News

Das Wunderkind

Getty Images
Von Johannes Oberlin

Rory McIlroy führt ein bewegtes Leben. Heute startet der Nordire bei der Honda Classic in Palm Beach (Florida), die Woche darauf geht’s nach Doral zur World Golf Championship (ebenfalls in Florida). Danach fliegt er kurz nachhause, bevor er für das Masters in Augusta in die Staaten zurückkehrt. Dazwischen spielt der lockige Wuschelkopf vielleicht noch eine Trainingsrunde mit Tiger Woods. Und das alles im zarten Alter von 19 Jahren. Keine Frage, Rory McIlroy ist ein begnadetes Golftalent und der neue Superstar der Golfszene. Seine Turnier-Plan für die nächsten Wochen liest sich gigantisch, für Rory selbst ist es, wie er sagt, „no big deal“ (keine große Sache). „Ich gehe einfach nur auf die Plätze und spiele Golf“, sagt McIlroy, aus dessen Mund alles ganz unspektakulär klingt.
Sergio Garcia: „Er ist jetzt da, wo ich vor zehn Jahren war.“

Spektakulär ist bereits jetzt seine Platzierung in der Weltrangliste. Momentan belegt er Rang 16, und mit einem Sieg am Wochenende könnte es weiter steil nach oben gehen. Und nicht nur das: Gewinnt der ehemalige Junior Ryder Cupper, wäre er der jüngste Sieger in der Geschichte der amerikanischen PGA Tour. Seine Chancen hierfür stehen gar nicht schlecht. Seit seinem Debut-Sieg bei der Dubai Desert Classic ist der Youngster in der Form seines Lebens. Bei der World Golf Championsip am vergangenen Wochenende unterlag er trotz brillantem Spiel nur knapp dem späteren Sieger und Match Play-Spezialist Geoff Ogilvy. Am Wochenende trifft er auf Konkurrenten wie den Titelverteidiger Ernie Els, Camilo Villegas und den Weltranglistenzweiten Sergio Garcia. Große Namen, vor denen sich der 19-Jährige mit seinem derzeitigen kompletten Spiel nicht verstecken muss. Letzterer sieht in McIlroy sogar sich selbst, als er vor Jahren seine Karriere begann. „Er ist jetzt da, wo ich vor zehn Jahren war“, erinnert sich Garcia an seine ersten Jahre auf der PGA Tour zurück. Auch Robert Allenby findet lobende Worte: „Er ist definitiv einer der Superstars der Zukunft. Er hat sehr viel Talent, und wenn er so weiter spielt wie bisher, kann er das Turnier am Wochenende gewinnen.“
Rory McIlroy: „Die Vergleiche mit Tiger Woods stören mich nicht.“

Gute Form hin oder her der PGA National Champion Course in Palm Beach wird es McIlroy und Co. nicht einfach machen. Im letzten Jahr gewann hier Ernie Els mit sechs Schlägen unter Par. Der Par-70 Kurs ist mit knapp 6.550 Meter sehr lang und verlangt wegen seiner kniffligen Löcher und dem meist starken Wind viel Geduld von seinen Spielern. Klingt brutal, die Pros der PGA Tour aber lieben genau diese Herausforderung. „Der Platz ist einem hervorragenden Zustand, und ich freue mich hier zu spielen“, erzählt Sergio Garcia, der jedoch darauf hinweist, dass man auf einem solch schweren Platz viel Geduld mitbringen müsse.“

Rory McIlroy hat diese Geduld, und vor allem weiß der Nordire, wie man mit solchen Situationen umzugehen hat. Vor zwei Jahren spielte er in Carnoustie bei der British Open bei schweren Bedingungen eine sensationelle Auftaktrunde. Damals war Rory 17, und schon damals ließ er sich von dem Aufsehen um seine Person nicht irritieren. Das erklärt auch, warum er sich durch Vergleiche mit Tiger Woods nicht aus der Ruhe bringen lässt. „Jeder neue Spieler, der sich in jungen Jahren ins Rampenlicht spielt, wird erstmal mit Tiger Woods verglichen, weil er einfach in den letzten 10-15 Jahren der beste Spieler war und es noch ist“, weiß Rory McIlroy. „Deshalb stört es mich auch nicht, wenn ich mit ihm verglichen werde. Und falls ich jemals so erfolgreich sein werde wie er, würde mich das sehr glücklich machen.“