys unterliefen, war der Drops gelutscht – für und von Dustin Johnson. Damals, so ließ der Ire jetzt durchblicken, hätte er alles für seinen ersten Major-Sieg gegeben. Diesmal nicht … also jedenfalls nicht alles. Sie wissen schon, wie er es meint, oder?

Wie Lowry sich auf die Finalrunde vorbereitet

Und wir wissen, wie er sich auf die bisher wichtigste Runde seines Golferlebens vorbereitet: „So wie gestern auch. Da habe ich mir im Fernsehen meine Runde angeguckt. Und mit meiner Familie und ein paar Freunden, die während der Open mit in unserem Haus wohnen, darüber gesprochen.“ Reden, sprechen, analysieren – das macht er viel und gern. Lowry: „Stimmt. Ich gehöre nicht zu den verschlossenen Typen. Ich muss alles rauslassen, das hilft mir.“

Gewinnt er am Sonntag die Open Championship in Portrush? Shane Lowry führt vor dem Finaltag mit vier Schlägen Vorsprung. (Foto: Getty Images)

Der Traum vom Claret Jug

Und sonst? „Werde ich mir in Gedanken schon ausmalen, wie ich die Claret Jug in den Händen halte. Ich kann das nicht verdrängen. Je mehr ich es versuchen würde, desto mehr würden mich die Gedanken immer wieder einholen. Also lasse ich sie doch lieber zu.“
Darren Clarke, Open-Sieger von 2011 und einer der entscheidenden Männer, der die Open in seine Heimat gebracht hat, sieht das genauso: „Shane wird das machen, weil er inzwischen viel stabiler geworden ist.“

Außerdem, und das wollte Lowry als kommunikativer Mensch dann doch noch loswerden: „Heute wollte ich jeden Putt, den ich hatte, noch mehr lochen als an allen anderen Tagen und Orten zuvor. Ich wollte einfach diesen Riesenjubel, den die Fans entfacht haben, so oft wie möglich hören. Das gilt natürlich auch für die Finalrunde, weil es einfach eine extreme Motivation für mich ist. “

40.000 Fans brüllen und singen für Lowry

Auf die Fans, mehr als 40.000, kann er sich verlassen. Sie werden wieder für ihn brüllen, singen und Daumen drücken, weil er einer von ihnen ist. Ob Ire oder Nordire, das hat im Golf auf dieser wunderschönen Insel noch nie jemanden gejuckt. Deshalb gibt es nur eine Golf-Union, die sich, wahrscheinlich, am Abend über einen neuen Open-Champion freuen kann. Auch wenn es dem Hauptdarsteller nicht mehr ganz so wichtig ist …

The Open: Shane Lowry nach Traumrunde in Führung!