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Golf in Tunesien – preiswert und gut

Garbe
Von Dagmar Garbe

Der arabische Frühling hat im Dezember 2010 in Tunesien begonnen und in seinem Sog mehrere Länder in der Region in den Ausnahmezustand versetzt. Das damalige tunesische Staatsoberhaupt Zine el-Abidine Ben Ali verließ nach 23 Regierungsjahren am 14. Januar 2011 fluchtartig das Land die so genannte Jasmin-Revolution fand damit ein vergleichsweise glimpfliches Ende. Die Auswirkungen auf den Tourismussektor waren dennoch fatal, rund 30 Prozent der Gäste blieben dem Land im vergangenen Jahr fern. Jetzt ist eine Trendwende in Sicht: Laut Tunesiens Tourismusminister Elyes Fakhfakh hat das Land den Rückgang in den ersten vier Monaten dieses Jahres zu 50 Prozent wieder aufgeholt und möchte im Sommer auf das Niveau vor der Revolution zurückkommen. Bei der Erschließung neuer Märkte hat der Minister eine Zielgruppe ganz besonders im Blick: Die Golftouristen. Zehn Golfanlagen hat Tunesien bereits. Weitere sollen folgen. Und der Tourismusminister weiß, wie wichtig die Qualität der Plätze ist, um immer mehr Golfspieler ins Land zu holen. 70 000 sind erstmal das kurzfristige Ziel.

Die Golfspieler sollten sich eigentlich sofort nach Tunesien aufmachen und dadurch mithelfen, den Arbeitsmarkt nach der Revolution anzukurbeln. Die Menschen sind äußerst gastfreundlich, die Küche ist ausgezeichnet und abwechslungsreich und das Klima ist ganzjährig milde, nur im Juli und August steigt das Thermometer auf über 30 Grad. Die Golfplätze sind vielleicht (noch) nicht im absoluten Topzustand, aber durchweg ansprechend und gut und bieten vor allem ein Preis-Leistungsverhältnis, das in den konkurrierenden Ländern Südeuropas, inklusive der Türkei, seinesgleichen sucht. Zwischen 40 und 50 Euro liegt das Greenfee, wenn man in einem der den Golfplätzen angeschlossenen Hotels wohnt.

Mit Tunisair kann man von mehreren deutschen Flughäfen in weniger als drei Stunden direkt zum modernen Flughafen von Enfidha (oder auch nach Tunis) fliegen. Das Golfgepäck ist bis 20 kg kostenfrei. Wer sich dann z,Bsp. im Hotel Sindbad, einem absoluten Spitzenhotel in Hammamet, einmietet, kann ganz in der Nähe auf der Anlage von Golf Citrus zwei sehr gute Plätze bespielen, oder auch zum daran angrenzenden Yasemine Valley fahren. Eine gute halbe Stunde entfernt liegt die Anlage des El Kantaoui Golf Club mit ebenfalls zwei Plätzen. Damit sind von Hammamet aus fünf Plätze gut erreichbar. Den Strand, die historische Medina von Hammamet oder die Marina zum Bummeln gibt es an spielfreien Tagen gratis dazu.
Der tunesische Tiger

Golf Citrus ist der größte Golfkomplex des Landes. Auf 173 Hektar schlängeln sich zwei 18-Löcher-Championship Kurse, Les Oliviers und La Foret, durch die hügelige Landschaft. Dazu existiert ein 9-Löcher Akademie-Kurs, sechs Puttinggreens und eine doppelseitige Drivingrange. Das Clubhaus ist modern und stylisch und hat eine glänzende Küche. Die beiden 18 Löcher Plätze sind von Ronald Fream designed, vor allem La Foret ist nicht einfach zu spielen. Viele Bäume, blinde Löcher und schmale Fairways bilden eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Wer es leichter liebt, sollte zumindest mit Les Oliviers anfangen: Die ersten neun Spielbahnen sind durchweg flach und leicht zu bewältigen.

Den anspruchsvollen Yasemine Golf Club mit seinen schnellen, trickreichen Grüns gibt es seit 1992 berichtet Golfpro Tiger Faycel Dardouri, der dem echten Tiger (Woods) in der Tat ähnelt. Aber eben nur äußerlich, wie er betont, bevor er enthusiastisch von seinem Projekt berichtet: Fünf Schulen in Tunesien bieten inzwischen Golf als Schwerpunkt an, ein Pro ist für jede Schule verantwortlich, Faycel war bis vor kurzem einer von ihnen. Die beiden Besten eines Jahrgangs dürfen dann mit dem Nationalteam trainieren.

Bis ins Jugend-Nationalteam hat es die 18-jährige Monia Mtahni vom Golf Club El Kantaoui schon geschafft. Zweimal war die Tochter einer Deutschen und eines Tunesiers schon tunesische Meisterin, einmal durfte sie das Land bei der British Junior Open vertreten. Monias Club hat bisher nur 50 Mitglieder, alles ist auf Touristen ausgerichtet. Darunter leidet vor allem der Seaside Kurs ein wenig, die 18 Panorama-Löcher sind in besserem Zustand und bieten dazu ein atemberaubendes Panorama. Wegen der zum Teil langen Wege zwischen den einzelnen Löchern empfiehlt sich hier ein Elektro-Cart.
Kultur satt

Tunesien ist so reich an Historie, dass der Gast das Land eigentlich nicht verlassen sollte, ohne wenigstens einen Ausflug ins gut eine Stunde entfernte Tunis und Carthago zu machen. Das Bardo Museum in Tunis zeigt eine der größten römischen Mosaiksammlungen weltweit, in den Ruinen von Carthago kann man die Überreste dieses großen Reiches erahnen. Quasi um die Ecke liegt das ganz in weiß und blau gehaltene Bilderbuchstädtchen Sidi Bou Said, das mit seinem Charme und den einmaligen Panoramaausblicken allein schon eine Tunesien-Reise wert ist.

Golf spielen kann man rund um Tunis auch noch und zwar auf zwei Golfplätzen. Da ist einerseits der mit 4524 Metern kurze Golf de Carthage, 1927 gegründet und einer der ersten in Afrika überhaupt, andererseits der jüngste Platz des Landes, The Residence, vor vier Jahren von Robert Trent Jones II spektakulär in ein Naturreservat zwischen Meer und Salzsee nach amerikanischem Muster eingebettet . Die beiden Plätze könnten unterschiedlicher nicht sein, repräsentieren aber sozusagen auf ihre Weise die Vielfalt des Landes mit seiner dynamischen Mischung aus Tradition und Moderne.