Tipps & Tricks

Die wichtigsten Übungen für mehr Sicherheit auf dem Grün

Welches die fünf möglichen Szenarien beim Putten sind, wie sich eiernde Bälle verhindern lassen, warum die Trennung zwischen Zielen und Schießen so wichtig ist, was ein dominantes Auge ist und vieles mehr, verrät PGA-Professional Michael Wimmer.

Stefan Heigl

Richtiger Roll mit Michael Wimmer
Richtiger Roll mit Michael Wimmer

»Es gibt viele verschiedene Arten zu putten – und auch entsprechend viele Werkzeuge. Dabei ist das einzig Wichtige der Roll«, sagt Michael Wimmer, Fully Qualified PGA Golfprofessional. Wie bei eigentlich jedem Golfschlag geht es auch beim Putten darum, welche Informationen beim Ball ankommen.

Bevor es mit Putter und Ball richtig losgeht, gibt es vorab einen Test – zur Selbsterkenntnis hinsichtlich der Augen. Denn nur wer sich und seine Stärken kennt und diese richtig einschätzen kann, ist auch ein guter Putter. So ist es beim Putten sehr wichtig, sein starkes, also sein dominantes Auge zu kennen.

Was ist mein dominantes Auge?

Jeder hat ein dominantes Auge, das bei der visuellen Wahrnehmung eine führende Rolle spielt, und das beeinflusst beim Putten maßgeblich das Zielen und Ausrichten. Zur Bestimmung des dominanten Auges eignet sich beispielsweise der Dreieckstest: Dazu formt Michael Wimmer mit Zeigefingern und Daumen ein Dreieck, eine Art Guckloch, indem die flach ausgestreckten Arme und Hände vor ein Ziel gehalten werden – er wählt situationsbedingt den Spielball am Boden.

»Das Guckloch mache ich erst mal so klein, dass ich kein Gras mehr sehe, sondern nur noch den Ball«, erklärt der Coach, während er abwechselnd
das rechte und das linke Auge schließt, ohne den Kopf zu bewegen. Das
Auge, mit dem der weiße Ball (Foto) weiterhin im Zentrum des Dreiecks bleibt, ist das dominante Auge. Für das Grünlesen, die richtige Ausrichtung und die Ausrichtungskontrolle ist es wichtig, sein dominantes Auge
zu kennen.

Der Test fürs dominante Auge
Der Test fürs dominante Auge

Schwungfehler sind meist Folgefehler, und das beginnt bereits bei der falschen Ausrichtung. Etwas Nachlässigkeit führt unweigerlich zu Ausgleichsbewegungen im Putting-Stroke. Schon einige
Millimeter außerhalb derIdeallinie bedeuten: Schlagverlust. Sowohl bei kurzen Putts als auch beim Break-Lesen ist es wichtig, sein dominantes Auge einzusetzen. Unter Zuhilfenahme des Schlägerschafts wird dann das Grün oder das Gefälle abgeglichen und interpretiert.

So findet man die Roll-Qualität heraus…

Einige Spieler investieren beim Putten sehr viel Zeit in ihre Ausrichtung – doch das bedeutet noch lange nicht, dass auch der Ball dort hingeht, wohin er eigentlich soll. »Die meisten können sich nicht richtig ausrichten«, berichtet der Putt-Experte aus seiner Trainings-Praxis. Als Referenz empfiehlt es sich daher beispielsweise, eine Linie – am besten 360 Grad – auf den Ball zu zeichnen oder gleich ein zweifarbiges Exemplar zu nutzen.

Wurde die Puttlinie korrekt gelesen und der Ball sauber getroffen, bleiben die farbigen Ballhälften beim Roll unverändert.
Wurde die Puttlinie korrekt gelesen und der Ball sauber getroffen, bleiben die farbigen Ballhälften beim Roll unverändert.

Der Vorteil an einer Rundum-Linie oder einem zweifarbigen Ball: Ist der geputtete Ball Richtung Ziel unterwegs, lässt sich an der Linie die Roll-Qualität ablesen. Eiert die Linie, war der Treffpunkt nicht planmäßig – also war entweder die Ausrichtung des Balls nicht mit der des Schlägerkopfs identisch oder das Schlägerblatt war aus unterschiedlichen Gründen verkantet und schwang nicht auf der Ideallinie.

Fünf Putt-Szenarien

Freud und Leid liegen auf dem Green nur wenige Millimeter auseinander. Grundsätzlich gibt es folgende fünf Szenarien:

  1. Der Ball rollt perfekt und geht ins Loch: Das Zielen und die Technik waren super.
  2. Der Ball rollt perfekt und geht nicht ins Loch: Da der gut rollende Ball das Ziel verfehlt, wird deutlich, wohin man hätte zielen müssen, wodurch sich die Lesefähigkeit verbessert.
  3. Der Ball eiert und geht nicht ins Loch: Brutal ausgedrückt muss man sich beim Zielen keine Sorgen machen, da man gar nicht dorthin puttet, wohin man zielt. In dem Fall wäre eine Trainerstunde bei einem ausgebildeten PGA-Professional hilfreich.
  4. Der Ball eiert und fällt ins Loch: Beim Golf gibt’s nicht nur Pech, sondern auch mal Spielglück. Eigentlich waren sowohl die Technik als auch das Zielen unglücklich, doch der Ball fand sein Ziel. Für zukünftig mehr Konstanz empfiehlt sich auch bei diesem Szenario Rat beim zertifizierten Fachmann oder der Fachfrau einzuholen.
  5. Der Ball rollt bis zu einem gewissen Punkt planmäßig und dann nicht mehr. Willkommen bei der Natursportart Golf. Pech, höhere Gewalt oder eine übersehene Pitchmarke auf der Linie haben den Ball aufgehalten oder von der Ideallinie gebracht. Ist ärgerlich, kommt aber mal vor.

Selbsttest: Was macht der Ball?

Tipp: Nutzen Sie entweder einen markierten oder komplett zweifarbigen Ball und testen Sie Ihre Putt-Performance auf dem Übungsgrün aus – und scheuen Sie sich auch nicht vor Putts über Gefälle. Achten Sie nicht nur auf das Ergebnis, sondern auch auf das Rollverhalten Ihres Balls. Sollten sich meist die Szenarien 3 und 4 ereignen, wäre es ratsam, einen Golf-Coach aufzusuchen – nicht um lange Schläge zu trainieren, sondern das Putten. Das besonders Schöne am Putt-Training: In diesem Spielbereich zeigen sich die Ergebnisse meist sehr schnell und deutlich. Leider wird das Putten von den meisten Freizeitspielern vernachlässigt, da es für die

Die Mehrheit findet es durchaus spannender, lange Bälle auf der Range zu schlagen. Aber es gilt die alte Golfer-Weisheit: »Drive for show, putt for dough« – also: aufs Putten kommt es an.

Preshot-Routine – Zielen & Schießen

»Beim Putten trennt man die beiden Teile Zielen und Schießen«, erklärt Michael Wimmer, während er auf dem ondulierten Übungsgrün in Niederbayern eine Fahne anvisiert, seinen Putter hebt und mit einem zugekniffenen Auge über den Putter-Schaft Richtung Ziel blickt. »Zielen ist etwas, das hinter dem Ball in Ball-Ziel-Richtung stattfindet«, erklärt der Experte, während er sich aus der Hocke erhebt. »In dem Moment, in dem ich meinen Ballmarker aufnehme, ist mein Zielvorgang abgeschlossen. Ich kümmere mich nicht mehr um die Richtung«, erklärt er weiter, während er einen Probeschwung macht, das Ziel anguckt, dann auf den Ball blickt, ausholt und den Ball tatsächlich im Loch verschwinden lässt. »Wenn ich am Ball stehe, geht es nur noch darum, die Längenkontrolle herzustellen und einen sauberen Roll zu erzeugen«, sagt Wimmer, während er wie selbstverständlich den Ball aus dem Loch fischt – immerhin ein fünf Meter-Putt mit Break.

»Beim Putten trennt man die beiden Teile Zielen und Schießen«, erklärt Michael Wimmer
+»Beim Putten trennt man die beiden Teile Zielen und Schießen«, erklärt Michael Wimmer

Damit das gelingt, dürfen zwischen Ende des Probeschwungs und dem Schlag nicht mehr als sieben Sekunden vergehen. Das ist die sogenannte Transferzeit. So lange bleibt mein Gefühl für den Putt erhalten. Dauert es länger, wird es schwierig. Wer mit Ausrichtungshilfen (Strichen auf dem Ball) arbeitet, sollte daher erst den Ball ausrichten, dann den Probeschwung machen – um dann binnen der sieben Sekunden auch zu putten.

Wie zielt man beim Putten richtig?

»Ob der Ball ins Loch geht oder nicht, ist eigentlich gar nicht das Entscheidende, da insbesondere bei längeren Putts durchaus auch der Zufall mitmischt«, erklärt der Teaching-Professional aufbauend. Bei Fernsehübertragungen werden uns meist nur die spektakulären, im Loch verschwindenden Putts gezeigt. Klar, auf der PGA Tour finden circa 94 Prozent der Ein-Meter-Putts das Ziel.

Trainingsgerät für Ausrichtung: Der Putt-Laser von Putt Visio
Trainingsgerät für Ausrichtung: Der Putt-Laser von Putt Visio

Aber auch bei den Profis die Trefferquote bei steigender Distanz rapide ab: Drei-Meter-Putts fallen nur noch mit einer Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent ins Loch; bei 4,5 Metern nur noch 23 Prozent. »Eigentlich müssten wir uns fast ausschließlich auf einen sauberen Roll konzentrieren«, meint Wimmer. Denn das Zielen kann schnell trainiert werden, beispielsweise mit dem Putt-Laser von Putt Visio. Dieser Laser, den wir in einem der nächsten #gadgettuesdays auf unseren Instagram-Kanal vorstellen werden, ist ein einfaches Hilfsmittel, um das Zielen zu verbessern.

Richten Sie dazu Ihren Putter aus und legen dann – ohne den Schlägerkopf zu bewegen – den Laser direkt an die Schlagfläche. Der grüne Laserstrahl wird zeigen, ob das Schlägerblatt wirklich auf das Ziel gerichtet war. Eine Trainings-Alternative mit dem Laser wäre, ihn mittels des Tripods auf das Ziel auszurichten und den Putterkopf entlang des Laserstrahls zu schwingen. Das kann durchaus eine Herausforderung sein, wird aber für saubere Rolls helfen und auch die Augen für eine bessere Ausrichtung schulen.

Wie liest man das Grün richtig?

Wenn Professionals oder Bundesliga-Spieler auch extreme Break-Putts im Loch versenken, ist das keine Zauberei, sondern jahrelanges hartes Training. Ist die eigene Putt-Technik korrekt, durch die der Ball auch dahin startet, wohin das Schlägerblatt zeigt, sollte das Grünlesen trainiert werden.

Break lesen kann mit einfachen Mitteln trainiert werden
Break lesen kann mit einfachen Mitteln trainiert werden

Suchen Sie sich auf dem Übungsgrün ein Loch mit viel Break. Nehmen Sie zwei Ausrichtungsstäbe, die Sie als Schiene so eng nebeneinanderhalten, dass ein Ball darauf rollen kann. Suchen Sie dann die Stelle, an der Ihrer Meinung nach der Ball »breaken« wird. Richten Sie sich aus und lassen den Ball die Schiene entlangrollen. Sie werden sicherlich überrascht feststellen, dass die meisten Breaks noch stärker sind, als das Auge zunächst annimmt. Nebenbei wird mit dieser einfachen Übung auch die Einschätzung des Grüntempos trainiert – je schneller das Grün, desto flacher müssen die Alignment Sticks gehalten werden.

Eine Sache der Geschwindigkeit

Zu guter Letzt ist alles eine Frage der Geschwindigkeit. »Jeder kann einen Ball werfen, kaum jemand kann putten«, sagt Michael Wimmer. Und demonstriert: »Beim Wurf hat man die Augen auf das Ziel gerichtet – beim Putt eben nicht.« Ein Gefühl für Distanz kann man auch dadurch entwickeln, dass man einen Ball einfach per Wurf mit der Hand rollen lässt. Wer vorher ein paar Bälle – ohne Putter – auf verschiedene Ziele über das Grün rollen lässt, trainiert spielerisch die Distanzkontrolle und gewinnt dabei auch etwas Selbstvertrauen. Probieren Sie es aus. Sie werden erstaunt sein, wie schnell sich Ihre Längenkontrolle beim Putten verbessert.

Mit dem Wissen aus dieser Trainings-Geschichte und etwas Übung werden Sie sicherlich Ihre Putt-Fähigkeit verbessern. Viel Spaß und Erfolg dabei!

PGA-Pro Michael Wimmer: Distanzkontrolle durch Wurfübungen
PGA-Pro Michael Wimmer: Distanzkontrolle durch Wurfübungen

Michael Wimmer

Pro seit: 2002
Status: G1 Professional der PGA of Germany
Clubs: Quellness & Golf Resort Bad Griesbach, Golfclub Beuerberg

Qualifikationen:
– A-Trainer des DGV / DOSB
– TPI-zertifiziert
– Ausbilderbefähigung
– Health-Pro-Ausbildung (absolviert 2010)

Trainings-Schwerpunkte:
– Putt-Expertise
– Alles rund ums tägliche Spiel
– Juniorcoaching
– Golftrainingsreisen

Kontakt:
🌐 wimmergolf.de
🌐 quellness-golf.com/golfwelt/unterricht/golf-professionals/