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David Feherty: Zwischen Lachen und Weinen

Aus diesem Grund stimmte Anita einer zweiten Verabredung zu einem Baseballspiel zu. „Ich kannte die Baseball-Regeln nicht. Sie aber auch nicht. Es war lustig, ich stellte ihr immer wieder Fragen und sie versuchte, sie zu beantworten. Irgendwann stand sie auf und fragte: ,Möchtest du etwas essen oder trinken? Einen Hot Dog oder ein Bier?‘ Es war das Netteste, was jemand zu mir seit Jahren gesagt hatte. Ehrlich. Ich saß da und dachte, ich glaube, ich bin in diese Frau verliebt.“ Anita Schneider musste zu diesem zweiten Treffen überredet werden, sie war eine erfolgreiche Innenarchitektin, die ihr Geschäft von zu Hause führte. Insofern war sie zeitlich flexibel, um auf ihre Kinder, die damals 12 und 10 Jahre alt waren, aufzupassen. Sie wollte nicht wieder heiraten. Ein Freund, Gary Knott, brachte sie darauf. Sie waren im gleichen Alter, beide geschieden, hatten beide zwei Jungen. Es ist ein Versuch wert, dachte sie, obwohl der erste Abend nicht gerade berauschend war …
Feherty bat Anita über seinen Mittelsmann Gary Knott, ihm eine zweite Chance zu geben. Er würde auch nüchtern erscheinen – was er tatsächlich war. Und er erschien sogar 30 Minuten vor der Verabredung. Anita war beeindruckt. Nicht wegen seines Witzes oder Charmes. „Es war seine freundliche Art, die alles überstrahlt.“ Noch vor Ende des Jahres zogen sie zusammen, wieder vereint mit Shey und Rory, da er sich das Sorgerecht mit seiner ersten Frau teilte. 1996 ging David auf die Sun City Tour in Südafrika,
und nach seiner Rückkehr, er betrat gerade Anitas Garage, sagte er: „Bitte heirate mich!“ Sie sagte Ja.

Bombenanschläge im ­Balmoral Golf Club

Mit David Feherty ging es danach wieder aufwärts – langsam. „Ich hatte kein Selbstwertgefühl, aber Anita erlaubte mir ein-fach, die Dinge zu tun, die ich konnte. Mach dir keine Sorgen über die anderen Sachen“, lautete ihr Credo. „Als meine Jungs und ich mit ihr und ihren beiden Kindern zusammenzogen, wurden wir eine Familie. Das änderte mein Leben.“ Damit verbunden war der wahrscheinlich wichtigste Schritt in seiner Karriere: der Wechsel vom Golfspieler zum Entertainer mit ständiger TV-Präsenz.

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Alles hatte begonnen, als David 17 Jahre alt war und ihm klar wurde, dass es nichts wird mit einer Karriere als Opernsänger. „Ich hatte eine gute Stimme, nahm Gesangstunden und übte fleißig. Aber ich wusste, dass es nicht reichen würde. Auch im Golf war ich natürlich nicht gut genug, damals hatte ich ein 5er-Handicap. Aber ich dachte, versuch’ es doch mal. Ich ging zu einem Club im Norden Londons (Mid Herts, Anmerkung der Redaktion), um Golfpro zu werden. Aber nach ein paar Monaten war ich wieder zu Hause, weil ich meine Mutter vermisst hatte. Einen erneuten Versuch startete ich dann in Hollywood.“ Der Holywood GC ist als der Club bekannt, in dem Gerry McIlroy seinem Sohn Rory das Golfspiel beibrachte. „1976 ging ich dorthin, lange vor der Geburt des kleinen Bastards“, wie Feherty auf der Bühne erzählt. Feherty mag McIlroy, was auf Gegenseitigkeit beruht. „Er ist ein Produkt seiner Eltern“, so Feherty. „Aber er ist einer der anständigsten Menschen, die ich kenne. Ich bin verdammt stolz auf ihn.“
Und McIlroy sagt, es gebe nichts, was er nicht tun würde für David, weil er wisse, dass es nichts gebe, was David für ihn nicht tun würde. McIlroy erzählt zum Beispiel immer wieder die Geschichte vom Masters 2011, als ihm David Feherty half, die bittere Niederlage zu verkraften. „An diesem Tag, ich saß noch mit meinen Freunden zusammen, gab er für uns alle eine private Feherty-Show. Eine Stunde später platzten wir beinahe vor Lachen. Und ich hatte vergessen, was in den Stunden zuvor passiert war. Er ist ein wundervoller Mensch“, sagt McIlroy. „Anita nennt es Freundlichkeit, damit hat sie Recht. Ich würde empathisch hinzufügen. Mitfühlend, nett, brillant – und manchmal sehr, sehr hart gegen sich selbst.“ Nach dem Engagement in Holywood ist Feherty in den Balmoral Golf Club gegangen, wo er für Fred Daly, den Open Champion 1947, arbeitete, der als einziger Nordire in der Geschichte der Open neben Darren Clarke (2011) und Rory McIlroy (2014) die Claret Jug gewann.
„Eines Tages spielte ich mit Fred, als der seinen Ball aus einem Sandbunker schlug. Fred sagte mir, dass er wirklich mit zunehmendem Alter Probleme hätte, aus dem Bunker zu spielen. Aber Fred, das war ein fantastischer Schlag, entgegnete ich. Er schüttelte nur den Kopf: Nicht mit dem Ball habe ich ein Problem. Ich selbst komme kaum noch aus dem Hindernis…“, erzählt Feherty auf der Bühne. Balmoral war ein weitgehend katholischer Club, der auch protestantische Mitglieder aufnahm. „Es gab dort nie Probleme“, erinnert sich Feherty, der in dem Örtchen Bangor aufwuchs, drei Mal pro Woche mit seiner Familie in die protestantische Kirche ging, sich heute aber nicht als gläubig bezeichnet. „Die Leute wollten Golf spielen, die Religion spielte keine Rolle, und trotzdem wurde das Clubhaus in meiner Zeit zweimal in die Luft gesprengt.“ Zumindest warnten Telefonanrufe die Mitglieder vor den Anschlägen, sodass niemand verletzt wurde.

David Feherty gewann fünfmal auf der europäischen Tour, nachdem er 1980 die Spielberechtigung erhalten hatte. 1991 war er Mitglied des Ryder-Cup-Teams, das in der „Schlacht von Kiawah Island“ den USA hauchdünn unterlag. Damals schlug Feherty in den Einzeln Payne Stewart 2&1 und war in den Vierern mit Spaniens Golfgenie Seve Ballesteros gesetzt. Was Feherty damals stark zusetzte, war seine erste Ehe mit Caroline DeWit, einer Schönheitskönigin, die er erstmals während eines Turniers in Südafrika getroffen hatte. Shey wurde 1988, Rory 1992 geboren. 1993 entschied Caroline, dass sie nach Dallas umziehen wollte – und Feherty dachte, es wäre wegen eines anderen Mannes. Trotzdem ging er mit, allein deswegen, weil er nicht von seinen Söhnen getrennt sein wollte. Damals musste er in die PGA-Qualifikationsschule, um die Tourkarte zu bekommen. Er hat es geschafft, hat sich aber nie mit der amerikanischen Tour angefreundet.

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1994 hatte er eine gute Chance, die Open in Turnberry zu gewinnen, wurde am Ende geteilter Vierter. „Im Rückblick glaube ich, dass ich die Open nicht wirklich gewinnen wollte. Ich hatte einige machbare Putts, und wenn ich diese versenkt hätte, wer weiß … Aber ich hatte nicht das Selbstvertrauen und den Glauben, um dieses Turnier zu gewinnen. 1989 in Troon war es ähnlich“, sagt Feherty. 1995 hatte Caroline Feherty verlassen, der gerade im Begriff war, seine PGA-Tourkarte zu verlieren. Er war damals öfter betrunken oder auf Drogen als nüchtern und hatte keinen Plan, was er machen wollte. Kurze Zeit später kreuzten sich in seinem Leben die Wege von Anita und Gary McCord vom TV-Sender CBS. Die Männer hatten sich zuvor nie getroffen, aber McCord war in der Umkleidekabine während einer Regenunterbrechung beim Turnier und auf der Suche nach Spielern, um die Pause mit Live-Interviews zu überbrücken. „Ich wusste, wer David ist, kannte ihn aber nicht wirklich“, erinnert sich McCord, heute einer seiner engsten Freunde. „Als ich sah, welches Talent er im Geschichtenerzählen hatte, die Leute fielen echt vom Stuhl, da fragte ich ihn: Hast du je daran gedacht, zum Fernsehen zu gehen?“ David sagte erst mal „nein“. McCord freilich ließ nicht locker und bot Feherty an, es auszuprobieren.

Schon am nächsten Tag begann die TV-Karriere von David Feherty. McCord hatte dem langjährigen CBS-Golfproduzenten Frank Chirkinian im Vorfeld erzählt, dass er Feherty eingeladen hatte. „Was“, schrie Chirkinian, „ihr zwei zusammen? Auf keinen Fall werdet ihr gemeinsam das Turniergeschehen übertragen!“ Fehertys Ruf und Humor waren damals schon in der Szene bekannt – und gefürchtet. McCord erwiderte: „Es ist Freitagnachmittag, die Einschaltquoten sind nicht hoch, was soll passieren?“ Frank stimmte schließlich zu. Nach der Sendung wussten alle: David hatte die Feuertaufe bestanden. „Das ist es, was du in Zukunft machen wirst“, war sich McCord sicher. Was er verschwieg: Er ging davon aus, dass das Ende von Fehertys Golfkarriere nahte und er eine sinnvolle Beschäftigung brauchte, als er anbot: „Ruf mich an, wenn du dir eine Arbeit als Kommentator vorstellen kannst.“

Tom Watson war der Retter ­

Monate später wurde Ben Wright nach frauenfeindlichen Kommentaren bei CBS entlassen. David saß damals gerade an einer Hotelbar, trank Wodka und Tonic, als die CBS-Produzenten Lance Barrow und Rick Gentile auf ihn zukamen. „,Wir sind von CBS‘, stellten sie sich vor. Ich dachte, sie wollten eine Geschichte über Golfer und Drogen schreiben. Gibt es für diese Story jemand Besseren als mich?“ Weit gefehlt. Die Fernsehleute boten Feherty einen TV-Kommentatoren-Vertrag für die nächsten drei Turniere an, als Ersatz für Ben Wright. Das Ende der Geschichte ist bekannt: Feherty wurde über die drei Turniere hinaus für das gesamte Jahr 1997 als Kommentator verpflichtet. 

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David stürzte sich in die Arbeit, er war wieder glücklich verheiratet – aber trocken war er noch lange nicht. Anita kam eines Morgens nach Hause und eröffnete ihm, dass sie ihn, wenn er nicht Schluss mache mit dem Alkohol, verlassen werde. Das saß. Zumindest für eine kurze Weile. Aufgehört hat er nie mit dem Saufen. 2006 trank David auf einer Reise nach Barbados so viel, dass er beinahe an einer Alkoholvergiftung starb. Danach ging er endlich zu einem Sucht-Therapeuten und kämpfte, wie viele Alkoholiker, ständig gegen die drohende Gefahr eines Rückfalls.