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Perfektes Golf im Münchener-Playoff-Krimi

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Die Geschichte hätte für Sergio Garcia so viele gute Enden nehmen können. Er hätte sein drittes Eagle (in Runde 4) spielen können an der 18 zum Sieg. Er hätte nach einer mentalen Golf-Pause von zwei Monaten seinen ersten Triumph seit der HSBC Champions 2009 feiern können. Die Birdie-Putts am dritten und fünften Extra-Loch hätten nicht auslippen sondern rein gehen können. So viele gute und schöne Erfolgsgeschichten für die ehemalige Nummer 2 der Welt. Am Ende kam alles anders.
Über fünf (!) Extra-Löcher lieferten sich die beiden Spanier unter der hellen Münchener-Abendsonne einen Schlagabtausch auf ganz, ganz hohem Niveau. Garcia hätte den Sack schon viel früher zu machen können eigentlich müssen! Vier Bogeys auf den Back Nine ließen seinen vorübergehenden Vorsprung von -19 jedoch rasch dahin schmelzen. An der 17 (Par 3) rettete El Nino, der Junge, wie Garcia genannt wird, mit einem Chip gerade noch so das Par. An der 18 hatte er das Eagle zum Sieg. Er verschob den Putt und musste mit Landsmann Pablo Larrazábal ins Stechen.
Der brachte auch seine ganz eigene Geschichte mit nach München. Nicht minder dramatisch, nicht weniger tragisch. Erst letztes Jahr hatte Larrazábal hier in München den Sieg verschenkt. Schuld war ein Doppelbogey an Loch 16, ein Par 4, wo am Wochenende immer von den Damenabschlägen gespielt wird, um die Profis zum Grün-Angriff (rund 250 Meter) zu animieren. Das ging im letzten Jahr schief beim Spanier. Heute hatte er sogar extra vorgelegt (wie viele heute), agierte aber nervös und kassierte das Bogey. Dank zwei folgenden Pars lag er am Ende bei -16 wie Sergio Garcia, der zusammen mit dem nach drei Tagen führenden Mark Foster (Rang 3) als letzter ins Clubhaus kam.
Es ging ins Stechen und zurück an die 18 (Par 5). Zwei wuchtige Drives beförderten die beiden spanischen Kugeln mit viel Zug in die Münchener-Abendluft. Mitte Bahn! Beide nahmen das Holz 3, griffen an. Sicher auf dem Grün. Beide verpassten das Eagle, notierten Birdies. Zurück zur 18. Larrazábal wieder Mitte Bahn, Garcia links im Semi-Rough. Beide mit dem zweiten auf dem Grün, beide Birdie. Es ging an die 12 (einem Par 3 übers Wasser). Die Zwei trafen das Grün, Garcias Birdie-Putt lippte ganz unglücklich aus. Beide Par. Weiter zur 17 (einem Par 3). Beide spielten das Par. Zurück an die 18, Garcia und Larrazábal platzierten ihre Drives auf den Fairways, ihre 3er-Hölzer fanden im Anschluss perfekt das Grün. Beide verpassen wieder das Eagle, Larrazábal spielte an der 18 sein drittes Birdie in Folge. Garcias Birdie-Putt lippte aus kurzer Distanz aus. Par! Garcias alte Schwäche, das Putten, wurde ihm wieder einmal zum Verhängnis. „Erst der Putt an der 12, dann an der 18. Ich kann einfach nicht glauben, dass der Putt nicht rein ging“, meinte ein frustrierter Garcia, der nach der Runde nicht mehr bereit war, der versammelten Journalisten-Schar im Presszelt Rede und Antwort zu stehen. Für beide Spieler bedeuten die Ränge 1 und 2 übrigens die automatische Qualifikation für die British Open (14. bis 17. Juli, Sandwich/England).
Landsmann Larrazabal widmete in einer rührenden Rede am 18. Grün den Sieg seinem in der letzten Woche verstorbenen Opa. „Er war das Oberhaupt unserer Familie. Es war sehr hart für mich. Letzte Woche habe ich kaum trainiert, war ständig im Krankenhaus. Ich wollte da sein für meine Familie in dieser schweren Zeit.“ Zu seinem Spiel meinte er nur: „Ich habe heute großartiges Golf gespielt. Ich war „on fire“ speziell in den Playoffs.“
Die gingen bei der BMW International Open erstmalig über fünf Löcher. Für die Zuschauer ein Hammer-Spektakel. Auf und ab ging es an der 18, dann rüber zur 12, dann die 17, dann wieder die 18. Manche blieben die gesamte Zeit über am 18. Grün stehen, die meisten folgten den zwei Marathon-Spanier auf Schritt und Tritt. Am Ende strömten tausende Zuschauer sogar auf die Fairways, stiegen über die Absperrungs-Seile, schrien „Vamos, Vamos“, auf geht’s! Die Stimmung war nicht zu schlagen, und zur großen Freude aller war heute der erste und einzige Tag mit sommerlichem Wetter. Die Sonne schien bei schwülen Temperaturen um die 26 Grad den gesamten Nachmittag und Abend. Job