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Viva Augusta – Die große Masters Show

Es gibt einige Anwärter, die ihren Kollegen aus den USA die Schweißperlen auf die Stirn zaubern. Augusta, wo erstmals im Jahr professionell 1934 gespielt wurde, ist am besten zu vergleichen mit Wimbledon im Tennis. Es sind historische Orte, in denen die Faszination der jeweiligen Sportart so wie sonst nirgendwo auf der Welt Spielern wie Zuschauern unter die Haut geht.

Dem Nordiren Rory McIlroy (links) fehlt nur das Masters zur Vervollständigung seines Karriere-Grand-Slams (mindestens ein Sieg in jedem der vier Major-Turniere).(Photo by Ross Kinnaird/Getty Images)

Momente des Erfolgs oder von Niederlagen bleiben unvergessen, weil jeder, der sich auch nur am Rande mit Golf oder Tennis beschäftigt, die Folgen von Sieg oder Niederlage begreift. Der Verlust des doch eigentlich schon feststehenden Sieges von Greg Norman 1996, als er mit sechs Schlägen Vorsprung in die letzte Runde gestartet war, aber am Ende der Engländer Nick Faldo im Grünen Jackett des Siegers abgelichtet wurde, zählt zu den schaurig-schönen Höhepunkten in dem kleinen Südstaaten-Städtchen, dem Nabel des US-Golfs. Die Erfolge dagegen, die Nicklaus, Tom Watson, Mickelson und Woods in Augusta holten, haben diese Spieler zu viel bewunderten Heroen werden lassen.
Doch zu dieser Wahrheit gehört eben auch, dass die einheimischen Golfer ausgerechnet in Augusta oft nicht die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen konnten. Viel zu oft. Ausgerechnet in Augusta, wo die Grüns extrem schnell und mitunter fast unspielbar onduliert sind, gewann im vergangenen Jahr Sergio Garcia. Für den Spanier war es der 19. Versuch, das US Masters zu gewinnen und sein insgesamt 74. Major-Turnier.

Jeder Putt eine Tortur 

Er war dem Sieg bei einem der vier wichtigsten Turniere in der Golf-Welt schon einige Male sehr nahe gekommen, zum Beispiel 1999 bei der PGA Championship oder bei den Open 2007 oder 2014, aber letztlich war Garcia immer wieder an seinen vergleichsweise schlechten Putts gescheitert. Garcia hat es mit fast allen gängigen Methoden und Schlägern versucht, um seine Schwäche in den Griff zu bekommen, die Bemühungen waren am Ende aber immer vergeblich.

Als er 2008 die Players Championship gewann, die als inoffizielles fünftes Major betrachtet wird, schien sich für eines der größten Talente im Golf die Karriere doch noch zum Guten zu wenden. Doch es dauerte eben noch einmal neun Jahre, bis 2017, bis der Spanier, inzwischen immerhin 37 Jahre alt, sich im Stechen gegen den Engländer Justin Rose am ersten Extra-Loch den ersten Major-Sieg holen konnte.

Garcia, der vielleicht unsicherste Kantonist im Konzert der großen Golfer auf den Grüns, bewältigte die Monster-Grüns in Augusta mit Bravour – für den Spanier selbst muss dieser Erfolg wie ein Witz wirken. Seine Karriere stand vor einigen Jahren schon vor dem Ende, er wollte sich nicht länger narren lassen von dem Spiel auf den letzten Metern zum Loch. Und nun, dort, wo jeder Putt zu einer Tortur werden kann, siegte er sogar im Playoff. Unter höchster nervlicher Anspannung.

Garcia ist aber nur ein Beispiel dafür, dass gerade Europäer dort, wo der Sieg für Amerikaner am kostbarsten ist, ihre besten Leistungen abrufen können. Auch Bernhard Langer, der ebenfalls diverse Krisen beim Putten durchstehen musste, gewann gleich zweimal in Augusta, 1985 und 1993. Die furchterregend schnellen Grüns hinderten auch ihn nicht daran, sich in Augusta ein lebenslanges Startrecht zu sichern.

Europas frühe Masters-Sieger (von links): Sandy Lyle, Bernhard Langer, Ian Woosnam, José María Olazábal, Seve Ballesteros und Nick Faldo. (Mandatory Credit: Steve Munday/ALLSPORT)

Der Sieger von 2016, Danny Willet, ist das nächste gute Beispiel. Willet hatte zuvor eine gute Saison, aber einen Masters-Sieg traute ihm niemand im Vorfeld zu. Unterdessen ist der Engländer in der Versenkung verschwunden. Er dümpelt im Mittelmaß der europäischen Tour und war mehrfach der Verzweiflung nahe. Doch auch Willet wird bis zum Eintritt ins Pensionsalter wiederkommen dürfen. Gerade dieses begehrte Anrecht ehemaliger Gewinner könnte es sein, das zu Blockaden amerikanischer Golfer führt. Steve Hershey, ein jahrelanger Beobachter des amerikanischen Golfs, hat über dieses Phänomen in der Zeitung USA Today einmal geschrieben, dass die amerikanischen Profis im Angesicht ihrer nahen Unsterblichkeit als Sportler nur allzu oft kollektiv versagen würden.