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Die GM-Regelfrage – Regelsicher stehen

Die Regelfrage: Darf man Zweige/Äste mit dem ganzen Körper rücklings in einen Busch drücken, um den benötigten Raum für den Schwung zu schaffen?

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Probleme bei der Ballsuche
Probleme bei der Ballsuche

Folgende Frage: In der Regel #8. ff heißt es u.a., dass man zur Verbesserung des Standes Äste oder Zweige weder bewegen, biegen noch brechen darf. Allerdings zeigte mir dann eine Golffreund, den ich bei entsprechender Gelegenheit auf diese Regel aufmerksam machte, ein kleines Video. Dort wurde behauptet, dass man die Zweige/Äste zwar mit den Händen nicht Wegbiegen darf, gleichwohl ich mich aber mit dem ganzen Körper rücklings in einen Busch/Tanne, o.ä. drücken darf, um mir den benötigten Raum zu schaffen.

Meines Erachtens ist das Ganze doch sehr subjektiv und nicht mehr nachvollziehbar. Das kann nicht im Sinne der Regeln sein! Was meinen Sie? Wie muss diese Situation beurteilt werden?

Vielen herzlichen Dank für Ihre Antwort.
Ferdinand Schmitt, per Mail

Die Antwort

In gewisser Weise liegt Ihr Golffreund richtig, aber mit möglicherweise gefährlichen Folgen. Grundsätzlich geht es um das »redliche Beziehen des Standes«. Je nachdem, welche Aussagen der Mitspieler für den Schiedsrichter glaubwürdig erscheinen, kann die Antwort, ob ein Regelverstoß vorliegt, oder nicht, unterschiedlich sein. Daher ist zu Raten, dass das Beziehen einer Standposition z.B. in einem Busch wie folgt durchgeführt wird.

1. Der Spieler hat den Schläger, mit dem er den nächsten Schlag machen will zum Schlag bereit in beiden Händen.

2. Der Spieler vermeidet, dass er mit der Hand, einem Bein oder dem Körper Äste bewegt, biegt oder bricht, um sie für den Rückschwung des Schlags aus dem Weg zu schaffen.

Wenn der Spieler sich nur rückwärts in den Busch bewegt und hinter ihm bricht ein Ast, der keinen Einfluss auf die Schwungebene hat, muss kein Regelverstoß vorliegen. Das Verhaken von Ästen, damit sie den Stand oder Schwung nicht stören, ist verboten. Gleiches gilt für das Wegbiegen eines
Astes, der nach der Einnahme des Stands die Sicht auf den Ball stört.

Viel Raum für Interpretationen

Da die neuen Regeln 2019 und jetzt 2023 viel Interpretationsspielraum bieten, ist eine solche Situation mit Vorsicht anzuwenden, da die Auslegungen bei Klärung unterschiedlich sein können. Am besten ist es, in so einem Fall den Referee vorher fragen, bevor der Spieler versucht, eine Standposition einzunehmen. Was redlich ist oder nicht, sagen am besten die Regel 8.1b/3 und Regel 8.1b/4 aus.

Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Saison.
Thomas Lander, GM-Regelexperte

Wenn Sie Fragen zu diesen Themen haben, dann schreiben Sie unserem GM-Regelexperten Thomas Lander an: experten@golfmagazin.de