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Post aus St. Andrews: Fazit einer verrückten British Open

British Open 2015

Post aus St. Andrews: Ein Finale so spannend wie nie

Knapp vorm Play-Off muss auch Jason Day erkennen, wie bitter Golf manchmal sein kann. Der Australier spielt eine solide Runde und braucht auf dem Grün nur ein Birdie, um der dritte Teilnehmer des Stechens zu werden. Doch im entscheidenden Moment will es nicht klappen. Day lässt den Birdieputt sogar noch zu kurz und beendet die 144. British Open auf einem geteilten 4. Platz.

Denn es gibt noch einen dritten Kandidaten fürs Stechen. Louis Oosthuizen. Im letzten Flight spielend, sichert sich mit einem starken Putt an der 18 den Einzug in die kleine Extra-Runde. Das Playoff geht über vier Löcher: Bahn 1, 2, 17 und 18.

Ohne größe Verzögerung geht es auch direkt weiter. Und auch, wenn ich als Reporterin objektiv bleibe und bleiben muss, drücke ich heimlich dem Südafrikaner die Daumen. Oosthuizen gewann schon einmal die British Open. 2010, hier in St. Andrews. Ich finde er spielt schönes Golf, hat in den letzten Tagen richtig gekämpft und zudem ist mir „Shrek“, so Oosthuizens Spitzname einfach sympathisch.

Und es beginnt noch ganz gut: auf Bahn 1 notieren Zach Johnson und Louis Oosthuizen ein Birdie, Marc Leishman ist mit seinem Bogey an der 1 fast schon so gut wie raus.

Johnson legt an Bahn 2 ein starkes Birdie nach – der Amerikaner macht einfach keine Fehler, wirkt ruhig und fokussiert. Oosthuizen und Leishman notieren beide ein Par. An Bahn 17, dem schwersten Loch des Platzes an diesem Wochenende, spielen alle drei ein Bogey. Leishman hat somit keine Chancen mehr auf den Titel. Der Südafrikaner schon. An Bahn 18 machen alle einen guten Abschlag auf Fairway, auch der zweite Schlag sitzt: Johnson und Oosthuizen liegen beide hinter der Fahne auf dem Grün. Shrek ist aber näher dran und kann sich beim Putt von Zach Johnson, der zuerst putten muss, noch einmal die Linie anschauen.

Ärgert sich über seinen verschobenen Putt: Louis Oosthuizen.
Ärgert sich über seinen verschobenen Putt: Louis Oosthuizen.

Zach puttet gut, aber knapp am Loch vorbei und beendet das Loch mit einem Par. Es wird richtig spannend! Oosthuizen muss diesen Putt lochen, um ins Sudden-Death zu kommen. Er schaut sich den Putt genau an, spricht den Ball an und … verschiebt den entscheidenden Putt. Genau solche Zwei-Meter-Putts hatte Oosthuizen während des Turniers  mehrmals gestopft, doch dieser wichtige geht vorbei. Auch Zach Johnson scheint im ersten Moment nicht zu realisieren, was passiert: die Kameras richten sich alle auf den Amerikaner. Aber statt eines Lächelns oder einem Jubelschrei sieht man nahezu keinen Ausdruck in Johnsons Gesicht. Es dauert eine kleine Weile bis sich seine Lippen sich zu einem Grinsen formen.

In meinem Kopf hatte ich schon eine Zeile: „Shrek is back“. Aber der wurde von einem starken Zach Johnson ganz klar ausgespielt. Und im ersten Interview kurz nach der Runde ist endlich die Freude eines Major-Gewinners zu erkennen, mit der man rechnet: Zach Johnson, der Sieger der British Open 2015, ringt sichtlich nach Worten und sagt mit Tränen in den Augen: „Es klingt wunderschön, nun ein Open-Sieger zu sein, meinen Namen auf diesen Pokal zu bringen und Teil dieser Geschichte zu werden“, schluchzt er. „Es war eine Woche der Geduld und Ausdauer. Ich kann kaum besser spielen.“

British Open
Auch die Organisatoren gratulieren: Gut gemacht, Zach!

Und das war es tatsächlich: ein langes, verrücktes Major. Doch es hat am Montag, den 20. Juli um 21 Uhr deutscher Zeit sicher einen würdigen Sieger gefunden: Zach Johnson!

Alle weiteren Facts rund um dieses Major lesen Sie in unserer nächsten Ausgabe! Die gibt es bereits nächste Woche, ab Mittwoch, den 29. Juli am Kiosk!

 

 

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