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The Open: Bewegter Moving Day in Birkdale

The Open
Southport – Der dritte Tag der 146. „The Open Championship“ machte seiner turnusgemäßen Titulierung als „Moving Day“ alle Ehre. Nachdem am Freitag stundenlang der Regen auf den prächtigen Linkscourse des Royal Birkdale Golf Club hinabgeprasselt war und der böige Wind bist zu vier Schläger Unterschied – verglichen mit Windstille – ausgemacht hatte, präsentierte sich die gut besuchte Anlage an Tag 3 des ältesten Majors wie ausgewechselt. Bei Sonnenschein, milden Temperaturen um die 20 Grad und nur einem lauen Lüftchen herrschten ideale Bedingungen, um eine tiefe Runde zu schießen. Und viele der besten Golfpros der Welt nutzten die Gelegenheit, sich im Kampf um die begehrte „Claret Jug“ auf dem Leaderboard nach vorn zu spielen.

Führender Jordan Spieth: Kühl wie eine Hundeschnauze

Jordan Spieth hielt mit einer bogeyfreien 65er-Runde seinen Landsmann und Flightpartner Matt Kuchar drei Schläge auf Distanz. Vor dem Finaltag liegt er mit einem Gesamtergebnis von 199 Schlägen an der Spitze. Auf die drittplatzierten, Austin Connelly aus Kanada und US-Profi Brooks Koepka, hat er bereits sechs Schläge Vorsprung. Am Final-Sonntag hat Spieth damit beste Chancen, bereits sein drittes von vier Major-Turnieren zu gewinnen.

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Mit gerade einmal 23 Jahren verblüffte der ehemalige Weltranglistenerste Spieth einmal mehr die Zuschauer mit seiner trockenen Entschlossenheit. Kaum jemand unter den Tourpros vermag es so wie er, in wichtigen Momenten die beste Leistung abzurufen, Fehler zu vermeiden und Chancen zu nutzen. Eine Fähigkeit, mit deren Hilfe sich der eloquente US-Amerikaner sowohl beim Masters als auch bei der US Open im Jahr 2015 bereits zwei Majortitel sichern konnte.

Das lange Spiel von Spieth ist gemessen an anderen Weltklassespielern wie Dustin Johnson, Rory McIlroy oder auch Jason Day eher unbeeindruckend. Spieth ist weder lang noch kurz, mal streut er, mal ist er präzise. Beobachtet man ihn bei Einschlagen auf der Driving Range könnte man zu dem Schluss kommen, dass sein Ballstriking – also die Qualität mit der er den Ball regelmäßig trifft – für Tourpro-Verhältnisse eher durchschnittlich ist. Stellt man sich dagegen hinter einen Rory McIlroy oder Thomas Pieters, so mag man seinen Augen kaum trauen. Kein Ball fliegt nicht genau dorthin, mit genau der Kurve und der Flughöhe, die gewünscht war. Die Schlaglängen dieser Spieler sind enorm und für geübte Ohren ist sogar der Klang im Impact anders; der Ballkontakt hört sich einfach besser an. Doch beim Putten und um die Grüns herum macht Jordan Spieth niemand etwas vor. Es scheint als versenkte er mit purer Willenskraft auch schwerste Putts aus großer Distanz mit doppelten Breaks.

Ein gutes Beispiel dafür ist das, was sich heute auf dem Schlussloch (Par 4) bei Spieth und Kuchar abspielte. Nach soliden Abschlägen locht Kuchar sein Eisen-6 fast zum Eagle ein, sein Ball endet zirka zwei Meter vom Loch entfernt. Spieth dagegen – noch etwas näher am Grün liegend – trifft seinen Ball unsauber und schaut diesem besorgt hinterher. Der Ball tänzelt am oberen Rand eines tiefen Grünbunkers entlang und läuft dann – etwas glücklich wie Spieth später auf der Pressekonferenz gern zugeben wird – doch noch so gerade eben auf das Grün. Auf einem Kamm überhalb des Lochs und acht Meter entfernt kommt der Ball zum liegen. „Ich war über dieses glückliche Ergebnis im positiven Sinn schockiert“, sagte Spieth später. Doch ob schockiert oder nicht, Spieth kam, sah eine Chance und versenkte seinen Ball zu einem komplett unerwarteten Birdie. Matt Kuchar schob seinen deutlich einfacheren Putt am Loch vorbei. Wie gesagt, das ist Jordan Spieth! Es ist dieser „Killerinstinkt“, der Spieth so unglaublich stark macht. Eine Eigenschaft, die seit Tiger Woods zu seinen besten Zeiten niemand in dieser Konsequenz gezeigt hat.

Branden Grace stellt neuen Rekord auf

SOUTHPORT, ENGLAND - JULY 22: Branden Grace of South Africa acknowledges the crowd on the 18th green after shooting a 62, the lowest round in major history during the third round of the 146th Open Championship at Royal Birkdale on July 22, 2017 in Southport, England. (Photo by Andrew Redington/Getty Images)

Der Mann des Tages auf dem Par-70-Kurs des Royal Birkdale Golf Clubs war aber Branden Grace. Der 29-jährige Südafrikaner stellte bei perfekten äußeren Bedingungen mit einer Traumrunde von 62 Schlägen einen historischen Rekord auf. Noch nie wurde in der Gesichte der vier Major-Turniere eine niedrigere Runde gespielt. Zuvor lag die Bestmarke bei 63 Schlägen. Auf seiner Rekordrunde spielte Grace auf dem Par-70-Kurs an der Nordwestküste Englands acht Birdies.

„Mir war der Rekord gar nicht bewusst“, sagte Grace. „Mein Caddie sagte dann ‚Gratulation, du bist jetzt in den Geschichtsbüchern‘. Ich hatte wirklich keine Ahnung.“ Durch seine Rekordrunde verbesserte sich Grace in der Gesamtwertung mit 206 Schlägen um 40 Plätze auf den geteilten fünften Rang. „Es war eine besondere Runde. Ich habe wirklich sehr gut gespielt“, sagte er.

Nummer 1 der Welt mit zweitbestem Tagesergebnis

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Auch viele andere Topstars konnten die Windstille und die Sonne auf dem Dünen-Platz an der englischen Nordwestküste für sich nutzen. Erst am frühen Abend begann es kurz zu regnen. Die Nummer eins der Welt Dustin Johnson spielte eine 64 (-6), Titelverteidiger Henrik Stenson aus Schweden eine 65. Mit insgesamt 207 Schlägen lagen beide auf Position sieben. Der Weltranglistenzweite Hideki Matsuyama (206) aus Japan verbesserte sich durch eine 66er-Runde auf den geteilten fünften Rang.

Kaymer nicht in Topform

Germany's Martin Kaymer waits on the 10th tee during his third round on day three of the Open Golf Championship at Royal Birkdale golf course near Southport in north west England on July 22, 2017. / AFP PHOTO / Ben STANSALL / RESTRICTED TO EDITORIAL USE (Photo credit should read BEN STANSALL/AFP/Getty Images)

Deutschlands bester Golfer Martin Kaymer spielte zwar auch seine bisher beste Runde des Turniers, doch die 70 war einfach zu wenig, um in Southport eine Aufholjagd zu starten. „Heute war der Platz relativ einfach zu spielen“, gestand Kaymer, der seit zwei Monaten mit Schmerzen in der linken Schulter spielt. „Aber meine Eisenschläge waren einfach zu weit weg von der Fahne. Dadurch habe ich mir zuwenig Birdie-Chancen erarbeiten können. Das war der Hauptgrund, warum es heute nicht so richtig nach vorn gegangen ist.“ Bei all seinen Schlägen fehlten ihm „überall so ein paar Prozent.“