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Jubiläumsturnier in der Wiege des Golfsports

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Acht Golfprofis trafen sich an jenem 17. Oktober 1860, um ihren Champion auszuspielen. Schottland, Westküste, Irische See, Prestwick, 12 Löcher. Siegpreis ein Gürtel aus rotem Leder mit einer silbernen Schnalle. Es war die Geburtsstunde eines der ältesten noch bestehenden Sportereignisse weltweit. Nur das 1829 erstmals ausgetragene Ruderrennen Oxford gegen Cambridge gibt es noch länger als „The Open“. Ab Donnerstag treten 288 Spieler, darunter sieben Amateure, auf dem Old Course in St. Andrews an, um erneut den Champion zu ermitteln, wie seit 150 Jahren eben.

Natürlich kann es keinen besseren Ort für das Jubiläumsturnier geben als St. Andrews. Irgendwo im Dunkeln der Geschichte verlieren sich die Anfänge des Platzes, auf dem schon im 12. Jahrhundert Schäfer mit Stöcken Steine in Kaninchenlöcher geschlagen haben sollen. Seit 1552 war den Dorfbewohnern nachweislich erlaubt, auf den Wiesen und Dünenstreifen entlang der Nordsee Golf zu spielen.

„Hier hat alles angefangen“

Das Urwüchsige hat der Platz behalten. Ein sogenannter Links-Kurs, keine Bäume, aber viele Sträucher, welliges Dünen-Gelände und gigantische Grüns, die fast alle mit zwei Löchern ausgestattet sind und zwei Fairways dienen – auf dem Hin- und Rückweg eben. Dazu immer wieder extrem tückischer Wind und mörderisch tiefe Topfbunker. Muschelsucher sollen die einst gegraben haben und später hätten sich Schafe dort hineingekuschelt und Schutz gesucht.

„Jeder Spieler wünscht sich, einmal in St. Andrews zu gewinnen“, sagte Tiger Woods: „Hier hat alles angefangen, und hier zu siegen, ist wegen der ganzen Geschichte besonders speziell.“ Der Amerikaner hatte bereits zweimal 2000 und 2005 bei den beiden letzten Open auf dem Old Course dieses besondere Vergnügen.

Auf neun Links-Kursen werden die Open im Wechsel ausgetragen, alle fünf Jahre allerdings ist St. Andrews dran. Zum 28. Mal macht die British Open nun Station in der „Wiege des Golfsports“, wo auch erstmals verbindliche Regeln verfasst wurden.

Oldie Watson schrieb 2009 Geschichte

1873 war dort Premiere, nachdem zuvor nur in Prestwick gespielt wurde. Tom Kidd aus Schottland gewann und strich eine Siegprämie von sechs Pfund ein. Der Sieger 2010 erhält 1,011 Millionen Euro.

Rekordchampion ist der Engländer Harry Vardon mit sechs Titelgewinnen. Viermal gewann der Amerikaner Tom Watson, der auch in diesem Jahr mit 60 Jahren wieder am Start ist. Watson schrieb 2009 in Turnberry eine wunderbare und gleichzeitig „tragische“ Geschichte.

Bis zum letzten Loch führte der „alte Mann“ das Feld an. Er stand kurz vor seinem fünften Sieg, 26 Jahre nach seinem vierten, doch dann hoppelte seine Annäherung durch eine Bodenwelle über das 18. Grün hinaus. Watson musste ins Stechen gegen Steward Cink und hatte keine Chance mehr: „Da war mein Tank plötzlich komplett leer.“

Noch keine deutschen Erfolge

„The Open“ haben zahlreiche dieser Geschichten erlebt. Große und furchtbare Momente des Sports. Watson siegte 1977 in Turnberry mit einem Schlag im „Duell in der Sonne“ gegen Jack Nicklaus. Der Drittplatzierte Hubert Green war elf Schläge zurück und sagte: „Ich habe die Open gewonnen, die beiden haben ein anderes Turnier gespielt.“

1999 verspielte der Franzose Jean Van de Velde auf der Schlussbahn in Carnoustie drei Schläge Vorsprung und den Sieg nach einem Schlag ins Wasser und einem in den Bunker.

Auch aus deutscher Sicht waren die Open bislang keine Erfolgsgeschichte. Dabei war Bernhard Langer einige Mal dicht dran. Zweimal wurde er Zweiter und viermal Dritter, zu einem Sieg aber hat es nicht gereicht. Ab Donnerstag nehmen Martin Kaymer und Marcel Siem einen erneuten Anlauf.