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Corona: Die erste Runde „danach“

Die erste Golfrunde nach Corona

Unser Autor war Monate im Lockdown. Er lebt im italienischen Grado. Nach seinem Bericht eines Eingesperrten und seinem Traum von der Runde nach Corona hat er nun tatsächlich seine erste Runde im GC Grado absolviert.

Total normal

Stumpen-Pepe ist da, der wie immer seine Zigarre raucht, mit der er die ganze Range einnebelt. Seit einem üblen Unfall mit einer Ankerwinsch fehlen ihm an der linken Hand drei Fingerkuppen, aber irgendwie schafft er es immer noch, sein Handicap von 18 zu halten. Marcello ist auch da und hat immer das neueste Zeug im Bag, PXG, Honma, Titleist, Bettinardi-Putter. Denn er ist Pilot bei Alitalia, die Pausen bei seinen Transatlantikflügen verbringt er in den Golf-Superstores in Florida.

Alberto ist natürlich auch da. Er lässt sich, genau wie ich, jedes Hilfsmittel kommen, das auf dem Markt zu bekommen ist. Ärgerlicherweise kann ich selten etwas von ihm testen, denn er ist Linkshänder. Alberto war mal Kanute, und vor jedem Wettkampf hat er die Wasseroberfläche gestreichelt. »Du musst eins werden mit dem Wasser.«

Und dann, nach einem Vierteljahr Zwangspause, geht es mit meinem Schwiegervater auf die Runde.

Die Kontakte sind überraschend solide. Interessanterweise fliegen meine Bälle mit einem Mini-Fade, dabei bin ich sonst eher im linken Rough zu finden. Mein erster Bunkerschlag (eigentlich meine Schwäche) ist fast im Loch. Mein Chip am dritten Grün (eigentlich meine Stärke) schießt als Socket in Knöchelhöhe übers Grün; mein Schwiegervater bringt sich mit einem Ausfallschritt in Sicherheit. Er ist noch erstaunlich flink, obwohl er gerade 80 geworden ist.

Die erste Golfrunde nach Corona

Mein Putten ist wie immer irgendwas zwischen schlecht und unbeschreiblich – aber an der 17 fällt dann plötzlich ein Zwölf-Meter-Monster, und ich bekomme dieses prickelnde Gefühl, dass irgendwann alles besser wird. Dieses Gefühl, das, egal wie schlecht die Runde war, dich doch immer wieder zurückkehren lässt. Der eine gute Schlag, dem du dein Leben lang nachläufst.

Nein, ansonsten gibt es nichts Spektakuläres zu berichten. Nur ein Birdie, viel zu viele Bogeys. Keine Heldenschläge, keine tieffliegenden Königsadler, und auch keine Delfine in den Teichen.

Es ist nur diese übliche Ansammlung von Mikro-Dramen, die jeder von uns auf jeder Golfrunde erlebt.

Diese träge, beinahe langweilige Normalität – genau die habe ich jetzt gebraucht.

Stefan Maiwald führt auf postausitalien.com ein Tagebuch über sein Leben im Sperrgebiet.