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Gemütloch wie Annika Sörenstamm

Es wurde an dieser Stelle ja mal Zeit für eine Frau. Und was für eine! Zehn Majorsiege, 90 Turniersiege weltweit, 22 Millionen Dollar Preisgeld. 

Und Annika Sörenstam ist die erste (und bislang einzige) Spielerin, die eine Turnierrunde in 59 Schlägen absolvierte. Als sie gefragt wurde, woran sie bei ihrer Fabelrunde gedacht habe, antwortete sie mit dem wunderbaren Satz »Fairways und Grüns, Fairways und Grüns.« 

Schon dieses Mantra wäre für uns Amateure erstrebenswert, doch mir geht es heute um etwas anderes – nämlich einen ihrer faszinierenden Schwunggedanken. 

Wenn Annika mal Fehlschläge produzierte (was bei einer Scoring-Average von 68,7 Schlägen ziemlich selten vorkam), dann waren es Pulls. 

»Easy from the top«, sagte sie sich dann. Sie hatte das Gefühl, den Schwung zum Ball zu früh und hastig begonnen zu haben, ohne vollständige Schulterdrehung im Rückschwung, und leicht von außen an den Ball gekommen zu sein. Also nahm sie sich vor, beim nächsten Mal die Sache gemütlich und geschmeidig anzugehen. 

Mein Fehlschlag unter Druck – etwa am ersten Abschlag, wenn alle gucken – ist auch immer ein Pull, und er ist so verlässlich, dass ich mich schon darauf einstellen kann. Ich spiele am liebsten jene Plätze, die mir am ersten Loch etwas Platz auf der linken Seite lassen. 

Gerade habe ich noch ein bisschen über Annika recherchiert. Sie war so talentiert, dass sie als 12-Jährige sowohl in der Tennisnationalmannschaft als auch in der Skinationalmannschaft der Juniorinnen war. Ich lernte als 12-Jähriger Märklin-Kataloge auswendig, bremste im Sportunterricht bei der Flugrolle mit der Nase ab und träumte ansonsten davon, Mitglied der »Drei Fragezeichen« zu sein, vielleicht ein Austauschschüler, der bei kleineren Kriminalfällen aushelfen konnte.

Aber immerhin: Den verzagten Blick nach links unmittelbar nach dem Abschlag – den haben Annika und ich gemeinsam.