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Der lange Weg zum Ryder Cup – das gilt nicht nur für Spieler

Der Weg zum Ryder Cup ist lang. Zunächst einmal natürlich für die besten Spieler der USA und aus Europa, die sich mit starken Leistungen über viele Monate für ihr Team qualifizieren müssen. Wenn sie es nicht schaffen, bleibt nur noch die Hoffnung auf eine der jeweils vier Wild Cards, die die Kapitäne Thomas Bjøen (Europa) und Jim Furyk (USA) inzwischen natürlich vergeben haben.

Gut gelaunt: Kapitäne Jim Furyk (l.) und Thomas Bjorn (r).

Auch mein Weg zum Ryder Cup kann sich sehen lassen. Gut, er hat nichts mit sportlicher Größe zu tun, wohl aber damit, dass wir als eines der führenden Golfmagazine in Europa solch ein Turnier nicht auslassen können – und auch gar nicht wollen. Hier ist nicht der Weg das Ziel, sondern erst einmal ein sehr einfaches Hotel in Saint-Quentin-en-Yvelines. Das liegt genauso südwestlich von Paris wie der Ryder Cup-Platz Le National.

Das 18. Grün beim 42. Ryder Cup 2018 im Le Golf National.

Für die 10 Kilometer bis zur Anlage braucht der Shuttle-Bus nicht mehr als 15 Minuten, wenn alles glatt geht. Das ist es dann aber auch schon mit den Vorteilen. Gebucht haben wir das „offizielle Presse-Hotel“ schon vor Monaten; sechs Nächste für 690 Euro, also 115 Euro pro Nacht. Kann man erstmal nicht meckern, so dicht am Geschehen. Allein: Auf dem Infozettel, der in Frankreich in jedem Hotelzimmer hängen muss, steht als normale Tagesrate für ein, zwei oder auch gleich drei Erwachsene „45 Euro“. Dahinter lese ich noch etwas: „Prix max. 99 Euro“! Wie geht das denn, bitte? „Der Ryder Cup“, so erfahre ich auf Nachfrage an der Rezeption, „ist ja mehr als maximal“. Aha! Haben die denn noch Zimmer frei? Tatsächlich haben sie. Und was kosten die? 140 Euro. Das klingt irgendwie nach super-maximal…

Mehr als maximal – deshalb auch so viel mehr Personal
„Mehr als maximal!“ Kann man so stehen lassen. Entsprechend sind die Sicherheits-Vorkehrungen, denn dort, wo die Züge aus Paris ankommen und die Fans in Saint-Quentin-en-Yvelines in die zahllosen Shuttle-Busse nach Le National umsteigen, sind die Soldaten mit ihren Maschinengewehren unübersehbar. In den Zügen selbst und auf den Bahnhöfen wird ebenfalls deutlich mehr Personal eingesetzt; auch, um den Fans den richtigen Weg zu weisen oder die richtige Fahrkarte zu verkaufen.
Damit komme ich endlich wieder auf meinen Weg zum Ryder Cup zurück. Der sieht im Rückblick so aus: Morgens um 8 Uhr in Hamburg aus dem Haus, 10.10 Uhr mit dem Flieger nach Paris und dort in den Zug… ach nee, der fährt ja entgegen der Planung nicht. Also SEV! Für mich die vielleicht harmloseste Abkürzungen für einen höchst unschönen Umstand: Schienen-Ersatz-Verkehr. Zu deutsch: Busse. Und weil das am Airport Charles de Gaulle zur selben Zeit für Hunderte andere gilt, quetsche ich mich mit Rucksack und Koffer irgendwann in irgendeinen Bus.

Mode und Minnesota? Das passt nicht wirklich

Direkt und fast hautnah vor mir und an ihren Ryder-Cup-Mützen mit dem Aufdruck „Hazeltine“ (da wurde vor zwei Jahren gespielt) sofort als Golffans zu erkennen: Greg und Gerda aus Minnesota! In jeder schärferen Kurve rollt uns das Gepäck in die Beine, was unserer Konversation keinen Abbruch tut. Die beiden geben ihren Jahresurlaub für den Ryder Cup und noch einen Hauch Paris. Erst vier Tage in Le National, dann noch drei Tage das komplette Touri-Programm mit Eiffelturm, Notre Dame, Louvre… und Shopping, natürlich. Sagt Gerda: „Solche Mode wie hier gibt es bei uns in Minnesota nicht.“

Wie Greg und Gerda: Jublende USA-Fans in Hazeltine beim Ryder Cup 2016

Was es offensichtlich auch nicht gibt, sind diese normalen Landstraßen, die wir in Europa nun mal so haben. Zwischendurch jedenfalls schreit Greg: „Oh Gott, da kommt uns ein Bus entgegen. So eng, wie die Straße ist, kommt der doch nie an uns vorbei.“ Natürlich kommt er, genauso wie die gefühlt vierzig anderen, die auf dem Weg zurück zum Flughafen sind. Irgendwann spuckt uns der Bus an einem Bahnhof der an Linie aus, die ich gern schon vom Flughafen genommen hätte. Es ist inzwischen 14:30 Uhr und ich bin immer noch im Nordwesten von Paris.

Das Hotel, Sie erinnern sich, liegt auf der genau entgegengesetzten Seite der 2,5 Millionen-Metropole. Machen wir es kurz: nach dem ersten Zug folgte ein weiterer Regionalexpress mit der Endstation Saint-Quentin-en-Yvesline. Vor dort mit Sack und Pack noch mal einen Kilometer zu Fuß zum Hotel, und schon bin ich da. Ich habe fast zehn Stunden für die Tour gebraucht, echt lange für eine Reise, die aus Hamburg an den Stadtrand von Paris führt. Und wenn sie zwei Tage gedauert hätte. Es ist Ryder Cup. Und der ist… mehr als maximal! Richtig!