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Was ist los mit Martin Kaymer?

Die Zuschauerränge sind brechend voll. Nach dem Abschlag brandet Jubel auf. Ohrenbetäubender Lärm und man schreitet die 18. Bahn entlang in dem Wissen, dass man in wenigen Momenten nicht nur ein Major Championship Sieger sein wird, sondern dass sich das Leben ab diesem Moment für immer verändern wird. So oder so ähnlich stellt man sich den Moment vor, wenn man am Finalsonntag als Führender eines Majors auf die 18. Bahn biegt und der Abschlag im Fairway gelandet ist. Allein der Gedanke daran sorgt zumindest bei mir für Gänsehaut.

Man stelle sich vor, man gewinnt gar zwei Major Championships und war zudem bereits die Nummer eins der Welt. Grund für Selbstzweifel? Warum denn? Nicht so bei Martin Kaymer. Der 32-Jährige hat bekanntlich vieles erreicht, von dem Spieler wie Rickie Fowler oder gar Masters Champion Sergio Garcia noch träumen. Kaymer hat nicht nur ein, sondern zwei Major gewonnen, er war die Nummer eins der Welt und auch als Held des Europäischen Ryder Cup Teams wurde er schon gefeiert. Und dennoch fällt auf, dass Kaymer in den letzten drei Jahren keinen Sieg mehr feiern konnte. Die Frage ob er das Zeug dazu hat, Majors zu gewinnen, wie bei Rickie Fowler, stellt sich bei ihm nicht. Aber der Wurm ist drin, das steht fest. Auf einer Pressekonferenz im Vorfeld der BMW International Open in München gibt sich Kaymer überraschend selbstkritisch. „Es sind immer wieder Runden dabei, die einen nicht wirklich nach vorne bringen“, sagt er und wirkt nachdenklich und irgendwie auch etwas müde.

Martin Kaymer

Zumindest den letzten Teil kann man auf den Jetleg schieben, mit dem auch Sergio Garcia zu kämpfen hat, denn Garcia und viele andere des starken Teilnehmerfelds sind erst am Montag aus den USA und den US Open nach Deutschland eingeflogen worden. Aber zurück zu dem allseits beliebten Wort der Formkrise. Sicherlich ein nicht besonders schönes Wort. Und gerade Martin Kaymer, der unlängst Tiger Woods in Schutz genommen hat nach dessen Festnahme, weiß wie es sich anfühlt, wenn man plötzlich nicht mehr nur mit Selbstzweifeln, sondern auch mit den wachsenden Zweifeln der Öffentlichkeit zu kämpfen hat. „Ich sehe mich nicht wirklich als Star, für manche ist das zwar beeindruckend oder auch unerreichbar, aber für mich ist das so ja ist halt passiert“, resümiert Kaymer und sorgt für Schmunzeln. Was für manche Arrogant klingt, klingt bei dem Deutschen aufrichtig und authentisch.

Kaymer sagt diese Worte nicht, um seine Leistungen künstlich herunterzuspielen, er sag sie um als Mensch wahrgenommen zu werden. Und plötzlich wird deutlich, warum er Tiger Woods auf diese Art und Weise in Schutz genommen hat. Weil er verstehen kann, wie sich der alternde Superstar fühlt. Zumindest bis zu einem gewissen Grad. Letztlich wissen wir alle, Martin Kaymer kann es. Er kann Majors gewinnen, er kann Druck standhalten und er hat das Zeug zur Nummer eins der Welt. Wird er dahin zurück finden? Das kann nur Kaymer selbst beantworten, aber am Ende des Tages ist er ein Mensch, der wie jeder andere seine Höhen und Tiefen erlebt. Und diese Höhen und Tiefen sind es nicht diese, die die Grundessenz des Golfens sind?