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Solheim Cup: Bissig und spannend bis zum Schluss

Der Solheim Cup 2015 in Deutschland war nicht nur emotional, sondern auch hart umkämpft – ganz bis zum Schluss

Das Ende kennen wir alle: Die US-Damen haben gewonnen – und wie. Nach den Vierern stand es 10: 6 für Europa, aber durch den Eklat auf Bahn 17 zwischen Hull & Pettersen und Lee & Lincicome kam etwas bitterer Beigeschmack in das ganze Turnier.

Schuld an der Niederlage Europas braucht man wohl keiner Spielerin zu geben. Der Solheim Cup ist ein Team-Wettbewerb und somit gibt es keine Einzelspielerinnen in diesem Turnier. Dennoch: Hätte man es am Sonntag-Morgen soweit kommen lassen müssen, dass Alison Lee (USA) und Charley Hull (Europa) weinend am Grün stehen? Hull, weil sie so ein Match nicht gewinnen will. Lee, weil sie denkt, dass sie einen wertvollen Punkt für die Amerikanerinnen verschenkt hat. Auch, wenn Golf viel durch Regeln bestimmt wird, hätten die Europäerinnen sich wohl anders entscheiden müssen. Fair-Play sieht anders aus!

Laura Davies, Rekord-Solheim Cup-Spielerin, findet harte Worte für die Norwegerin Suzann Pettersen und sagte noch bevor die Einzel zu Ende gingen: „Wenn Europa verliert, gibt es eigentlich nur eine Schuldige!“  Denn sie war es, die betonte, dass der Ball an der 17 nicht geschenkt war, obwohl Hull und sie demonstrativ vom Grün gingen. Abgesehen davon, dass man davon ausgehen kann, dass LPGA-Spielerin Alison Lee einen 60 Zentimeter-Putt locht.

Die Stimmung beim Start der Einzel am Tee war entsprechend kalt: US-Kapitänin Juli Inkster macht in Interviews immer wieder ihren Standpunkt klar und sagt: „Ich hätte für mein Team anders entschieden! Sowas macht man nicht.“ Auf dem Abschlag halten Inkster und Carin Koch (Europas Kapitänin) sicheren Abstand  von einander. Viele der amerikanischen Spielerinnen begrüßen Koch mit einem unterkühlten Handshake. Wer besonders verärgert über die Situation war, wurde klar als Michelle Wie den Abschlag betrat. Trotz Fan-Gesängen aus den USA verzog die Amerikanerin keine Miene, zeigte mit jedem Augenaufschlag mit ihrem starren, eiskalten Blick ihren Ärger. Und spielte dementsprechend: Sie spielte Caroline Hedwall (die 2013 immerhin aus fünf Matches, fünf Punkte holte) in Grund und Boden und gewann 6 auf 4.

Das Leaderboard sah um 15 Uhr ziemlich bitter aus: Lediglich 3 Matches konnten die Europäerinnen gewinnen. Und auch wenn Pettersen kämpfte, musste sie sich an Loch 17 gegen Angela Stanford geschlagen geben – die Amerikanerin hat eine der schlechtesten Solheim Cup-Statistiken beider Teams.

Besonders bitter ist auch, dass eine Deutsche den wohl entscheidenden Punkt nicht holen konnte: Bei Caroline Masson wollte in den Einzeln einfach kein langer Putt fallen und somit verlor sie trotz eines tollen Kampfes auf den back nine das Match gegen Gerina Piller, das wohl eines der wichtigsten des Nachmittags war. Der Frust war Masson deutlich anzusehen: Schluchzend gab sie jungen Fans tapfer Autogramme. Die sonst immer gut gelaunte Gladbeckerin hatte sichtlich mit der Situation zu kämpfen.

War es ausgleichende Gerechtigkeit für den Morgen? Denn es ist ja so: Regeln hin oder her – sportlich fair war das Verhalten von den Europäerinnen nicht. Ich bin mir sicher, dass der Solheim Cup anders ausgegangen wäre, wenn man das Match Hull, Pettersen vs. Lincicome, Lee am Morgen geteilt hätte. Ich sage nicht, dass Europa dann gewonnen hätte, aber es wäre ein nicht ganz so bitteres Ende gewesen, so oder so.